Anleitung zur Energiehysterie

Dem Untergang entgegen?

Ein übertriebenes Angstsystem produziere Erregung statt Handlung, erzeuge Feindbilder und Ideologien und fördere damit Zynismus und Menschenverachtung, betonte Zukunftsforscher Matthias Horx in einem Vortrag vor Managern der Energiewirtschaft.

Horx über die Angstkultur

Die Angst vor den Bedrohungen durch Klima und Wetter ist uralt, und letzten Endes sind wir auch heute noch bedroht, wie die Naturkatastrophen zeigen. Die Angst davor, so Matthias Horx in einem Vortrag vor Managern der Energiewirtschaft, ist aber eine zweischneidige Sache. Ein gesundes Angstsystem warnt vor Gefahren, motiviert Kräfte und Ideen und führt zu angemessenen Reaktionen.

Ein übertriebenes, ein neurotisches Angstsystem aber produziere Erregung statt Handlung, erzeuge Feindbilder und Ideologien und fördere damit Zynismus und Menschenverachtung. Und wenn Angst so eine ganze Gesellschaft erfasse, gehe sie dem Untergang entgegen, sagt Matthias Horx.

Industrie der Angst

Horx spricht von einer Massenmedialisierung unserer Gesellschaft, und die habe eine Kultur und in der Folge eine Industrie der Angst gebildet. Gerade Deutschland und Österreich hätten eine ausgeprägte Angstkultur, sagt Horx. Und mit Ängsten könne man sehr gute Geschäfte machen. Die Medien sind Maschinen; die Angst produzieren, und zugleich ihr Dementi. Die Menschen bleiben irritiert und hilflos zurück.

Klimaänderungen bedeuten nicht den Weltuntergang, sondern hätten sich immer als Entwicklungsmotoren herausgestellt, meint der Zukunftsforscher Matthias Horx. Vor 9000 Jahren ist die Agrarkultur in einer Abkühlungsphase entstanden, als die großen Tierherden ausgestorben sind und die Jäger und Sammler die Ackerwirtschaft erlernen mussten, um sich zu ernähren. Das menschliche Hirn, so Horx, sei die Antwort der Evolution auf Bedrohungen durch das Klima.

Auswirkungen nicht vorhersehbar

Horx räumt ein, dass es in den letzten 50 Jahren immer wärmer geworden ist, dass der CO2-Ausstoß damit zu tun habe, und dass das auf die menschliche Zivilisation zurückzuführen sei. Aber die Auswirkungen für die nächsten Jahrzehnte seien nicht vorhersehbar, schon gar nicht regional genau.

Ebenso sei richtig, sagt Horx, dass wir schon die Hälfte unserer fossilen Energiequellen verbraucht hätten, beides zusammen, teures Öl und die CO2-Problematik, habe allerdings schon zu beruhigender Kreativität geführt. Beim Autokauf gebe es bereits einen Wertewandel, allein schon weil 60 Prozent der Kaufentscheidungen bereits von Frauen getroffen werden, und die schauen nicht auf die PS. Das berücksichtigen auch schon die Autofirmen bei der Entwicklung neuer Modelle.

Energiemix und Experimentierphase

Es wird schick, ein "Rettet-die-Welt-Auto" zu fahren, etwa einen Hybrid. Das knappe Erdöl wird nicht von einer einzigen neuen, großen Energiequelle abgelöst, sondern von einem Energiemix, der gerade zusammengestellt wird - etwa aus Solarenergie, Biomasse und Brennstoffzellen.

Wir sind in der Experimentierphase, meint Horx. Wohnhäuser ohne Energiesparkonzept sind nur mehr schwer zu verkaufen, es wird nicht mehr lange dauern, da werden Hochhäuser nicht mehr Energiefresser, sondern Energieproduzenten sein.

Auf gutem Weg
Architekten, Städtebauer, die Politik und die Bewohner gemeinsam sind durchaus in der Lage, die Herausforderungen zu bewältigen. CO2-Probelmatik und die Energiefrage sind von der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu lösen, aber da seien wir auf gutem Weg, so Horx. Und er schließt mit einem Zitat von John Cage: "Keine Ahnung, warum die Menschen Angst vor neuen Ideen haben, ich habe eher Angst vor den alten."

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 29. Juni 2007, 09:45 Uhr

Buch-Tipp
Matthias Horx, "Anleitung zum Zukunfts-Optimismus", Campus Verlag, 9783593382517

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Links:
Matthias Horx
Zukunftsinstitut
Wikipedia - Matthias Horx