Geschichte - Technik - Entwicklung

Roboter

Der französische Fachjournalist Daniel Ichbiah spannt in seinem Bildband "Roboter" den Bogen von der verborgenen Mechanik altägyptischer Götterstatuen über Automaten und Androiden in Literatur und Film bis zu den heutigen Forschungs-Robotern.

Die meisten Leute stellen sich künstliche Wesen intuitiv mit menschlichen Zügen vor. Es scheint, als würde der Mensch unablässig versuchen, ein Ebenbild von sich selbst zu schaffen, dessen Schicksal er vollständig beherrscht.

Und das schon seit Jahrtausenden. Die ältesten heute bekannten "Mensch-Maschinen" waren bewegliche Statuen im alten Ägypten. Priester nutzten diese einfachen mechanischen Gebilde, um durch "Wunder" ihre Macht zu demonstrieren.

Erster Einsatz in der Autoindustrie

Die eigentliche Revolution fand erst Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung der ersten Computer statt. In den USA war man bereit, "den Menschen unangenehme, unbequeme und riskante Arbeiten zu erleichtern" und entwickelte 1961 den ersten Industrieroboter mit dem Namen "Unimate", der in der Autoindustrie die Arbeit erleichterte. Das freute vor allem die Hersteller, der Normalbürger bekam von den denkenden Maschinen kaum etwas mit, außer vielleicht, wenn diese ihn von seinem Arbeitsplatz verdrängten.

Doch man verlangte nach mehr, denn die Realität hinkte den Verheißungen zahlloser Science-Fiction-Storys weit hinterher.

Die Visionen von Romanschriftstellern wie Asimov führten dazu, dass man von Robotern bald deutlich mehr erwartete als eintönige Schweißarbeiten an der Montagekette von General Motors. Die Kybernetik gab den Weg vor: Automaten mussten befähigt werden, Informationen der Außenwelt zu verarbeiten und ihr Verhalten entsprechend zu ändern.

Künstliche Intelligenz

Die Welt forderte "künstliche Intelligenz". Der letzte Baustein, der fehlte, war der Mikrocomputer. Mit seiner Hilfe konnte 1973 in Japan "Wabot-1", der erste intelligente Humanoide, entwickelt werden. Die Maschine glich zwar nur entfernt einem Menschen, besaß aber immerhin visuelle Wahrnehmungsfähigkeit, konnte Gegenstände greifen, sich vorwärts bewegen und sogar einfache Gespräche auf Japanisch führen.

Interessant zu verfolgen ist, wie sich die Definition dessen, was wir als Roboter bezeichnen, im Laufe der Zeit verändert hat. So glaubte der Mensch, verstanden zu haben, was Intelligenz ist, bis die ersten "denkfähigen Maschinen" entstanden sind.

Die modernste Generation von Robotern in Haushalt, Industrie, Medizin, Militär oder Wissenschaft beweist, dass heute schon unglaublich viel möglich ist. Der kleine Alltagsgehilfe "PaPeRo" etwa, der aussieht wie ein aufrechter Staubsauger mit einem seltsam leeren Puppengesicht, kann tanzen, die Uhrzeit melden, den Fernseher ein- und ausschalten oder E-Mails abrufen und weiterleiten. So weit, so lieb. Wenn man dann allerdings erfährt, dass er darauf programmiert ist, seine kommunikativen Fähigkeiten ständig einzusetzen und Gesprächspartner aktiv zu suchen, so hat er doch schon wieder etwas Bedrohliches.

Autonome Androiden

Daniel Ichbiahs Kompendium gibt einen faszinierenden Überblick zu Geschichte, Technik und Entwicklung der Roboter mit zahlreichen Fotos und Grafiken, sowie Dutzenden Interviews mit Forschern, Fans und Philosophen. Wie sehr uns das Thema Roboter noch beschäftigen wird, erfährt man im Schluss-Kapitel über die Zukunft der Roboter.

Mit einiger Sicherheit werden sie zunehmend im Bereich der Mikromedizin, als veränderliche Baustoffe, sowie als Maschinen eingesetzt, die auf Wunsch unterschiedliche Objekte erzeugen. Man wird sie auf bestimmte Verhaltensweisen programmieren, so dass sie - ähnlich wie Ameisen oder Bienen - zu Hunderten oder Tausenden an einem Projekt arbeiten. Androiden werden Konversation treiben und sich in die menschliche Gesellschaft integrieren. (...) Die Ironie dabei: Je besser es uns gelingt, Roboter nach menschlichem Vorbild zu entwickeln, desto deutlicher wird, dass wir ihnen früher oder später eine entscheidende Fähigkeit zubilligen müssen: die Fähigkeit, sich selbst ein autonomes Bild unserer Welt zu machen.

Service

Buch, Daniel Ichbiah, "Roboter. Geschichte - Technik - Entwicklung", aus dem Französischen übersetzt von Monika Cyrol, Ulrike Jamin-Mehl & Marion Pausch, Knesebeck Verlag