Zu Hause in Tirol und Afrika
Irmengard und Karl Schöpf
Fast 17 Jahre lang lebte Irmengard Schöpf mit ihrem Mann und ihren Kindern in Afrika, in Tansania, wo ihr Mann einen Spitalskomplex aufbauen konnte. In ihren Arbeiten nimmt sie die farbige Bildwelt der Kunst Afrikas auf.
8. April 2017, 21:58
Irmengard und Karl Schöpf, beide mit leuchtend weißen Haaren, ein schönes Paar, das seit mehr als 60 Jahren verheiratet ist. 84 Jahre ist Irmengard Schöpf alt, 88 Jahre ihr Mann.
In Afrika haben sie gemeinsam 17 Jahre ihres Lebens verbracht. In Ifakara, in Tansania, hat Karl Schöpf ein Spital aufgebaut, das heute zu den modernsten Afrikas gehört. An die Jahre in Afrika erinnern auch viele Bilder von Irmengard Schöpf, dunkle Erdfarben vermischen sich da mit leuchtenden Farbflächen.
Bis das Licht hervorbricht
In vielen Bildern von Irmengard Schöpf wird ein Tanz der Figuren und Formen erkennbar, oft ist Schrift mit hineinverwoben in ihre Bildwelten, die etwas Schwebend-Leichtes ausstrahlen. "Quellgrund", "Lebenskreis", "Durchbruch" heißen einige Zyklen und Bilder. Im Katalog zu ihrem grafischen Werk zitiert sie Simone Weil: "Es gibt nur eine Methode, um Bilder zu verstehen: nicht versuchen, sie zu interpretieren, sondern sie so lange anschauen, bis das Licht hervorbricht."
In den letzten Jahren kam auch der Erfolg, ihre Werke wurden vielfach ausgestellt, sie sind in mehreren - sorgsam gestalteten - Publikationen dokumentiert. Und allein für das nächste Jahr gibt es vier Anfragen für große Ausstellungen.
Zweimal Heimat
Zwei Heimaten haben sie, Irmengard und Karl Schöpf, Afrika und Tirol, das ist auch im Haus in Zams deutlich spürbar. Der Blick geht hinaus auf den Garten, auf viel Natur, auf Zams und die hohen Berge, und im Haus selbst erzählen die Masken, Instrumente, Bilder vom Leben in Afrika.
1943 heiraten Irmengard und Dr. Karl Schöpf. "Der Wunsch, Arzt zu werden, war immer da", sagt Karl Schöpf. "Ich wollte Chirurg werden, das wusste ich schon als Kind." Der Vater war Tierarzt. Der Sohn wollte lieber Patienten, mit denen er sich unterhalten konnte. Zu Hause gab es eine Geburt, kam die Tochter zur Welt.
1946 stirbt der Sohn Karl Christoph kurz nach der Geburt. Penicillin hätte ihn retten können. Karl Schöpf geht für ein Jahr nach Amerika, um sich als Arzt weiterzubilden. 1948 kommt Sohn Reinhard zur Welt, ein Jahr später Sohn Hermann. Die Familie übersiedelt in ein neu erbautes Haus, in dem Irmengard und Karl Schöpf heute noch wohnen.
Der "Buscharzt"
1953 kommt es zur Ausreise der ganzen Familie nach Ostafrika, nach Ifakara, wo Karl Schlögl als Arzt arbeitet und einen neuen Spitalskomplex plant und aufbaut. Ifakara mit dem St. Francis Hospital liegt 420 km südwestlich von Dar es Salaam entfernt im Landesinneren. Die Familie lernt Kisuaheli, die Landessprache. Ein Abenteuer beginnt.
Ein neues Leben in Afrika. Und eine schwierige, lebensbedrohende Geburt. 1954 wird Sohn Kori in Afrika, in Ifakara geboren - auf dem Küchentisch, vom Vater durch einen Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Die Kinder werden zu Hause zunächst von den Eltern unterrichtet, kommen erst später in öffentliche Schulen.
Mit "Löwenmut" hat Karl Schöpf sein neues Leben als "Buscharzt" begonnen. Zunächst noch von den Medizinmännern, den "Zauberern" im Ort misstrauisch beobachtet, darf er den "Größten Zauberer" nach einem doppelten Leistenbruch operieren und ihn so von seinen Schmerzen befreien. Damit steigt seine Anerkennung unter den Bewohnern, in Folge versucht er - respektiert von den anderen Heilern - zu helfen, wo es nur geht.
Ein modernes Spital entsteht
Die Zustände und die Arbeitsbedingungen im Spital sind katastrophal, es gibt kaum medizinische Geräte. Nach den Plänen von Karl Schöpf wurde aus der improvisierten Krankenstation von einst ein moderner Spitalskomplex, mit über 370 Betten für Patienten, mit einem Ausbildungszentrum für angehende Ärzte, wobei junge Ärzte aus Ifakara immer wieder auch für einige Monate in Tirol, im Krankenhaus in Landeck, zu Gast sind, um hier ihre Ausbildung fortzusetzen. Ärzte aus Österreich gehen nach Afrika, ein wichtiges Austauschprogramm.
Der Tiroler "Verein der Freunde von Ifakara" unterstützt heute das Spital, das in diesem Teil Afrikas für mehr als 500.000 Menschen zur wichtigsten medizinischen Versorgungsstelle geworden ist.
Ungebrochene Faszination
Irmengard Schöpf gestaltet die neue Spitalskapelle in Ifakara, ein Altarbild und ein Kreuzweg in Bildern entstehen, wobei die Künstlerin mit Keimfarben direkt an die Wand malt. Sie beschäftigt sich mit der Freskenmalerei, ab dem Jahr 1954 widmet sie sich vor allem der Ölmalerei. "Kontinent Afrika" heißt ein Bilderzyklus, der viele Jahre später an die intensiven Jahre in Afrika erinnern wird.
1969 kehrt die Familie von Afrika nach Tirol zurück, ins eigene Heim nach Zams. Große abstrakte Öl-Bilder entstehen. Nach einigen Jahren in Serfaus, wo Karl Schöpf eine eigene Arzt-Praxis leitet, lebt die Familie ab 1981 wieder im Zams. Aber die Faszination für Afrika bleibt ungebrochen.