Streifen sind die neuen Punkte

You Say Potatoe, I Say Batate

Ab hier machen wir eine neue Kategorie auf. E kommt von Essen. Als Gruß aus der Küche serviert die oe1.ORF.at-Grafikerin Ursula Hummel Süßkartoffeln. Und, dass Essen meistens eine Einbahnstraße nimmt, können Sie auch der aktuellen Illustration entnehmen.

Früher kam die Süßkartoffel mittels Boot von Südamerika nach Polynesien, heute kommt sie per Kleinlastwagen in den Lieblingssupermarkt. Wie viele Reisekilometer sie bis dahin hinter sich gebracht haben mag, weiß nur der Gemüseimporteur.

Wie ist das nun mit den Süßkartoffeln? Haben sie das Zeug dazu, das Gemüse des Jahres zu werden? Ich habe diese Wurzelknolle jedenfalls schwer unter Verdacht, dass sie es darauf anlegt, denn wenn ich sie sogar schon im anonymen Großsupermarkt ums Eck entdecke, dann scheint etwas faul im Staate Gemüsemark. Irgendwer oder irgendwas muss den Bärlauch doch ablösen und mit dem Granatapfel haben wir uns bereits zu Genüge beim Zerlegen angepatzt und voll gespritzt.

Als Diabetikerin frage ich mich tatsächlich, ob da wirklich Zucker drin ist. So platt gedacht, natürlich nicht. Doch die Suppe, die ich mir letztens aus Süßkartoffeln und Kürbis gekocht habe, hat verdächtig süß geschmeckt. Ein Schelm, der von einem Lebensmittel anderes erwartet, wo doch das Wort "süß" schon im Namen persönlich vorkommt. Klar, aber nicht alles was grün ist, heißt Wiese.

Ich esse aus dem Chipspackerl am liebsten die wirklich dunklen Scheiben. Die darf dann auch niemand anderer haben, notfalls reiße ich sie noch aus der Hand, kurz bevor sie im fremden Mund verschwindet. Ich sollte das Zeug sowieso nicht essen, dann will ich bei den paar Chips wenigstens meine Lieblingsscheiben ergattern.

Zeit meines Lebens habe ich eigentlich nur gedacht, dass ich eben früh deswegen an Krebs sterben würde. Wissen Sie nicht? All die verbrannten, dunklen Stellen sind ja pure Krebserreger! Das erzählt man doch jedem Kind!

In Wirklichkeit sind diese braunen Scheiben oder einzelne Verfärbungen Andeutungen, dass hier besonders viel Stärke oder doch nur Zucker im Fett verbrannt ist (so genau habe ich's mir jetzt auch nicht mehr gemerkt - eh das gleiche). Gott sei Dank gibt es neuerdings diese Lebensmittelkindersendungen für Erwachsene, die schon alles gegessen haben. Mein Leberkäse macht Aaaaah quasi. Oder "Die Sendung mit der Maus", aber diesmal wird die Maus, der Elefant und die Ente gebraten. Nicht ohne zu erklären, warum die Maus, der Elefant und die Ente unter jenen oder anderen Umständen am knusprigsten werden würden.

Ja gut also. Die Süßkartoffel. Weiß der Teufel, was ein Mitteleuropäer mit ihr anstellen soll. Ein paar Vegetarier und militante Veganer mögen sie schon des längeren auf dem Speiseplan gehabt haben. Anti-Globalisierungsdemos hin und her.

Ich stolpere erst seit kurzem und das dafür dauernd über diese Knolle. Ich konnte mich bislang auch vor dem Fleischregal ausreichend unterhalten. Punkto Verwertung sind mir bislang nur Suppe und Püree eingefallen. Oder eben hauchdünne Scheiben im Backrohr bei hoher Hitze gegrillt. Ganz ehrlich, da lob ich mir die Saison mit Schwerpunkt Granatapfel und Parmesanschnitzer. Da wusste man sich korrekt in der Küche zu benehmen: auf Rucola gestreut und geht schon. Die Süßkartoffel kann ich schwer auf gemischten Salat reiben. Ach ja, ich habe gerade nachgelesen. Batate heißt unsere neue Freundin. Herzlich willkommen Süßkartoffel, in unserem Gemüsefach im Kühlschrank stinkt es ohnehin nicht mehr so arg nach Knoblauch vom Frühlingsbärlauch. Hau weg die Erdäpfel, Batate kommt!