Nomen non est omen
Elfenkleider machen Leute
Sie zählen zu den erfolgreichsten Newcomern in der österreichischen Modeszene und machen bereits internationale Karriere: Das aus Tirol stammende Jungdesignerinnen-Duo Sandra Thaler und Annette Prechtl mit ihrem Label "Elfenkleid".
8. April 2017, 21:58
Thaler und Prechtl erzählen wie sie zueinander kamen
"Elfenkleid" - der Name weckt sofort Assoziationen: mit Hauchzartem, Verspieltem, Pastelligem - diese Vorstellung vergisst man sofort beim Betreten des Elfenkleid-Ateliers in der Wiener Margaretenstraße. Diese Elfenkleider sind ohne jeden Schnickschnack. Es dominieren Weiß, Beige, Grautöne und andere gedeckte Farben. Nichts Gemustertes.
Die ganz ungewöhnlichen "Elfenkleider" aus edlen Naturmaterialien sind einfach und gerade deshalb extravagant. Ihre besonderen Effekte erzielen sie durch eine unkonventionelle Mischung von Material, Schnitt und Bearbeitungstechnik. Der Label-Name will also verwirren und Widerspruch erzeugen.
Kontrast als Programm
Das Spiel mit Kontrasten ist in der gesamten Mode, die das Designerinnen-Duo macht, deutlich zu merken. Schon die erste Kollektion von Sandra Thaler und Annette Prechtl, die 2000 herauskam, arbeitete nach diesem Prinzip. Sie trug - als Tribut an die eigene Herkunft - den Titel "Tirol" und ironisierte alle Kostüm-Klischees, die man gemeinhin mit diesem Bundesland verbindet: Lederhose, Dirndl und Gamsbart. Die kamen - wenn überhaupt - nur indirekt oder verfremdet vor.
Bei den Internationalen Modetagen in Berlin fand die originelle und trotzdem tragbare Kollektion jedenfalls so großen Anklang, dass den beiden Szene-Frischlingen gleich der Pierre-Lang-Fashion-Award zuerkannt wurde.
Von "Tirol" bis zur "Auflösung"
Seit damals sind sieben Jahre und etliche weitere Kollektionen vergangen. Das Lokalkolorit in der Titelgebung verlor sich allmählich, die Kollektionen behielten aber ihre thematischen Schwerpunkte: Mit "bláa lonio" zum Beispiel, auf Isländisch "blaue Lagune", stellten sich Thaler und Prechtl der reizvollen isländischen Landschaft mit ihren kräftigen Farben als modischem Thema; mit der "linea della maniera" wiederum spielten sie auf die Kunstepoche des Manierismus an; natürlich hoch stilisiert, verfremdet und nicht ohne Ironie - eben in "Elfenkleid-Manier".
Die aktuelle Kollektion mit dem Titel "Auflösung" stellt wiederum Gewohntes in Frage, ironisiert es sogar deutlicher als bisher üblich: So verlieren etwa Hemdbestandteile ihre eigentliche Funktion und finden sich plötzlich an anderen Stellen der Kleidung wieder: Ärmel dienen zum Beispiel als Gürtel und Knopfleisten rutschen in Rocksäume.
Elfen mit Erdung
Mittlerweile haben Sandra Thaler und Annette Prechtl mit ihrem Label "Elfenkleid" international Karriere gemacht. Sie verkaufen ihre Kollektionen auch in Deutschland, Italien, in China, Japan, im Libanon und in Dubai. Ihren Erfolg verdanken die beiden der gelungenen Kombination aus Kreativität und Geschäftstüchtigkeit und nicht zuletzt der Tatsache, dass sie seit Studentinnen-Tagen am Modekolleg Herbststraße in Wien enge Freundinnen sind, und das ist - gerade in der eitlen Modebranche - keine Selbstverständlichkeit.
Hör-Tipp
Moment, Donnerstag, 14. Juni 2007, 17:09 Uhr
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Elfenkleid