Hubert von Goisern lichtet die Anker

Musikalische Osterweiterung

Von Linz ins Donaudelta, nach Rotterdam und wieder nach Linz. Das sind die Eckpunkte einer zwei Jahre dauernden Tournee, die der Weltmusiker Hubert von Goisern als Botschafter der Kulturhauptstadt Linz 2009 per Schiff unternimmt. Heute wurde das Projekt vorgestellt.

Am 20. Juni startet Hubert von Goisern, alias Hubert Achleitner, als Botschafter für Linz als Kulturhauptstadt 2009 zu einer zweijährigen Konzert-Tour auf Europas großen Flüssen. Das erste Konzert seiner Reise gibt Goisern nach der wetterbedingten Verschiebung am 24. Juni beim Donauinselfestival in Wien. Dort wird er zusammen mit Willi Resetarits, der Hohtraxlecker Sprungschanznmusi und dem moldawischen Künstler Zdob si Zdub auftreten.

Die völkerverbindende Tour soll quer durch Europa führen. An zahlreichen Stationen wird das aus insgesamt drei Schiffen bestehende "schwimmende Dorf" anlegen und gemeinsam mit lokalen Musikern aufspielen. Im Sommer 2007 wird Hubert von Goisern die Donau vom Delta bis nach Deutschland bereisen. Im Jahr darauf machen sich er und sein Team auf zum zweiten Teil der Tour, die auf Rhein und Main westwärts bis Rotterdam führen soll.

Bewegte Vergangenheit

Für Abenteuer und Kulturaustausch in fernen Ländern war der österreichische Alpenrocker Hubert von Goisern schon immer zu haben. Als 20-Jähriger wanderte er vorübergehend nach Südafrika aus, dann ließ er sich auf den Philippinen das Spielen der Nasenflöte beibringen, nahm mit tibetischen Künstlern Lieder in Indien auf und tourte durch Westafrika und Ägypten. Doch sein neues Projekt soll das alles in den Schatten stellen. Für den Weltmusiker kommt das ehrgeizige Projekt der Linz Europa Tour einer "kulturellen Osterweiterung" der EU über die Sprache der Musik gleich.

Bis zum Jahr 2009 will er als Botschafter für die künftige europäische Kulturhauptstadt Linz jeweils monatelang auf europäischen Flüssen touren und von seinem Schiff aus Konzerte geben. Insgesamt drei Schiffe braucht Goisern für die Völker verbindende Mammut-Tour. Ein Schubverband bewegt das Wohnschiff für die rund 20 Mitglieder der Band und Crew und ein zweites Schiff mit einer riesigen ausfahrbaren Bühne, Scheinwerfern, Licht- und Tontechnik von Hafen zu Hafen. An jedem Ort will von Goisern gemeinsam mit lokalen Bands auf der schwimmenden Bühne spielen.

Riesenprojekt

"Das hat eine Dimension, die mich manchmal erschreckt", bekannte Hubert von Goisern bei einer ersten Vorstellung seines Vorhabens in Regensburg. Die Domstadt und Passau sind im ersten Jahr die beiden einzigen Ankerplätze in Deutschland. In Regensburg kommt Hans-Jürgen Buchner mit seiner Gruppe "Haindling" zum österreichisch-deutschen Doppelkonzert, in Passau spielen die Weltenbummler mit der Claudia-Koreck-Band.

Danach wird der Tross via Donau Südosteuropa erkunden. Über Slowenien, Serbien, Kroatien, Ungarn, Bulgarien und Rumänien geht es bis in die Ukraine. Geplant sind insgesamt mindestens 23 Konzerte, im Osten sind sie gratis. "Wir haben auch Puffertage dazwischen. Da können wir irgendwo anlegen und ein Spontankonzert machen", sagt von Goisern. Der 54-jährige Familienvater hofft auf viele interessante Begegnungen an Bord - denn verlassen will er das Schiff während der Tournee nicht.

Intensive Vorbereitung

Seit zwei Jahren beschäftigt sich das Team um Hubert von Goisern mit der Flusstour und ist dabei auf allerlei Unwägbarkeiten gestoßen: Hoch- oder Niedrigwasser oder Probleme mit Behörden könnten die Tour vermiesen. Je weniger Wasser im Fluss, desto weiter weg vom Publikum am Ufer muss die Bühne ankern. Ein ukrainischer Bürgermeister will die Texte der Lieder überprüfen und den Auftritt von der Regierung genehmigen lassen. "Es ist hoch spannend. Bei manchen Sachen bin ich wirklich neugierig, wie's ausgeht", sagt der Musiker, der im Zweifelsfall "Charme und Kreativität" spielen lassen will.

2008 soll die Fluss-Tour weitergehen. Dann will Hubert von Goisern die Ufer von Rhein, Ruhr, Neckar, Mosel und Main beschallen, bevor er im Sommer 2009 wieder in Linz eintrifft. In der Stadt, die dann EU-Kulturhauptstadt ist und von Goiserns musikalisches Europa-Projekt finanziell unterstützt, ist ein großes Abschlusskonzert mit allen beteiligten Künstlern geplant.

Grenzenloses Europa

"09"-Intendant Martin Heller ist vom gemeinsamen Großprojekt mit Hubert von Goisern begeistert: "Ich finde, es ist ein zutiefst europäisches Projekt, sich mit musikalischen Mitteln den Chancen und den Widrigkeiten Europas zu stellen. Das ist ein gemeinsames Anliegen von uns." Und er schärft die Konturen des Projekts noch nach: "Zum wesentlichen Aufgabenfeld einer Kulturhauptstadt Europas gehört die Auseinandersetzung mit dem - noch - Fremden innerhalb Europas, mit neuen Wertesystemen und unbekannten Denkfiguren. Nicht zuletzt deshalb versteht sich das Projekt als selbstverständliches Engagement eines offenen, jeden fremdenfeindlichen Populismus zurückweisenden Österreich.“

Österreich 1 begleitet das Projekt als Medienpartner und wird laufend von der Tour berichten.