75 und immer noch aktiv
Ferry Radax, Regisseur, Maler und Fotograf
Mit Werken wie den 1970 entstandenen Filmen "Konrad Bayer, oder: Die welt bin ich und das ist meine sache" und "Der Kopf des Vitus Bering" zählt Ferry Radax zu den wichtigsten Avantgarde-Filmern des Landes. Im Juni feierte er seinen 75. Geburtstag.
8. April 2017, 21:58
Auch im Alter von 75 fühlt sich Ferry Radax wie 38.
Fragmente aus dem Roman "Der sechste Sinn" von Konrad Bayer sind es, die den berühmtesten Film von Ferry Radax, "Sonne halt!", prägen. 1959 wurde der Film erstmals präsentiert, als Schauspieler vor der Kamera agiert – neben anderen - auch Konrad Bayer.
Ferry Radax hat mehrere Filme mit seinem Freund Konrad Bayer gedreht, aber auch einen Film über den Schriftsteller, der sich 1964 das Leben nahm. Neben seiner Arbeit an Dokumentar-, Experimental-, Werbe- und Spielfilmen hat Ferry Radax schon früh Porträts von Künstlern gestaltet, meist von Künstlern, die erst Jahre später berühmt werden sollten. So gibt es bereits in den Jahren nach 1960 filmische Annäherungen an H. C. Artmann, Thomas Bernhard und Friedensreich Hundertwasser.
Im Kino das Handwerk gelernt
Am 20.Juni 1932 - also vor 75 Jahren - wurde Ferry Radax in Wien geboren. In den biografischen Notizen zu Ferry Radax ist zu lesen: "Ausbildung zum Sängerknaben, später Gesang und Klavier am Musischen Gymnasium Frankfurt am Main." Ferry Radax erhielt eine fundierte Ausbildung bei den Wiener Sängerknaben, später wechselte er an ein Musisches Gymnasium in Frankfurt, wo er bald mit einem Chor von talentierten Kindern aus ganz Europa auf Tournee ging.
"1948 habe ich, wie viele Jugendliche heute, neben der Schule begonnen, häufig ins Kino zu gehen", erinnert er sich. "Im Mondlicht der Kinoleinwand" hat er sein Handwerk gelernt.
Drei Jahre lang arbeitet Ferry Radax als Assistent beim Dokumentarfilmer Wilhelm Eduard Nassau, wo er auch Peter Kubelka kennen lernt, beide werden 1953 Studenten der Wiener Filmakademie, sie besuchen 1955/56 eine Filmschule in Rom, mit Peter Kubelka dreht Ferry Radax 1955 den Film "Mosaik im Vertrauen".
Mehr als 130 Filme
Heute gilt Ferry Radax als Pionier des Avantgardefilms in Österreich. Bereits in der Zeit um 1950 schuf er mit Stilmitteln der Collage- und Montagetechnik ungewöhnliche Filme - "Das Floß", "Mosaik im Vertrauen", "Sonne halt!", "Testament", "Am Rand" und viele andere. Über 130 Filme hat Radax gedreht. In den letzten Jahren war er auch als Maler und als Fotograf in namhaften Galerien präsent, für seine fotografischen Arbeiten erhielt er kürzlich den "Otto-Breicha-Preis für Fotokunst".
Sein Projekt "Sonne halt!", realisiert 1959, gilt auch heute noch als Standardwerk des Experimentalfilms. Ein Blick in die grelle Sonne über den Dächern führt zum Titel des Films.
Fotodokumente des "Art-Club"
Als Fotograf des "Art-Club", der österreichischen "Urzelle der Moderne", wurde Ferry Radax bei der Verleihung des "Otto-Breicha-Preises für Fotokunst" gewürdigt, der vom Salzburger Museum der Moderne vergeben wird. Mit seinen Schwarz-Weiß-Fotos aus jenen Jahren, den Aufnahmen rund um die Künstlergalerie "Strohkoffer" des damaligen "Art-Club" in Wien wurde Radax zum Chronisten jener Aufbruchstimmung nach dem Krieg, die österreichische Künstler neue, ungewohnte Wege betreten ließ. Gulda, Hundertwasser, Fuchs, Rainer, Mikl, Artmann - bekannte Gesichter sind auf diesen frühen Aufnahmen aus den Jahren 1952 bis 1954 zu sehen.
Neben seinen Film- und Fotoarbeiten hat Ferry Radax auch als Maler versucht, eigene unkonventionelle Wege zu gehen. Er bemalte einen Paravent mit japanischen Motiven, kopierte Werke von Edward Hopper. Er schuf gemalte Film-Bilder; berühmte Szenen aus Filmen – nicht selten aus Kriminalfilmen - werden auf der Leinwand neu gezeigt, wobei rätselhafte Leerstellen und ungewohnte Bildausschnitte für Irritation sorgen.
Kontakt zum Osten gesucht
Von einer "filmischen Ost-Erweiterung" träumt Ferry Radax noch, der Dialog mit Künstlern und Filmschaffenden aus dem Osten würde bei uns noch viel zu wenig gepflegt, davon ist er überzeugt, da sei noch viel mehr möglich.
Derzeit arbeitet Ferry Radax an einer "Videographie", er erzählt vor laufender Kamera sein Leben, ein filmisches, autobiografisches Dokument entsteht. Zu seinem 75.Geburtstag gab es zahlreiche offizielle Ehrungen. "Gute zehn Jahre werde ich schon noch aktiv sein", meint er zum Abschluss.
Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 26. August 2007, 14:05 Uhr
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Ferry Radax