Der Schriftsteller Julian Schutting
Ein "grader Michl"
Seit seinem Debüt in den frühen 1970er Jahren hat Julian Schutting an die 50 Bücher veröffentlicht. Am 25. Oktober 2007 feiert der Schriftsteller, der von der Kritik immer wieder für seine "hochpoetische Sprache" gelobt wird, seinen 70. Geburtstag.
8. April 2017, 21:58
Von der Literaturkritik wird Julian Schutting regelmäßig für seinen "überlegten und kunstvollen Umgang mit der Sprache" gepriesen und als "begnadeter Stilist" gefeiert, dessen Meisterschaft sich vor allem in der "peniblen Beschreibung kleiner Dinge" und der "Ästhetik des Alltäglichen" zeige. Viel Lob, viel Ehr - doch die wirklich große öffentliche Aufmerksamkeit wurde ihm bislang nur einmal zuteil, und da ging es ganz und gar nicht um Literatur.
Es war im Jahre 1989, als aus Jutta Schutting durch eine Geschlechtsumwandlung Julian Schutting geworden ist. Über seinen Verlag ließ Schutting damals erklären, er suche mit diesem Schritt "Übereinstimmung mit meinem lebenslangen Selbstgefühl". Ende der Durchsage zu diesem Thema. Er wolle heute nicht mehr darüber sprechen, sagt Julian Schutting, warum solle er sich denn ewig dafür rechtfertigen müssen?
Mit offenen Augen durch die Welt gehen
Über seine Lebenseinstellung sagte Schutting einmal in einem Rundfunkinterview: "Wenn man mit offenen Augen und Ohren durch die allerkleinste Welt geht, sieht man Dinge, die einen überraschen. Man braucht eigentlich nur den Kopf zu heben und sieht einen Mäusebussard oder einen Turmfalken." Und über sich: "Höflich, glaub ich, bin ich, mit Frauen bin ich charmant, bis manchmal ins Selbstkokette - grader Michl, ich würde keine schiefen Dinge tun, aber ich würde nicht unbedingt sofort sagen, wie die Wahrheit ist, wenn ich mir das überlegen möchte. Da bin ich dann eher zurückhaltend."
Unerfüllte Liebe
Am 25. Oktober 2007 feiert Schutting seinen 70. Geburtstag, emotional lässt er wissen, fühle er sich durchaus jünger, und dieses Lebensgefühl kommt auch in seinem neuesten Buch zum Tragen: ein Roman mit dem Titel "Zu jeder Tageszeit". Eine autobiographisch gefärbte Liebesgeschichte, in der ein alternder Schriftsteller auf romantisch-klassische Weise - mit Blumen, Gedichten und Briefen - um eine ebenfalls schon etwas in die Jahre gekommene Frau wirbt. Das letztlich vergebliche Liebeswerben ist in der für Schutting charakteristischen artifiziellen und hochpoetischen Sprache in diesem Roman dokumentiert. Schutting sein Buch als "Hohelied auf die platonische Liebe" verstanden wissen.
Hör-Tipps
Hörspiel-Studio, "Erscheinungsbilder" von Julian Schutting, Dienstag, 23. Oktober 2007, 20.31 Uhr
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Du holde Kunst, Freitag, 26. Oktober 2007, 8:15 Uhr
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Buch-Tipp
Julian Schutting, "Zu jeder Tageszeit", Verlag Jung und Jung
Veranstaltungs-Tipp
Fest für Julian Schutting, 25. Oktober 2007, Unabhängiges Literaturhaus NÖ,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (20 Prozent).
Link
Unabhängiges Literaturhaus NÖ