Die "Pille danach" bleibt umstritten

Empfängnisverhütung

Die Möglichkeiten wirksam und sicher Schwangerschaften zu verhüten sind zahlreich. Für den Notfall gibt es die "Pille danach" - die in Österreich allerdings nur auf Rezept erhältlich ist. An eine Freigabe der "Pille danach" ist derzeit nicht gedacht.

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie haben Sex mit ihrem Partner. Das Kondom platzt. Es sind ihre fruchtbaren Tage. Kind wollen Sie jetzt aber keines. Was tun? Am sichersten und schnellsten wirksam wäre die "Pille danach", die es auch in Österreich zu kaufen gibt. "Wäre" deshalb, weil der Weg zu dieser Notfallverhütung ein Spießrutenlauf sein kann.

Einer Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung zufolge lehnt ein Drittel aller Spitäler die Abgabe der "Pille danach" ab. ÄrztInnen und Spitäler, die das Notfallverhütungsmittel doch rezeptieren, verlangen vielfach mehr als 30 Euro Ausstellungsgebühr. Apotheken dürfen zwar - kraft eines Notfallerlasses - die "Pille danach" auch ohne Rezept abgeben. Das allerdings hängt wiederum vom guten Willen des jeweiligen Apothekers ab.

OSR empfiehlt Rezeptfreiheit

Der Oberste Sanitätsrat (OSR) hat heuer eine Empfehlung abgegeben, die "Pille danach" rezeptfrei in Apotheken zu verkaufen. In einem Interview mit der Tageszeitung "Der Standard" vom 29. August lehnt dies allerdings Gesundheitsministerin Dr. Andrea Kdolsky ab. Für sie ist klar, die "Pille danach" darf nur nach ärztlicher Verordnung abgegeben werden.

Im europäischen Ausland, etwa in den skandinavischen Ländern, Großbritannien und Frankreich ist die rezeptfreie Abgabe der "Pille danach" dagegen schon lange kein Thema mehr. Die Notfallverhütung wird rezeptfrei abgegeben, an Schülerinnen in Großbritannien sogar gratis. Das positive Ergebnis: Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist zurückgegangen.

Wissen bleibt gering

Auch Sexualaufklärung in der Schule funktioniert innerhalb des europäischen Auslandes häufig besser und umfassender als in Österreich. In vielen Ländern, wie so häufig ist auch hier Skandinavien an erster Stelle zu nennen, ist die schulische Sexualaufklärung sogar gesetzlich vorgeschrieben. Dies führt ebenfalls zu einem bewussteren Umgang mit der eigenen Sexualität und Fortpflanzungsfähigkeit.

In Österreich dagegen kann in den Schulen aufgeklärt werden, gesetzlich vorgeschrieben ist das allerdings nicht. Das Wissen über Verhütung ist dementsprechend in Österreich eher gering. Wie von der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung zu hören ist, "kennen Österreicherinnen und Österreicher die Pille und das Kondom", so ein Zitat der Präsidentin der ÖGF, Dr. Claudia Linemayr-Wagner.

Auch das Wissen um die Funktionsweise der verschiedenen Kontrazeptiva ist gering. Dabei stehen heute rund 20 verschiedene Verhütungsmethoden zur Verfügung. Von der Pille und sämtlichen anderen hormonellen Verhütungsmitteln (Verhütungsring, Pflaster, Stäbchen und Hormonspirale) über das Kondom und andere Barrieremethoden (Portiokappe, Diaphragma) bis hin zu natürlichen Verhütungsmethoden wie Temperaturmethode, Schleimbeobachtung und Berechnung der fruchtbaren Tage mittels Computer. Für Paare, deren Familienplanung abgeschlossen ist, besteht die Möglichkeit einer Sterilisation.

Informationen über die möglichen Verhütungsmethoden erhalten Sie bei Frauenärzten und Frauenärztinnen, sowie Familien- und Sexualberatungsstellen. Für Mädchen und Burschen, die sich über Sexualität und Verhütung informieren wollen, stehen die Beratungsstellen der First-Love-Ambulanz zur kostenlos und anonym zur Verfügung.

Diskutieren Sie mit!

Wenn Sie Fragen haben oder von Ihren eigenen Erfahrungen berichten möchten, dann rufen Sie während der Sendung unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 6979 an, oder posten Sie hier.

  • Welche Verhütungsmittel würden Sie empfehlen?
  • Sind Sie mit dem Aufklärungsuntericht in den Schulen zu frieden?
  • Haben sie mit Ihren Kindern über Verhütung und Sex gesprochen?
  • Wie sollte, Ihrer Meinung nach, die optimale Information über die Möglichkeiten der Empfängnisverhütung aussehen?
Nach der Sendung beantwortet Dr. Claudia Linemayr-Wagner, Fachärztin für Gynäkologie und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung bis zirka 15:00 Uhr Ihre Postings.

Mehr dazu in der Online-Infomappe

Hör-Tipp
Radiodoktor - Medizin und Gesundheit, Montag, 3. September 2007, 14:20 Uhr

Link
First-Love-Ambulanz