Wie umweltfreundlich ist Biotreibstoff?

Brot oder Benzin

Ab Montag enthält heimischer Benzin 4,4 Prozent Bioethanol, der Anteil von Rapsöl im Diesel wird erhöht. Regierung und EU sehen das als wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Wissenschafter warnen aber: Viele sogenannte Biotreibstoffe schaden der Umwelt.

Österreichs Biotreibstoff-Potenzial

Der Streit fängt schon beim Namen an. Bio - klingt immer gut, also kann auch an Biotreibstoffen nichts Schlechtes sein. Autofahrer müssen kein schlechtes Gewissen haben, solange sie mit Biodiesel oder Bioethanol versetzten Treibstoff tanken.

Genau diese Schlussfolgerung wäre aber falsch, sagen Kritiker. Damit wir in Österreich Biodiesel dazumischen können, muss in Südostasien der Regenwald abgeholzt werden, so eines der plakativsten Argumente der Arbeiterkammer. Und auch vor einem Preisanstieg bei Lebensmitteln warnt die AK schon seit langem. Denn die landwirtschaftlichen Flächen sind begrenzt. Und wenn das Getreide in den Tank wandert, kann man es nicht essen.

Was bringen Biotreibstoffe?

Das klingt banal, wird aber von wissenschaftlichen Studien bestätigt. Das staatliche Schweizer Institut EMPA, ein Institut für Material- und Technologie-Forschung, hat untersucht, was Biotreibstoffe bringen, oder was sie anrichten.

Einer der Autoren ist Rainer Zah. Für ihn ist die Nachfrage nach Biosprit nicht der einzige, aber ein wichtiger Grund, dass Lebensmittel teurer werden. Weniger in den reichen Ländern, wo die Menschen nur einen kleinen Teil ihrer Einkommen für Lebensmittel ausgeben. Wirklich schlimm wirken sich Preiserhöhungen in armen Ländern aus. So leiden zum Beispiel die Mexikaner unter dem stark gestiegenen Preis für Mais, eines ihrer wichtigsten Nahrungsmittel. Grund dafür ist der Trend in den USA, immer mehr Mais zu Treibstoff zu verarbeiten.

Massenproduktion in Österreich kein Thema

Mit der Landwirtschaft in Amerika, egal ob in den USA oder Brasilien, will sich die österreichische Landwirtschaft auf keinen Fall vergleichen lassen. Hermann Schultes, Präsident der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer und Abgeordneter der ÖVP, meint, Massenproduktion nur für Treibstoff wie in den USA sei in Österreich sowieso kein Thema.

Und wie in Brasilien ein Produkt für mehrere Zwecke zu nutzen, sei auch keine neue Idee. Stroh zum Beispiel wird verheizt, das Korn wird verfüttert oder zu Mehl verarbeitet. Und Schultes lässt auch die Kritik nicht gelten, die Biotreibstoff-Produktion mache die Lebensmittel teurer. Denn nur 1,8 Prozent der europäischen Getreideproduktion gehen in den Treibstoffmarkt.

Großer Klimaschutz-Effekt?

Aber Biotreibstoffe sind nicht nur umstritten, wenn es um Lebensmittelpreise und die landwirtschaftliche Produktion geht. Spätestens seit der OECD-Studie geht es um die Frage, ob sie für den Klimaschutz irgendetwas bringen.

An sich klingt die Rechnung einfach: Biosprit gibt beim Verbrennen nur jene Menge an CO2 frei, die die Pflanzen im Lauf ihres Lebens aufgenommen haben - CO2-neutral nennt man das. Agrana-Chef Johann Marihart kann deshalb keinen Fehler erkennen, landwirtschaftliche Produkte zur Energiegewinnung zu nutzen.

Energieintensive Düngerproduktion

Für den Schweizer Wissenschafter Rainer Zah stellt sich die Sache nicht so eindeutig dar. Er sagt, die Biotreibstoffe schneiden, wenn man es weltweit betrachtet, gar nicht gut ab. Denn das Getreide wird stark gedüngt, und die Düngerproduktion ist auch energieintensiv. Und der Rohstoff wird nicht nur mit LKW zur Verarbeitung transportiert, in den USA wird es dann auch noch mit Diesel und Benzin zu Biotreibstoff weiter verarbeitet. In Brasilien hingegen wird Zuckerrohr auch zum Betrieb der Biospritanlagen verwendet.

Biosprit ist also nicht gleich Biosprit, es gibt einen Unterschied zwischen Biodiesel und Biobenzin, und es gibt für die Umwelt bessere und schlechtere Lösungen, sagen die Schweizer Forscher.

Bioethanol spart CO2

Den österreichischen Weg will sich Hermann Schultes von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich jedenfalls nicht schlecht reden lassen. Und auch er kann das mit wissenschaftlichen Fakten unterlegen. Ein Liter Bioethanol aus Östereich spart zwei bis zweieinhalb Kilogramm CO2.

Bei so unterschiedlichen Sichtweisen ist es kein Wunder, dass Gegner und Anhänger auch die Perspektiven ganz unterschiedlich einsetzen. Rainer Zah vom Schweizer Empa-Institut ist skeptisch, dass die EU ihr Ziel - zehn Prozent Beimischung bis 2020 - erreichen wird.

Ziel CO2-Reduktion

Maria Burgstaller von der Arbeiterkammer hält überhaupt nichts von fixen Beimischungs-Quoten, die es um jeden Preis zu erreichen gelte, auch nicht vom österreichischen Plan, dass schon 2010 Diesel und Benzin zu zehn Prozent aus Biotreibstoffen bestehen sollen. Nicht der Einsatz eines bestimmten Produktes soll das Ziel sein, sondern die CO2 Reduktion, und sonst nichts.

Ganz anders die Zukunftsperspektiven aus der Sicht der Landwirtschaft. Hermann Schultes von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich meint, Österreich kann die EU-Ziele ohne Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion erreichen.