Weltweite Wassernot
Trinkwasserversorgung auf dem Prüfstand
Österreich hat bei der Wasserversorgung eine privilegierte Position. Die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser ist in Österreich weitgehend in öffentlicher Hand. Doch immer öfter drängen private Wasserversorger in den Markt.
8. April 2017, 21:58
Ohne Wasser wäre kein Leben auf der Erde, so wie wir es kennen, möglich. Wasser bedeckt 71 Prozent der Erdoberfläche, 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser sind auf der Erde vorhanden, ein unerschöpflicher Vorrat, denn was durch Sonneneinstrahlung verdunstet, wird wieder aus den Wolken ausgeregnet und kommt zur Erde zurück.
Weltweit ist die Versorgung der Menschen mit Wasser ein riesiges Problem. Von den derzeit 6,7 Milliarden Menschen auf der Erde haben 1,1 Milliarden keine Zugang zu sauberen Trinkwasser, 2,6 Milliarden haben keine ordentlichen Sanitäranlagen und 1,8 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an Infektionskrankheiten, die durch unsauberes Wasser verursacht werden. 90 Prozent davon sind Kinder.
Wasservernichter undichte Rohre
Laut einer Information des Umweltministeriums werden 2025 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern mit Wasserknappheit leben. Zum Teil sind die klimatischen Bedingungen daran schuld, zu einem großen Teil aber auch das Wassermanagement.
Das Wirtschaftsmagazin "The Economist" schreibt, weltweit gehen etwa 50 Prozent des Leitungswassers durch undichte Rohre verloren. Ein Problem, das in Österreich weitgehend gelöst ist.
Österreich ist privilegiert
Aber auch die klimatisch und geographisch bevorzugte Position Österreichs im Vergleich etwa zu Mittelmeeranrainerstaaten ist in Zukunft Veränderungen durch den Klimawandel unterworfen, meint etwa der Limnologe Fritz Schiemer. Für den Präsidenten des Österreichischen Verbandes für das Gas und Wasserfach, Harald Schneider hat das mögliche Abschmelzen der Alpengletscher auf die Wasserversorgung selbst keinen negativen Einfluss.
Schneider, der auch Chef der Innsbrucker Kommunalbetriebe ist, nennt als Beispiel die Wasserversorgung der Stadt Innsbruck. Dort bezieht man das Wasser für die Stadt aus den Bergen ohne Gletscher. Allerdings dürften sich die Abflusseigenschaften der Gebirgsflüsse ändern. Im Klartext heißt das öfter auftretende Hochwasser.
Wasserversorgung - öffentlich oder privat?
Die Privatisierung der Wasserversorgung ist in Österreich ein heißes Eisen, mit dem derzeit in Oberösterreich sogar ein kleiner Zwischenwahlkampf geführt wird. Österreichs Haushalte werden von etwa 6.000 zentralen Wasserversorgungsanlagen mit Wasser beliefert. Eine Million Österreicher schöpfen ihr Wasser noch aus Haubrunnen.
Die zentrale Wassersorgung ist in Österreich noch fest in der Hand von Kommunen und Wasserbänden, also in öffentlicher Hand. Aber vielfach sind diese Aktivitäten in Gesellschaften ausgelagert, in die auch private Investoren einsteigen können. In der EU Kommission gibt es immer wieder Tendenzen, die Wasserversorgung, so wie andere Dienstleistungen auch, verpflichtend auszuschreiben, also den Gemeinden und Verbänden private Konkurrenz zu schaffen.
Studie über privates Wassermanagement
Eine Studie der Arbeiterkammer, die öffentliche und private Siedlungswasserwirtschaft vergleicht, kommt zu dem Schluss, dass das private Wassermanagement gegenüber dem öffentlichen keine Vorteile bringt. In England und Wales, wo die Wasserver- und Abwasserentsorgung zu 100 Prozent privatisiert ist, liegen die Kosten pro Person und Jahr für Wasser- und Kanalgebühren bei 150 Euro, in Österreich bei 145 Euro.
Die Diskussionen über die Privatisierung der Wasserversorgung sind nicht neu. Schon bei der Planung der ersten Wiener Hochquellenleitung Mitte des 19. Jahrhunderts stand diese Frage ganz oben auf der Themenliste im Wiener Gemeinderat. Damals entschied man sich nicht nur für die teure Wasserleitung aus dem steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet, sondern auch für die Wasserversorgung in öffentlicher Hand.
Wasserpreis zu niedrig?
Im Schnitt kostet in Österreich ein Kubikmeter Trinkwasser um einen Euro. Im europäischen Vergleich einer der niedrigsten Wasserpreise, weiß Harald Schneider vom Fachverband Gas - Wasser. Nicht gerade ein Anreiz, um sparsam mit Wasser umzugehen.
Auch die notwendigen Investitionen sind mit einem niedrigen Wasserpreis oft nicht zu finanzieren. Dennoch verdienen die Kommunen und Verbände ganz gut mit dem Wasser, weil wegen der guten Qualität von Quell- und Grundwasser hohe Aufbereitungskosten wegfallen. Die Zukunft der österreichischen Trinkwasserversorgung scheint gesichert zu sein.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 21. September 2007, 9:45 Uhr
Links
Lebensministerium - Wasser
Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach
Schwarzbuch Wasser
Universität Wien - Department Limnologie:
Wiener Wasserwerke
Berliner Wasserbetriebe
Arbeiterkammer