Instrumentalistinnen und Sängerinnen

Country abseits des Mainstream

Was für uns die volkstümliche Musik, ist für die US-Amerikaner die Country-Musik im Nashville-Stil. Doch es gibt Sängerinnen, die zwar Country-Musik machen, aber nicht dem kommerziellen Nashville-Mainstream zuzurechnen sind.

Die amerikanische Volksmusik wurde geprägt von den musikalischen Traditionen der verschiedenen Einwanderergruppen. Zwischen 1880 und 1920, in 40 Jahren also, wuchs - aufgrund der Masseneinwanderung insbesondere aus Ost- und Südeuropa, aber auch aus Deutschland, Irland und Skandinavien - die Bevölkerung der USA von 50 auf 105 Millionen.

"Country" gilt als die euro-amerikanische, die "weiße" Volksmusik der USA, aber das gilt bestenfalls für den Nordosten beziehungsweise Neuengland. Im Südwesten der USA hat die Volksmusik starke spanische und mexikanische Wurzeln und im Süden, da prägten 300 Jahre Sklaverei.

Erneuerinnen des Bluegrass

Woher man kommt ist weniger wichtig als wohin man geht. Gillian Welch, geboren in New York, aufgewachsen in Los Angeles, und Alison Krauss, aus Illinois, beide an die 40, zählen zu den Erneuerinnen des Bluegrass, einem Genre der Country-Musik, dessen typisches Merkmal das rein akustische Erscheinungsbild ist.

Im Film "O Brother, Where Art Thou?" der Brüder Coen singen sie im Vorläuferstil des Bluegrass, dem Old-Time-Style, den Gospel-Klassiker "I'll fly away", eine Hymne auf den Tag, an dem das beschwerliche irdische Leben - endlich - zurückgelassen werden kann.

Später kommerzieller Erfolg

Lucinda Williams spielt eine Mischung aus Folk, Rock und Country, ihre ersten Platten veröffentlichte sie bei kleinen, unabhängigen Labels. Mit 20 begann sie ihre Karriere als Berufsmusikerin, aber erst als sie Mitte 40 war, gelang ihr auch ein nennenswerter kommerzieller Erfolg.

Ihre Lieder haben oft einen melancholischen Grundton. Der Tod der Mutter, das böse Ende einer schwierigen Beziehung, das sind Themen auf ihrer neuen Platte "West".

Von der Bergmannstochter zum Superstar

Loretta Lynn ist eine Ikone der Country-Musik made in Nashville. Ihre Autobiografie - von der armen Bergmannstochter zum Superstar - wurde ein Bestseller, der in den 1980er Jahren auch verfilmt wurde: "Nashville Lady" hieß er auf Deutsch.

Mit fast 70 Jahren veröffentlichte Lynn ein Album, dessen Songs von Jack White von den White Stripes, einem Blues-Rock-Duo aus Detroit, arrangiert wurden.

Loretta Lynn, so ist in einem Country-Lexikon zu lesen, verkörpert mehr als alle anderen Sängerinnen der Szene die einfache Frau, mit der sich jeder identifizieren kann. Einen Crossover-Hit werde man von ihr nicht hören. Ähnlich wie bei Johnny Cashs "American recordings" hat hier auch der Produzent das Image und den Ausdruck nachhaltig verändert.

Country-Musik aus Kanada

Gleichermaßen im Pop- wie im Country-Bereich zu Hause ist die Kanadierin K. D. Lang. In den 1980er Jahren mit Country-Alben erfolgreich, hat sie sich danach stilistisch in freiere popmusikalische Zonen begeben.

Wie viele ihrer Kolleginnen legt sie Wert darauf, die Kontrolle über den Herstellungsprozess ihrer Musik nicht aus der Hand zu geben.

Songs ohne Schlagzeug

In der musikalischen Besetzung für ihr Album "Hymns of the 49th parallel", produziert bei einem kleinen Label, verzichtete sie zum Beispiel auf ein Schlagzeug. "Ich wollte das nicht, weil dadurch ein Song schnell einem Genre zuordenbar wird", sagte Lang.

The 49th parallel ist die Grenzelinie zwischen den USA und Kanada. Auf dem Album covert K. D. Lang Songs, die "Teil meiner kulturellen Substanz" sind, die "meine musikalische DNS geprägt haben", zum Beispiel "After the Gold Rush" ein Song des Kanadiers Neil Young. Young war und ist durch seine Vielseitigkeit und künstlerische Entschlossenheit eine wichtige Bezugsperson für die alternative Country Szene, nicht nur für K. D. Lang.

Singer-Songwriterin Nanci Griffith

Über das, was man wahrnimmt und fühlt, zu berichten, "wahrheitsgetreu" und zugleich in einer poetischen Form, so könnte man auch den Impetus von Nanci Griffith definieren.

Geboren in Austin, Texas, begann Griffith schon mit 14 Jahren ihre Karriere - bei einem Folk-Festival. Auch sie bewegt sich stilistisch im Feld Folk-, Country- und Popmusik. Sie ist - wie viele ihrer Kolleginnen im alternativen Country-Bereich - eine Singer-Songwriterin.


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Hör-Tipp
Spielräume, Mittwoch, 22. August und Mittwoch, 29. August 2007, 17:30 Uhr

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K. D. Lang