Ein weltweites Problem

Kinderarbeit

218 Millionen Kinder weltweit sind von Kinderarbeit betroffen. Das schätzt die ILO, die Internationale Arbeitsorganisation. Soll man die Kinderarbeit abschaffen oder anerkennen und so den Kindern zu mehr Rechten verhelfen?

126 Millionen Kinder weltweit werden ausgebeutet, sie arbeiten unter den schlimmsten Bedingungen. Die ILO definiert in der "Konvention 182" die schlimmsten Formen der Kinderarbeit als Arbeiten, die die Gesundheit des Kindes, seine körperliche, geistige, seelische und sittliche Entwicklung schädigen. Diese Arbeiten sind verboten.

Moderne Sklaven

Eine Million Kinder weltweit arbeiten in Steinbrüchen oder in der Erzgewinnung unter schlimmsten Bedingungen. Viele müssen nachts arbeiten. Die Bedingungen sind da am schlimmsten, meint Barbara Küppers von der Hilfsorganisation "Terre des hommes", wo sich die Familien in extremer Abhängigkeit befinden.

Im Südasiatischen Raum gibt es die sogenannte "Schulknechtschaft“, in die die Familien gelangen, sobald sie in die Fänge von privaten Geldverleihern geraten. Angesichts horrender Zinsen kann die Schuld oft nur mit einem Kind beglichen werden. Es gibt heute 15 Millionen Menschen, die als Sklaven leben - die meisten davon in Südasien. Die Hälfte der modernen Sklaven sind Kinder.

Verbot ohne Sanktionen

Derzeit haben 163 Staaten die ILO-Konvention 182 gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit ratifiziert. Das heißt, diese Staaten bekennen sich zum Verbot der Kinderarbeit und haben sich eigentlich verpflichtet, Maßnahmen dagegen zu ergreifen.

Die erste Konvention gegen Kinderarbeit wurde schon 1973 aufgesetzt. Damals hat man allerdings gesehen, dass man Kinderarbeit nicht einfach verbieten kann. Kinder leisten in vielen Ländern einen wichtigen Beitrag zum Familieneinkommen. Deshalb verschob sich das Bemühen darauf, zumindest die schlimmste Form der Ausbeutung zu unterbinden. Dazu gehören auch Kinderprostitution und Kindersoldaten. Der Erfolg ist mäßig, da es auch keine Sanktionen gibt, wenn gegen die Konvention verstoßen wird.

Diskriminierung

Die ILO verbietet die Arbeit von Kindern unter 13 Jahren. Für Entwicklungsländer wurde die Grenze auf zwölf Jahre herabgesetzt. Unter zwölf Jahren dürfen Kinder weltweit für keine Form der Beschäftigung herangezogen werden. Rein juristisch betrachtet zumindest. Doch selbst in Europa ist die Kinderarbeit im Leistungssport, in der Werbung oder der Gastronomie gesellschaftlich hoch angesehen.

Derzeit machen in vielen Ländern noch korrupte Arbeitsinspektoren ihre eigenen Gesetze, Minderheiten wie indigenen Gruppen, Migranten oder Frauen werden die Menschenrechte abgesprochen. Diskriminierung gibt es in unterschiedlichsten Facetten in allen Ländern. In den USA zum Beispiel arbeiten 300.000 Minderjährige auf Obstplantagen - Kinder von mexikanischen Einwanderern. Ein Phänomen, das im Steigen begriffen ist.

Recht auf Arbeit?

Kinder sollen generell das Recht haben unter würdigen Bedingungen, selbst bestimmt und mit angemessener Entlohnung zu arbeiten, wenn sie es wollen, meint Manfred Liebel. Der Erziehungswissenschafter räumt allerdings ein, dass die materielle Not vielen Kindern keine Wahl lässt.

Für sein Buch "Kindheit und Arbeit" hat er sich auf die Suche nach Beispielen gemacht, bei denen Arbeit nicht zwangsläufig in der Ausbeutung der Kinder mündet. In zahlreichen Ländern gibt es sogenannte Produktionsschulen, wo Kinder ihre eigenen Lebensmittel anbauen und damit ihren Schulbesuch finanzieren können. In Kleinkooperativen wird die Arbeit so eingeteilt, dass die Kinder genug Zeit für die Schule und zum Spielen haben, aber ihre Familien mit ihrem Einkommen unterstützen können.

Abschaffen oder anerkennen ist heute keine Alternative mehr. Die Arbeit der Kinder muss anerkannt werden und man muss ihnen die Möglichkeit geben, sich zu wehren und für ihre Rechte einzutreten.

Buch-Tipps
Manfred Liebel, "Kindheit und Arbeit. Wege zum besseren Verständnis arbeitender Kinder in verschiedenen Kulturen und Kontinenten", IKO Verlag, ISBN 9783889395887

Claudia von Berker und Hans-Martin Große-Oetringhaus (Hrsg.), "Getäuscht, verkauft, missbraucht. Reportagen und Hintergründe zum weltweiten Kinderhandel", Rotpunkt Verlag, ISBN 3858692522