Ein katastrophales Geburtstagsfest
Das erste Solo von Alfred Dorfer
In seinem ersten Soloprogramm "Alles Gute" versetzte sich Alfred Dorfer in die Figur des Lehrer Robert Brenneis, dessen Fest zu seinem 30. Geburtstag zum Fiasko wird. Mit diesem Programm legte Dorfer den Grundstein zu seiner erfolgreichen Solokarriere.
8. April 2017, 21:58
Ich bin 30, na super!
Mit März 1993 wurde die heimische Kabarettszene um eine faszinierende Facette reicher. Alfred Dorfer präsentierte damals sein erstes Solo "Alles Gute". Es ist die Geschichte des Lehrers Robert Brenneis, der anlässlich seines 30. Geburtstages zum ersten Mal in seinem Leben im unumstrittenen Mittelpunkt all seiner eingeladenen Kollegen, Verwandten, Freunden und Verflossenen stehen wollte. Zu diesem Zweck engagierte er eine dreiköpfige Profi-Band, mietete einen Saal und bestellte ein dem Lehrergehalt angemesses üppiges Buffet. So viel zur Vorgeschichte.
"Das könnte ich auch"
Für Alfred Dorfer war dieses Programm damals ein erster Schritt in Richtung absolute Eigenständigkeit. Bis Anfang der 1990er Jahre war er ausschließlich als Mitglied der Gruppe Schlabarett in den Straßenfegerprogrammen "Atompilz von links", "Sein und Schwein", "Fröstl", "Muttertag" oder in "Mahlzeit" - der Bühnenvorlage der späteren Sitcom "MA 2412" - zu sehen. "Alles Gute" war sozusagen das Debüt eines seit langer Zeit aktiven Kabarettisten.
Alfred Dorfer meinte damals zu seiner neuen Rolle: "Nach zehn Jahren Kooperation habe ich plötzlich den Kitzel verspürt, zu sagen, was ist, wenn ich allein auf der Bühne stehe? Wenn ich mich umschaue - und ich kenne ja die meisten Kabarettisten bei uns - bei 90 Prozent der Solisten denke ich mir, das könnte ich auch. Das ist jetzt nicht arrogant gemeint. Einerseits ist solistische Arbeit ja schwieriger, denn es lastet die ganze Angst auf einem selbst. Der Misserfolg lastet auf dir, aber auch der Erfolg, das wäre dann die Butterseite. Andererseits meine ich, dass es für einen Solisten aber auch viel einfache ist, denn mit mir selber kann ich mich nicht zerstreiten. Und wenn ich mich nach mir richte, dann ist das ja kein Kompromiss."
Fast ein Sängerknabe
Alfred Dorfer präsentierte sich in seinem ersten Solo, bei dem bereits Günter Paal, Lothar Scherpe und Peter Herrmann für die musikalische Begeleitung sorgten, erstmals auch als Sänger.
"Ich hätte zu den Sängerknaben gehen sollen", erzählt Dorfer, "aber ich wollte schon mit fünf Jahren nicht kaserniert werden. Ich hatte angeblich eine schöne Stimme, habe auch immer gerne gesungen und hatte zu Musik eine besondere Affinität. Letzteres hat man mir dann auch gleich abgewöhnt, weil ich Klavier spielen lernen musste."
Beim Ansehen von Filmen ging ihm durch den Kopf: "Die Musik und das Theater zu verschmelzen ist eine derartig gewaltige Kraft, warum tut man das nicht? Und ich habe versucht - natürlich mit Anfangsschwierigkeiten - die Musik dramaturgisch einzubinden. Es ist nicht so, dass ich einen Text spreche und dann kommt Musik. Die Musik ist Teil eines Konzeptes. Ich hoffe, den Leuten macht das Spaß. Mir macht es auf jeden Fall Spaß."
Sahelzone des Humors
Das Vorhaben des Alfred Dorfer ist aufgegangen. Die erwartungsvoll ausgelassene Vorparty-Stimmung kippte immer mehr in Richtung menschliche Katastrophe. Die Erinnerungen des Robert Brenneis zeigten immer deutlicher, dass er sein Leben verplätschern ließ, dass er zumeist nur das gemacht hat, wonach ihm gerade der Sinn stand, dass immer nur Umstände und Konventionen für seinen Lebensweg entscheidend waren, dass ihm sein Leben einfach nur passiert ist.
Offensichtlich wurde diese Ahnung im zweiten Teil des Programms, als sich herausstellte, dass keiner der geladenen Gäste erschienen war. "Woher sollen wir Humor haben", ließ Alfred Dorfer einst seinen Robert Brenneis fragen, "wir bringen im Hauptabendprogramm den Mainzer Karneval, wir importieren Beiträge aus Mainz, aus der Sahelzone des Humors."
Alles Gute
Beeindruckend intensiv hat Alfred Dorfer die Vielschichtigkeit von Robert Brenneis, einer innerlich gebrochenen Figur, herausgearbeitet. Immer stärker hat sich die Band im Laufe des Abends vom Fremdkörper zum unentbehrlichen Klangkörper der Stimmungsschwankungen entwickelt. Und ganz langsam ließ Alfred Dorfer seinen Robert Brenneis erkennen, dass mit seinem 30. Geburtstag vielleicht schon die Hälfte seines Lebens vorbei sein könnte - und mit Sicherheit die angenehmere Seite seines Lebens.
Auch Alfred Dorfer hatte zur Premiere von "Alles Gute" seinen 30er schon hinter sich gebracht und sah dem Alter damals, vor 14 Jahren, nicht sehr zuversichtlich entgegen. "Bei uns ist es nicht wie bei den Indianern, dass die Älteren akzeptiert werden, weil sie aufgrund ihres Alters mehr wissen", meinte er. "Bei uns werden die alten Leute oft wie das Letzte behandelt."
"Alles Gute" von Alfred Dorfer wurde ein höchst erfolgreiches Programm und der Kabarettist legte damit den Grundstein für seine Solokarriere.
Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 2. September 2007, 22:05 Uhr
Veranstaltungs-Tipp
Alfred Dorfer, "fremd", 4. bis 7. und 11. bis 13. September 2007, Orpheum Wien,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (EUR 1,50)
Links
Alfred Dorfer
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