Der legendäre Bariton Eberhard Waechter im Gespräch

Unglaubliche Begeisterung für die Oper

Im Jahr 1955 wurde er an die Staatsoper engagiert, die er dann ab 1991 mit Ioan Holender leitete: Eberhard Waechter. Im Rahmen des Ö1 Jubiläums bringt der Kultursender eine Veranstaltung aus dem Jahr 1983 mit dem bedeutenden Bariton, der 1992 gestorben ist.

Der 1929 in Wien geborene Bariton Eberhard Waechter debütierte 1953 an der Wiener Volksoper und wurde 1955 an die Wiener Staatsoper engagiert, wo er sich rasch zu einem der beliebtesten Sänger des Hauses entwickelte. Im Rahmen des Jubiläums 40 Jahre Ö1 wiederholt der Kultursender eine Opernfreunde-Veranstaltung mit dem legendären Sänger, die 1983 stattfand.

Eine der Glanzpartien Waechters war der Don Giovanni, mit der ihn eine Hassliebe verband: "Das ist eine äußerst undankbare Rolle, man erwartet sich vom Giovanni, dass er ein Weiberheld ist, und die Wahrheit ist, dass er ja gar nichts erreicht. Zuerst gelingt die Vergewaltigung der Donna Anna nicht, die Elvira ist ihm schon fad und bei der Zerline gelingt auch nichts, da stört ihn wieder irgendein Bauernbursche."

Aus einem musikalischen Elternhaus

Eberhard Waechter stammte aus einem musikalischen Elternhaus und wurde schon sehr früh mit Musik und der Oper konfrontiert.

"Durch den Krieg war die Schule damals nicht so wichtig und so wir sind stundenlang vor der Oper herumgelungert und haben gehofft, irgendeinen Sänger zu entdecken, dem sind wir dann mit ehrfürchtigem Abstand gefolgt. Ich habe für die Oper eine Begeisterung entwickelt, die kann man heute gar nicht mehr nachvollziehen. Man musste sich stundenlang für den Stehplatz anstellen, und es gab nur ein Thema für uns und das war die Oper."

Kein reisender Sänger

Waechter war kein reisender Sänger, der seine Karriere auf der ganzen Welt machen musste - ihm war eine feste Bindung an ein Haus viel wichtiger:

"Ich habe durchaus an den großen Opernhäusern gastiert, aber nach 14 Jahren fand ich das Herumfahren so entsetzlich, das wochenlange Herumsitzen in Hotels. Man ist in Städten, die man eigentlich nicht schön findet, und so habe ich gesagt: Damit höre ich jetzt auf. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit der Karriere auch bergab, denn die Plattenfirmen interessieren sich weniger und auch dem Publikum fehlt das internationale Flair."

Von Giovanni bis Wotan

Eberhard Waechter hatte sich ein sehr breites Repertoire erarbeitet, darunter rund 50 große Partien - vom Wotan über den Giovanni bis zum Wolfram. Aber auch der zeitgenössischen Oper bricht Eberhard Waechter eine Lanze:

"Ich finde, hier wird viel zu wenig getan. Das heißt nicht, dass mir alles gefällt. Aber wenn es hier keine Weiterentwicklung gibt, dann sitzen wir im Museum!"

Einer der Lieblingssänger Karajans

Herbert von Karajan fand während seiner Direktionszeit an der Wiener Staatsoper in Waechter einen seiner Lieblingssänger.

"Wir haben mit Lindtberg die 'Fledermaus' wochenlang geprobt und dann kam Karajan zu den Orchesterproben und hat Passagen, die wir mühsam erarbeitet haben, so geändert, dass es auf der Bühne drunter und drüber ging. Ich sagte darauf hin, dass er schon ein wenig Rücksicht auf uns nehmen müsste. Er aber antwortete, dass es besser sei, wenn wir uns trennen. Das hatte ich nicht erwartet. Einige Tage später ließ mich Karajan rufen und sagte: wissen Sie was, vergessen wir die Sache. Da haben Sie ein Packerl chinesischen Tee. Da war ich dann schon sehr beschämt!"

1991 mit Holender als Opern-Chef berufen

1987 wurde Eberhard Waechter zum Direktor der Volksoper bestellt und 1991 gemeinsam mit Joan Holender an die Wiener Staatsoper berufen.

Nach nur einem Jahr als Direktor verstarb Eberhard Waechter am 29. März 1992 bei einem Spaziergang im Wienerwald völlig unerwartet.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Sonntag, 19. August 2007, 15:06 Uhr

Links
Wikipedia - Eberhard Waechter
Herbert von Karajan
Freunde der Wiener Staatsoper
Wiener Staatsoper