Ein ganz besonderer Streichquartett-Klang
Quatuor Mosaiques feiert 20. Geburtstag
Das Streichquartett Quatuor Mosaiques feiert heuer seinen 20. Geburtstag. "Wenn wir in guter Verfassung sind, wird man uns erkennen, ohne dass man uns ansagt." Anita Mitterer, die Bratschistin des Ensembles. Wir machen die Probe aufs Exempel.
8. April 2017, 21:58
Kocian Quartett - Tatrai Quartett - Quatuor Mosaiques
Das Quatuor Mosaiques feiert in dieser Saison sein 20-jähriges Bestehen. Im diesem Ensemble spielen Erich Höbarth, 1.Violine, Andrea Bischof, 2.Violine, Anita Mitterer, Viola, Christophe Coin, Violoncello.
Wien hat sie zusammengeführt, begegnet sind sie einander im Concentus Musicus. Sie spielen auf sogenannten Originalinstrumenten und sie spielen auf Darmsaiten. Was für mich die besondere Qualität der vier Musiker des Quatuor Mosaiques ausmacht, ist die Balance zwischen der Poesie des Details und der Aufmerksamkeit für den großen Bogen der musikalischen Rede.
Artikulation, Phrasierung, Dynamik
Cellist Christophe Coin schlägt einen schönen Bogen zum Ensemblenamen, wenn er sagt:
In einem Mosaik scheint jedes Detail auf das wunderbarste durchdacht. Das Auge jedoch erfasst es in seiner Ganzheit. So ist es auch in der Musik: ein sorgfältiger Blick auf das Detail, genaues Studium von Instrumenten und musikwissenschaftlichen Aspekten sowie Artikulation, Phrasierung, Dynamik sind unerlässliche Voraussetzung. So wie sich das Bild aus der idealen Distanz für das Auge zusammenfügt, gilt es auch für das Ohr bestmögliche Hörbedingungen zu schaffen, damit sich aus der Distanz des Hörers das Dargebotene gleichsam Stein für Stein zusammenfügt und als Ganzes wahrgenommen wird.
Die Gründung des Quartetts
Auf einer Reise des Concentus Musicus, so Bratschistin Anita Mitterer, "wurde die Devise ausgegeben: Lasst uns Quartettnoten mitnehmen, wir spielen auf Originalinstrumenten! Ich habe mir eine Bratsche ausgeborgt von einer Kollegin, und wir haben ein bisschen 'gelesen'. Wir hatten bald das Gefühl, das könnte funktionieren - menschlich. Kurze Zeit später hatte Christophe ein Ensemble gegründet, das Ensemble Mosaiques, ein kleines Kammerorchester, wo wir die Stimmführer waren, da haben wir immer mal wieder zum Spaß auch Quartett gespielt im Konzert. Interessant ist: Das Ensemble hat nach wenigen Jahren aufgehört, das Quartett ging weiter. Nach relativ kurzer zeit hat sich herausgestellt, dass wir das ernster betreiben wollen und somit sind 20 Jahre vergangen."
Ein besonderer Quartett-Klang
Kaum hatten die Vier vom Quatuor Mosaiques ihr erstes Konzert als Quartett absolviert - in Habloville, einer wunderbaren romanischen Kirche in der Normandie -, da kam ein Herr auf sie zu, der wollte auf der Stelle eine Platte mit dem Quatuor Mosaiques aufnehmen. Monsieur Bernstein von der Plattenfirma Astrée war sofort angezogen vom besonderen Klang des Quartetts. Er hatte Aufnahmen mit dem Vegh-Quartett gemacht. Erich Höbarth ist ein Schüler Sandor Veghs, diese Klangreden- und musikalische Seelenverwandtschaft muss ihn angesprungen haben.
Wie beschreibt Anita Mitterer den so eigenen Klang des Quatuor Mosaiques?
Rein klanglich gesehen möchte ich etwas zitieren, was ich vor ein paar tagen gehört habe. Es kamen Freunde aus Paris in unser Jubiläumskonzert in Habloville, es war so unendlich feucht, dass wir die Darmsaiten runter geben mussten, weil wir sonst ein Pfeifkonzert abgeliefert hätten. Wir haben natürlich Haydn, Beethoven und als Tor ins 20. Jahrhunderts Debussy gespielt, und einer der Freunde hat sofort festgestellt, dass er den Klang nicht wiedererkannt habe, es habe ihm das 'Holzige' gefehlt. Ob ich es als holzig bezeichnen würde..., jedenfalls, empfinden wir selbst auch, dass ein Haydn-Quartett mit Darmsaiten adäquater besetzt ist, die Stahlsaite glättet den Klang zu sehr und so gesehen finde ich das besonders Wichtige an unserem Klang schon die Darmsaiten, wobei sie natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss sind, insofern, dass schon die Vorstellung eines Klangs das Wichtigste ist. Ein Erich Höbarth wird immer als ein Erich Höbarth erkennbar bleiben, ob er jetzt auf Stahlsaiten oder Darmsaiten spielt, aber das Spezielle, das die Darmsaite bietet, hat nur sie. Ich selbst empfinde auch, dass frühe Musik so adäquater, spannender in der Interpretation wird. Nicht zu vergessen die Intonationsgenauigkeit, sie spielt hier auch noch eine Rolle, wenn du einen großen Obertonreichtum im Klang hast, dann kannst du Intonationsgenauigkeit bei Akkorden erreichen, die bei weniger starkem Obertonspektrum nicht so zum Tragen kommt.
Darmsaiten versus Stahlsaiten
Wir machen die Probe aufs Exempel und vergleichen einmal direkt. Darmsaiten versus Stahlsaiten. Bei Joseph Haydn. "Fuga a 4tro soggetti", also Fuge mit vier Themen aus dem zweiten der Sonnenquartette op 20.
Hören Sie in unserem Audio zunächst das Kocian Quartett, sehr flott unterwegs. Weniger flott und akzentuiert, aber ebenfalls auf Stahlsaiten folgt das Tatrai Quartett und schließlich das Quatuor Mosaiques, das auf Darmsaiten spielt, mit weniger Vibrato, sehr klar gezeichnet, schärfer konturiert und einfach viel spannender.
Hör-Tipp
Österreich 1 Klassik-Treffpunkt, Samstag, 20. Oktober 2007, 10:05 Uhr
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Veranstaltungs-Tipp
Zyklus Quatuor Mosaiques, erstes Konzert, Dienstag, 23. Oktober 2007, 19:30 Uhr, Wiener Konzerthaus
Link
Wiener Konzerthaus
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