Lautstärke vs. Inhalt vs. Adressaten

Maximale Kommunikation

Mit Händen, Füßen, Zeichen, Stimme: Seit Jahrtausenden kommuniziert der Homo sapiens. Dem Menschen, heißt es, ist das Sprechen gegeben. Das Schweigen ebenso. Vielleicht auch das Zuhören. Die Kommunikation ist ein Hund. Und wird immer indirekter.

Szene 1/öffentlicher Raum: Im Großraumwagen eines Zuges. Innerhalb einer Viertelstunde erfahre ich ungefragt, dass die getigerte Dame ohne Geschmack aber mit Enkel unabkömmlich ist in der Firma und mit dem Chef genauso spricht wie mit dem Fünfjährigen. Dass die Kleine, Dunkle zur Fète Blanche geht, "aber bitte hoffentlich treff' ich den Roman nicht, und mit wem gehst du?", und dass von einem beanzugten Herrn, der schon mit Headset einsteigt, nichts Gutes zu erwarten ist. Fünf Stunden Businessgespräche nämlich.

Szene 2/Callcenter einer Internetdingsfirma: Die Mobilschnuckis, die daran schuld sind, dass ich fünf Stunden lang leiden musste, gehören wahrscheinlich zur selben Kategorie wie Computer, die nerven. So auch meiner, weil die Internetleitung nicht funktioniert. Ein Anruf wird von "Robert Schnutzliwutzli, was kann ich für Sie tun??" entgegengenommen und endet nach vielen Erklärungen und offensichtlicher Unkenntnis des Servicecentermitarbeiters mit dem Totschlag-As, das er triumphierend aus dem Ärmel schüttelt: "Der Kollege wird Sie maximal zurückrufen!"

Szene 3/Internetz: Eine ganz andere Form der Kommunikation ist die virtuell-internette, die aber auch ziemlich hand(?)fest werden kann: "Ute, make your wife happy!" werde ich per Mail aufgefordert. Ich gehe davon aus, dass der Mann in meinem Haushalt keine Frauenkleider trägt, Ute wie ein Männername klingt und ich deshalb zum potenziellen Kundenkreis gehöre. Hoffe ich zumindest.

Kommunikation will den Adressaten erreichen. Dachte ich. Wenn aber das unbekannte Publikum zum Mithörer gemacht wird, wenn die vorgebliche Hilfeleistung nur in Beschwichtigung besteht, dann "dissonieren" wir allmählich. Sprechen ist gleich Gebrabbel, Zuschriften sind Geschreibsel, aus Verständigung wird ein einziges Missverständnis.

Auf der Suche nach dem Kerninhalt des Begriffs "Kommunikation" stoße ich im Internet (nein, nicht über meinen Zugang, ich warte noch auf den maximalen Rückruf) auf folgende Umschreibung: "Die nonverbale Kommunikation ist vermutlich die älteste Form zwischenmenschlicher Verständigung, lange bevor der Mensch das erste Wort geäußert hat."

Nonverbale - noch besser - telepathische Kommunikation: Wie ich mich danach sehne!