Wenn die Gebetsmaschine zum Instrument wird
Buddha Machine
Die von dem Pekinger Duo FM3 entwickelte Buddha Machine hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Bestseller entwickelt und wird auch von Profis als Instrument verwendet. Beim musikprotokoll werden FM3 mit ihrer Buddha Machine zu Gast sein.
8. April 2017, 21:58
Die von dem Pekinger Duo FM3 entwickelte Buddha Machine ist ein sympathisches Zwitterwesen aus Speichermedium, Instrument und Musikspielzeug. Auf den ersten Blick lässt die Buddha Machine an ein Kinderradio oder an einen Fake-MP3-Player denken.
Sie ist etwa zehn mal acht Zentimeter groß, hat einen großen runden Lautsprecher, man kann aber auch einen Kopfhörer anschließen, und wenn man sie einschaltet, dann spielt die Buddha Maschine ein Loop, solange bis man an der Seite den kleinen Schalter nach unten schiebt, danach erklingt ein anderes Loop, so lange bis man den Schalter wieder nach oben schiebt, womit wiederum ein neues Loop gestartet wird. So geht das immer weiter und weiter, bis man schließlich wieder beim Ausgangs-Loop angekommen ist.
Inspirationsqulle Gebetsmaschine
Die Idee zur Buddha Machine, erzählt Virant, kam ihm bei einem spontanen Besuch eines buddhistischen Tempels. Der Wahl-Chinese hörte aus dem Tempel diesen typischen Gesang der Mönche dringen, wie sie gerade zu Buddha betteten, als er dann aber den Tempel betrat, war niemand drinnen.
Christiaan Virant fand heraus, dass der Gesang tatsächlich von einer Gebetsmaschine kam, die es in dem kleinen Shop neben dem Tempel auch käuflich zu erwerben gab. Damals hätten sie schon einige Zeit lang überlegt, erzählt er, ihre Musik nicht auf LP oder CD, sondern mittels irgend einem anderen Medium zu veröffentlichen.
Christiaan Virant: "Wir haben uns von dieser Maschine deswegen so angezogen gefühlt, weil unsere Musik ebenfalls low-fi ist und voller analoger und digitaler Noise-Geräusche steckt. Und sie basiert auf Loops. Diese Maschine schien also wie geschaffen für unsere Musik."
Katalysator Staalplaat
Schnell aber dachten FM3: Nein, das ist alles viel zu kompliziert und zu teuer! Damit war die Idee in irgendein Hinterstübchen des Gedächtnisses verbannt, bis die beiden Musiker in Amsterdam Geert-Jan Hobaijn von Staalplaat trafen. Bei einem gemeinsamen Abendessen in einem italienischen Restaurant skizzierte Christiaan Virant auf der Rückseite der Speisekarte diesem ihre Vorstellung von der Buddha Machine, woraufhin der Betreiber des experimentellen Musiklabels innerhalb von einer Minute gesagt haben soll: "Macht es!"
Antwort auf den iPod
Die erste Auflage kam 2005 aus einer chinesischen Fabrik und umfasste 500 Stück. Damals dachten sie noch, erzählt Christiaan Virant, dass diese erste Auflage wohl auch die letzte sein werde, aber dann waren die 500 Buddha Machines schon nach zwei Wochen alle verkauft. Es wurde eine zweite Auflage produziert und auch diese ging im Handumdrehen über den Ladentisch, wie auch die nächste und die nächste und die nächste.
Christiaan Virant: "Wir haben diese kleine Maschine zuerst einmal für uns selber gebaut, um sie in Performances und für Installationen zu benutzen. Nicht bewusst war uns damals, dass die Leute dieser Maschine einen großen Wert beimaßen, weil sie in ihr eine Art Antwort auf den iPod sahen."
Buddha Boxing
Beim heurigen musikprotokoll im steirischen herbst gibt es die Gelegenheit, FM3 und ihre Buddha Machine live zu erleben, mit einer ganz speziellen Performance, an der die Besucherinnen und Besucher auch aktiv Teil nehmen können. In der Grazer Generalmusikdirektion werden FM3 nämlich zum Buddha Boxing laden. Was man sich darunter vorstellen darf? Er und Zhang Jian, erklärt Christiaan Virant, würden die Buddha Machines wie ein Kartenspiel spielen.
Die beiden Musiker sitzen an einem kleinen Tisch und das Publikum rund um sie herum. Das Publikum müsse sehr nahe an ihrem Tisch sitzen, weil sie nicht sehr laut spielen würden. Und dann spielen FM3 also dieses Spiel, das gleichzeitig eine sich beständig entwickelnde Musikperformance ist, um es im Anschluss auch dem Publikum beizubringen, das daraufhin in zwei, drei Spielrunden die Möglichkeit hat, selber Buddha Boxing zu spielen. Dabei löst sich die klassische Trennung zwischen Musikproduktion und Musikrezeption als intime Begegnung auf.
FM3 and Friends
Im Anschluss an die Buddha Boxing Session werden dann noch Es und Geert-Jan Hobijn und Carsten Stabenow vom Staalplaat Soundsystem die Bühne der Grazer Generalmusikdirektion betreten. Sie gehören zu den zahlreichen Musikerinnen und Musikern, die die Buddha Box in den letzten beiden Jahren für sich als neues Instrument entdeckt haben. Vor seinem Besuch beim musikprotokoll wird das Duo aus Peking übrigens noch in Linz bei der ersten Ausgabe des Festivals von Popfakes vorbeischauen.
Hör-Tipp
Zeit-Ton, Freitag, 31. August 2007, 23:05 Uhr
Mehr zum Zeit-Ton-Schwerpunkt "nahe genug" in oe1.ORF.at
Das Konzerthallen-Instrument
Mecanium
David Tudor
CD-Tipps
FM3, "Mort aux Vaches", Staalplaat
V.A., "Jukebox Buddha", Staubgold 72
Robert Henke, "Layering Buddha", Imbalance Computer Music, ICM 06
Links
FM3 Buddha Machine
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steirischer herbst
Popfakes
Veranstaltungs-Tipps
FM3 and Friends, "Play the Buddha Machine", mit FM3, Es / Sami Sänpäkkilä, Geert-Jan Hobijn und Carsten Stabenow, musikprotokoll im steirischen herbst, 2. Oktober 2007, 21:30 Uhr, Generalmusikdirektion
FM3 beim Popfakes Festival: Samstag, 22. September 2007, 20:00 Uhr, Stadtwerkstatt