Was bringt das Web 2.0
Boom oder Bauchlandung?
Letztes Jahr hat Google die Videoplattform YouTube um 1,6 Milliarden Dollar übernommen. Die Frage, ob ein Internetbusiness solche Summen wert ist, hat Erinnerungen an das Platzen der Internetblase 2001 wach werden lassen. Aber Web 2.0 ist anders.
8. April 2017, 21:58
Markus Wagner zu guten Web-2.0-Geschäftsideen
Google, Ebay und Amazon sind Weltkonzerne geworden. Sie stehen für die zweite Generation von Internetunternehmen, die unter dem Schlagwort Web 2.0 zusammengefasst werden.
Milliardenübernahmen
Letztes Jahr hat Google die Videoplattform YouTube um 1,6 Milliarden Dollar übernommen. Neben YouTube haben aber auch andere Millionen-Dollar-Übernahmen aufhorchen lassen, etwa der Verkauf der Fotowebsite Flickr an den Google-Konkurrenten Yahoo! oder der Verkauf von MySpace an den Medienzar Rupert Murdoch.
Die Frage, ob ein Internetbusiness solche Summen wert ist, hat Erinnerungen an das Platzen der Internetblase 2001 wach werden lassen. Aber Web 2.0 ist anders. Es setzt auf kollektive Intelligenz.
Wie sich für Google die Übernahme von YouTube rentieren soll, erklärt Ritchi Pettauer, der österreichische Unternehmen in Sachen Web 2.0 berät:
"Google kauft die Bekanntheit der Marke. YouTube ließe sich leicht monetarisieren, indem man zwangsweise Werbefilme vor die Clips stellt, das hat Google bisher nicht getan. Es geht in erster Linie darum, die bestehende Community einzukaufen. Und wenn man eine Seite hat, die von hunderten Millionen Usern besucht wird und deren Videos auf tausenden anderen Seiten integriert werden, dann generiert man eine unglaubliche Reichweite, die ja per se einen großen Wert darstellt."
Wissen ist Markt
Wie groß der Markt für Web 2.0 ist, lässt sich noch schwer sagen. Aber einige Daten sprechen für sich: Letztes Jahr wurden 800 Millionen Dollar an Risikokapital in die Branche gepumpt. Die Nutzerzahlen von Web 2.0 Websiten steigen laut Nielsen Netratings rasant. Auch die Werbeumsätze der Internetbranche steigen rasant, plus 35 Prozent warens laut dem Interactive Advertising Bureau 2006 in den USA.
Österreich im Web 2.0
Fast alle großen Web-2.0-Unternehmen kommen aus den USA. Aber auch Österreich hat einige Internetstars. Zum Beispiel Daniel Mattes und Roman Scharf die das Internettelefonie- unternehmen Jahjah gegründet haben und jetzt in Silicon Valley in den USA ansässig sind. Oder Martin Stiksel, Mitbegründer von Last.fm, einer Musikwebsite in London. Auch Markus Wagner gehört dazu, er hat den Handydienstleister 3United mitgegründet, der um 55 Millionen Euro an das amerikanisches Unternehmen Verisign verkauft wurde.
Mit einem Teil des Geldes hilft der heute 29-Jährige Wagner österreichischen Web-Startups. Seine neue Firma i5invest hilft bei der Erst-Finanzierung, beim Management und mit Kontakten in die richtigen Netzwerke und zu größeren Geldgebern in den USA. Damit leistet er seinen Beitrag, dass österreichische Unternehmer nicht abwandern, weil sie in Österreich keine Finanzierer finden. Was er unter einem guten Web 2.0 Geschäftsmodell versteht, können sie im oben stehenden Audiofile hören.
Neue Unternehmensstrukturen
Web 2.0 hat aber nicht nur eine Reihe von neuen Internetunternehmen hervorgebracht, sondern auch viele neue Anwendungen, wie zu Beispiel Blogs und Wikis, die auch die Art und Weise revolutionieren, wie Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren und wie sie ihre internen Arbeitsabläufe organisieren.
Der Sportartikelhersteller Nike zum Beispiel, nutzt Blogs um mit seinen Kunden zu kommunizieren. Auf den Blogs von Nikes können Kunden ihre eigenen Turnschuhe entwerfen und tauschen sich über ihre Bedürfnisse in Web-Communities aus. Um an solche Informationen zu kommen müsste Nike sonst viel Geld für Marktforschung ausgeben.
Das verändert die Art wie Unternehmen neue Produkte auf den Markt bringen, sagt der Web 2.0 Experte Pettauer. „Produkte entstehen nicht im Labor und werden dann gelaunched, sondern entstehen im Dialog mit den Nutzern.“
Die Telekom Austria verwendet Blogs um Projektabläufe zu dokumentieren, Blogs sind für alle mit dem Projekt befassten Mitarbeiter einsichtig und aktualisierbar. Wikis werden als Wissensmanagementtool verwendet, damit alle Mitarbeiter auf dem gleichen Wissensstand zu halten. Das Intranet der Telekom Austria soll künftig aus Blogs und Wikis bestehen.
Der neue Hype rund Web 2.0 wird nicht mit einer Blase enden, glauben Internetexperten. Denn das Geld wird den jungen Unternehmern heute nicht mehr nachgeworfen, die Geschäftsmodelle sind handfester geworden. Und weil der Hauptschauplatz des neuen Internethypes diesmal nicht die Börse ist, dürften sich auch weniger Privatanleger die Finger damit verbrennen, ans Internet zu glauben.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 14.September 2007, 9:45 Uhr
Links
Incubator für Start Ups
Interaktive Internetwelt
Interaktiver Restaurantguide
Blog des Telekom Austria Pressesprechers Martin Bredl
Web 2.0 Berater für Unternehmen
Blog von Ritchi Pettauer, Web 2.0 Berater
Lehrgang für Interaktives Media Management an der Uni Krems
Förderungen der Stadt Wien
Plattform um aus Internetideen ein Business zu machen