Natalie Dessay, eine singende Schauspielerin

Vom Blondchen zur Regimentstochter

1993 debütierte sie an der Staatsoper als Blondchen in Mozarts "Entführung ": Natalie Dessay. In Wien hatte sie zuletzt in der "Regimentstochter" großen Erfolg. Die Sopranistin plant, nach der Opern- eine Schauspiel-Karriere zu starten.

1993 trat Natalie Dessay zum ersten Mal in der Wiener Staatsoper als Blondchen in Mozarts "Entführung aus dem Serail" auf. Kurz darauf riss sie das Publikum als Olympia zu Begeisterungsstürmen hin. Seither ist die Französin ein Liebling des Wiener Publikums geworden, obwohl sie sich in Wien eher rar macht.

"Die Olympia werde ich nicht mehr oft singen, denn ich singe nun seit 20 Jahren. Und in dieser Zeit verändert sich auch die Stimme. Ich habe acht Produktionen von Hoffmann gemacht, deswegen will ich jetzt auch etwas anderes tun, um mich nicht zu langweilen und auch nicht das Publikum."

Künftig mehr Belcanto-Rollen

Natalie Dessay würde gerne einmal Brünnhilde oder Salome singen: "Aber das geht mit meiner Stimme leider nicht, ich könnte höchstens den Tanz in der 'Salome' machen."

In Zukunft möchte sie mehr Belcanto singen, denn dies wäre sehr gut für ihre Stimme: "Ich würde gerne 'Puritani' und 'Maria Stuarda', aber auch mehr französische Opern wie zum Beispiel 'Manon' singen. Es ist für mich wichtig, neue Rollen zu erarbeiten. Wenn ich eine Partie so an die 70 Mal gesungen habe, ist es Zeit für mich zu gehen, und etwas Neues zu machen."

Eine Schauspielerin, die singt

Aber nicht nur durch ihren Gesang, sondern auch durch ihr intensives Spiel auf der Bühne begeistert Natalie Dessay ihr Publikum:

"Ich bin keine Sängerin, ich bin eine Schauspielerin, die singt. Deswegen mag ich keine Konzerte oder Liederabende. Da fühle ich mich nicht wohl. Ich brauche Partner um mich und eine Rolle, die ich spielen kann."

Unvoreingenommener Zugang

Bei einer neuen Produktion geht Dessay völlig unvoreingenommen in die ersten Proben und vertraut dem Regisseur, dass er sie leitet.

"Ich erwarte von einem Regisseur, dass er uns hilft. Wenn er uns im Stich lässt, bin ich sehr böse und gehe weg, denn es ist sinnlos, für fünf Wochen Proben die Familie zu verlassen - und es kommt dann nichts heraus. Deshalb versuche ich, nur mit guten Regisseuren zu arbeiten. Ich liebe die Probenarbeit, denn da entwickelt sich die Rolle in harter, intensiver Arbeit. Eigentlich möchte ich nur proben, die Vorstellung brauche ich gar nicht!"

Gesundheitliche Probleme überwunden

Vor einigen Jahren hatte Natalie Dessay ernsthafte Stimmprobleme und musste sich zwei Operationen unterziehen. Danach bedurfte es eiserner Disziplin, um wieder ihr ursprüngliches künstlerisches Niveau zu erreichen.

"Das eigentliche Problem danach waren weniger körperliche Schwierigkeiten, sondern die psychische Komponente. Ich musste das Vertrauen in meine eigene Stimme zurück gewinnen Und es hat fast vier Jahre gedauert bis ich meine Sicherheit wieder gewonnen habe", berichtet die Sängerin.

Triumphaler Erfolg mit Wiener "Regimentstochter"

Im heurigen Frühjahr gelang Natalie Dessay ein triumphaler Erfolg mit Donizettis "Regimentstochter" in Wien. Sie und ihre Partner wurden ebenso wie die Regie von Publikum und Kritik bejubelt.

"Laurent Pelly ist ein toller Regisseur, wir haben großartig gearbeitet. Zuerst war die Produktion in London zu sehen. Und nach Wien geht sie nun nach New York an die Met. Aber Juan Diego Florez war ein phantastischer Partner, er ist der Beste. Ich will keinen anderen!"

Nach Sänger- eine Schauspielkarriere geplant

Natalie Dessay ist fest entschlossen, nach ihrer Karriere als Sängerin als Schauspielerin am Sprechtheater aufzutreten.

Als erstes Stück hat sie Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" in einer französischen Übersetzung ins Auge gefasst. Aber in den nächsten Jahren wird man sie sicherlich noch als Sängerin bewundern können.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Sonntag, 8. Juli 2007, 15:06 Uhr

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