Und sah einen anspruchsvollen Film
Ech nuppta im Sudi
Für jedes Mal Bru Willi sollte man einen anspruchsvollen Film anschauen. Warum das vergangene Woche ausgerechnet "Meine Mutter" sein musste, der ein paar Tage davor auf arte gelaufen war, weiß ich auch nicht. Danach versiegte jedenfalls jede Schreiblust.
8. April 2017, 21:58
Warum muss ich aufs Klo schon wenn ich den Kaffee gerade erst geholt habe? Damit ich ihn nicht zu heiß trinke. Der Körper schaut auf sich. Ich sage zu ihm: "Gut, geh' ich. Euer Wunsch ist mir Befehl." Ich rede meinen Körper immer mit Ihr und Euer an, dann wachsen ihm beim Schlafen die Muskeln und er fühlt sich toll und geschmeidig an, genau wie die süßen Urwaldperlen in der Hautcremewerbung meiner Jugend, welche - die Hautcreme - viel echte Kakaobutter enthielt, die von den feuchttraumsicheren Mädels höchstpersönlich aus den Böhnchen gesogen, leicht anverdaut und in die Tiegelchen gespuckt worden war, die Tiegelchen in demselben Hellstbraun wie die gesamte Badezimmereinrichtung von zwei Dritteln der in den Solarien dieser ersten Welt eilig gealterten Mädchen, die sich vom feuchten Urwald gerne aufs Dekolleté spucken ließen, weil irgendwas muss man ja tun, wenn schon nicht mehr im Feuchttraum, dann eben im Feuchtraum. Ich lehne solche sexistischen Wortspiele, die überdies das Alter entwürdigen, entschieden ab. Aber ich schaue auch schlechte Filme an und finde sie dann gar nicht schlecht, zum Beispiel "Testosteron 4.0" mit dem umwerfenden Bru Willi, der nun auch schon ein wenig Kakaobutter nötig hätte.
Zum Beispiel am Donnerstag. Da saß ich an einem Kaffeehaustischchen in einem Gebäude, welches ein Kino sowie mehrere Restaurant- oder Barbetriebe beinhaltet, und nippte wie ein magenkranker Spatz an meinem Soda, während ich auf den Beginn des Films "Meine Mutter" wartete, in dem angeblich die eigene Mama den eigenen Sohn verknusperte. Inmitten dieses Donnerstagspublikums mit sehr geringem Bildungsgrad fühlte ich plötzlich eine interessante Neigung in mir: Ich wollte alle Verben neu deklinieren. Aus wartete wurde wurt. Total schräg. Dann kam der Kellner und forderte mich auf, noch etwas zu bestellen. Ich sagte, ich hutt bereits. Er sagte, ich möss noch mehr. Ich sug, mit diesem Kafka-Schmäh kunn er sich gleich wieder schleichen, er sug, so was wörd ich niemals zu ihm sagen, sondern bestenfalls in mein Notizbüchlein schreiben. Damit hutt er mich. Und meine Deklinationen sind Scheiße. Ich blicke mich um, lauter Tussis, die in der Illustrierten ein Bild betrachten und sich von der zweitbesten Freundin am Telefon ein parfümiertes Ohr abkauen lassen. Ech nuppta im Sudi end luschta dör üllgömoenan Leutvarschübing.
Dann las ich weiter in brand eins. Brand eins ist die geilste Wirtschaftszeitschrift, ich krieg die jeden Monat gratis, damit ich schröba, wie geil sie ist. Der Kellner ist nun wieder eine Kellnerin und hat zwei Brüste stupenden Ausmaßes, vor denen ein Mann sich wohl fürchten soll. Ich blicke in mein brand eins. Dann ist Kino. Mama und Sohn sind erst ganz am Schluss dran. Was davor passiert, nennen die Minderjährigen beim Verlassen des Kinosaales, während ich mir selbstverständlich mit lezter Kraft den Abspann gebe, "komisch" und dann "schräg". Ich war immer für das Schräge. Ich glaube, ohne Diagonale wären rechte Winkel leere Hosen. Andererseits bin ich ein strikter Gegner der Diagonale, weil sie etwas abschließt, das vielleicht gar nicht beim Abschlussdienst angerufen hat. Jetzt hab ich eine Schreibhemmung.
Jetzt ginge es wieder, aber es sind schon über 3.000 Zeichen.
Servus!