Die Zeichnung als Basis für skulpturale Werke

Mathias Pöschl, bildender Künstler

Zur Kunst kam er durch sein Philosophie-Studium: Mathias Pöschl, Jahrgang 1981, der seit 2003 an der Wiener Akademie Grafik und druckgrafische Techniken studiert. Im Zentrum seiner vorwiegend skulpturalen Arbeiten steht als Medium die Bleistiftzeichnung.

"Zur Kunst kam ich über den Umweg des Philosophie-Studiums. Mir wurde aber klar, dass mich die rein geistige Arbeit nicht ausfüllt, und ich auch mit meinen Händen arbeiten will. In der Folge habe ich die Aufnahmeprüfung für Bildhauerei an der Akademie gemacht, bestand sie, wurde aber von Professor Damisch aufgenommen.

Hier habe ich nun die gute Möglichkeit, ausgehend von meiner bildhauerischen Intention, durch das Zeichnen meine Arbeit zu entwickeln. Und es stehen mir alle für mich wichtigen Richtungen offen", erzählt Mathias Pöschl, gebürtiger Wiener, Jahrgang 1981, der seit 2003 an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Gunter Damisch Grafik und druckgrafische Techniken studiert.

Zunächst studierte der Nachwuchs-Künstler, der in Kittsee im Nordburgenland aufgewachsen ist, von 2000 bis 2003 Philosophie an der Universität Wien. Sein Kunst-Studium wird er voraussichtlich im Juni 2008 abschließen.

Ein breites Spektrum

"Im Rahmen meiner Studienrichtung habe ich die Möglichkeit, meine skulpturalen Arbeiten auf zeichnerische und druckgrafische Weise zu entwickeln. Das trifft sich gut, denn ich habe für meine Skulpturen schon immer viele Skizzen gemacht. Und hier wird mir ein breiteres Spektrum eröffnet", erklärt Pöschl.

Die Bleistiftzeichnung als wichtigstes Medium

"Es ist vor allem die Zeichnung, die allem zugrunde liegt. Ausgehend von der Zeichnung entstehen dann dreidimensionale Objekte und Installationen. Abgesehen davon, dass viele meiner Arbeiten dreidimensional sind und aus verschiedensten Materialien entstehen, steht die Bleistiftzeichnung im Mittelpunkt meiner Arbeit", erläutert der junge Künstler.

"Druckgrafische Medien verwende ich relativ wenig, weil mir die Handzeichnung als direkterer Weg der Umsetzung entgegenkommt. Und weil ich keinen Wert auf technische Reproduzierbarkeit meiner Arbeiten lege. Malerei mache ich in eingeschränktem Rahmen. Es gibt immer wieder Phasen, wo ich andere Arbeiten reflektierend auch zu Farbe und Pinsel greife, um zu rekapitulieren. Sozusagen als Nachbearbeitung anderer Projekte."

Strenger minimalistischer Formalismus

"Der Rote Faden durch meine Arbeiten ist ein strenger minimalistischer Formalismus und der Versuch, diesen auf gewisse Weise zu unterlaufen bzw. der Lächerlichkeit preiszugeben. Ich greife die Minimal Art auf, die in den 1960er Jahren vorherrschte. Diese Richtung hat sehr radikale puristische Kunstthesen aufgestellt. Und diese Positionen mit den eigenen Mitteln zu schlagen, reizt mich", erklärt Pöschl seinen künstlerischen Zugang.

"for the crows to pluck" in der Akademie-Aula

Seine jüngste Arbeit "for the crows to pluck" war im Oktober 2007 in der Aula der Akademie der bildenden Künste zu sehen: "Diese Einzel-Schau hat sich - wieder ausgehend von formalen Gegebenheiten - mit politischen Inhalten beschäftigt, die ich in eine minimalistische Ästhetik eingebettet habe. Bei diesem Projekt geht es darum, am Beispiel der Black Panther Party, einer politischen Bewegung aus den 1960ern, die erhabene Stellung der minimalistischen Kunst dieser Zeit einer sozialpolitischen Realität gegenüberzustellen", schildert Mathias Pöschl.

Angeregt wurde der junge Künstler für dieses Projekt und den Titel der Ausstellung von dem Lied "Strange Fruit" (1939) von Billie Holiday. Darin ist von Pappeln die Rede, an denen Afroamerikaner aufgehängt wurden, während das Holz der Bäume heute zur industriellen Fertigung von Paletten dient. Pöschl baute eine solche Palette in einen Galgen um und zeigte diesen auf der zusammengeklappten, in ein Podium verwandelten Demoraumkonstruktion.

Groß-Installation "die urbantschitsche Methode"

Die bisher größte Arbeit Pöschls war im vergangenen April im Rahmen einer Gruppen-Schau in einem aufgelassenen Autohaus in St. Pölten zu sehen: "die urbantschitsche methode", eine begehbare Raum-Installation. "Es ist eine dreidimensionale Beschäftigung mit Thomas Bernhards Roman 'Das Kalkwerk'. Ich habe hier versucht, dieses Kalkwerk, das im Mittelpunkt des Romans steht, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln darzustellen. Es war eine Auseinandersetzung mit der Frage, inwieweit literarisches Material in visuelle Kunst umgesetzt werden kann", erklärt der Nachwuchskünstler.

"Der Titel meiner Arbeit leitet sich von Viktor Urbantschitsch ab, einem HNO-Facharzt um 1900, der eine Methode erfand, die Gehörgeschädigten Linderung schaffen sollte. Und diese wird von Konrad, der Hauptfigur des Bernhard-Romans, in übertriebenem Maß an seiner Frau praktiziert. An diesem Projekt habe ich etwa ein Jahr gearbeitet."

Erste Einzelschau im Wiener SWINGR

In den vergangenen drei Jahren war Mathias Pöschl unter anderen bei den Ausstellungen "line - spot" bei der Wiener Black Dragon Society sowie bei "exordium" in Udine (beide 2004), bei "wörter, die wir kennen sollten" im Brick 5 in Wien (2005) vertreten, hatte mit "Heute geschlossen, morgen offen" im Wiener SWINGR seine erste Einzel-Schau (2006), und zeigte heuer seine Arbeiten im Rahmen von "wie man dinge mag" in St. Pölten sowie bei "wir lebten unter fischen" im SWINGR Wien.

"Sehr wichtig ist mir der SWINGR, ein Raum auf Zeit, im 6. Wiener Bezirk, den zwei befreundete Absolventen der Akademie eröffnet haben. Sie ermöglichen dort jungen Künstlern, ausstellen zu können. Dort hatte ich im Vorjahr auch meine erste Einzel-Schau, in der ich mich der Öffentlichkeit präsentieren konnte", berichtet der junge Künstler.

Unabhängig arbeiten können

Derzeit ist der Nachwuchskünstler mit weiteren Zeichnungen und Skulpturen für seinen Werkkomplex "for the crows to pluck" beschäftigt, der kürzlich in der Akademie zu sehen war.

Was sein größter beruflicher Zukunftswunsch ist? "Ich hoffe, einmal eine solche finanzielle Basis zu erreichen, dass ich möglichst unabhängig arbeiten kann", so Mathias Pöschl.