Umgang mit Geld und Wünschen lernen

Taschengeld muss sein!

15 Euro - diesen Betrag haben österreichische Kinder und Jugendliche im Durchschnitt zur monatlichen Verfügung. Rechtsanspruch auf Taschengeld gibt es keinen. Wer aber früh lernt, mit dem Geld zu haushalten, tut sich später leichter.

Die Höhe des Taschengeldes ist in den meisten Familien ein heftig umkämpftes Thema. In einem Punkt sind sich Eltern und Kinder aber meist einig: Taschengeld macht Sinn. Über das eigene Geld lernt der Nachwuchs, mit den Finanzen umzugehen.

Kinder haben mehr Geld in der Tasche als je zuvor. Im Durchschnitt verfügen Jugendliche weltweit über 110 Euro Taschengeld im Monat. Das sagt zumindest eine finnische Studie aus dem Jahr 2006, die Mädchen und Burschen in 22 Ländern befragt hat. Eine österreichische Studie aus dem Jahr 2004 kommt auf ganz andere Zahlen: 6- bis 9-Jährige erhalten demnach im Schnitt fünf Euro, 10- bis 14-Jährige kommen auf 15 Euro, 15- bis 19-Jährige auf 38 Euro.

Kein Rechtsanspruch auf Taschengeld

"Es gibt keine gesetzliche Grundlage, dass Eltern ihren Kindern Taschengeld geben müssen“, sagt Anton Schmid von der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft. „Man kann Eltern nicht bestrafen, wenn sie es nicht zahlen. Allerdings wäre das äußerst unklug, denn das Taschengeld ist eine Hauptkomponente in der Erziehung zum Umgang mit Geld“, mahnt der Jugendanwalt.

Was die Höhe des Taschengeldes anbelangt, möchte Anton Schmid keine Empfehlungen abgeben: "Es gibt leider viele Menschen, die nur ein äußerstes Minimum an Taschengeld geben können, weil der Familienhaushalt nicht mehr hergibt.“ Auf der anderen Seite gebe es finanziell gut gestellte Eltern, die - um sich größere Diskussionen zu ersparen - dem Nachwuchs jede gewünschte Summe an Taschengeld auszahlen. Das setzt wiederum weniger finanzstarke Familien unter Druck.

Bei der Höhe der Taschengeldforderung orientieren sich gerade Jugendliche nämlich an dem, was in der Gleichaltrigen-Gruppe üblich ist. "Optimal wäre, wenn man das Taschengeld sowohl der eigenen finanziellen Situation anpassen würde, als auch der Situation im Freundeskreis, in dem sich der Jugendliche bewegt. Es bringt nichts, wenn sich der Jugendliche in einer Gruppe bewegt, in der die meisten das sechs- oder siebenfache an Taschengeld bekommen und ich sage 'Nein' aus pädagogischen Gründen“, so Anton Schmid.

Eigenes Geld für den Luxus nebenbei

"Prinzipiell sollte Taschengeld nur dafür ausgegeben werden, was Kinder sich an Luxus leisten“, sagt Jugendanwalt Anton Schmid. Für notwendige Anschaffungen wie Kleidung oder Schulsachen ist das Extra-Geld nicht gedacht.

Kinder sollen über das Taschengeld eben auch lernen, mit den eigenen Wünschen umzugehen. Dazu gehört, dass sie alleine bestimmen dürfen, wofür die finanzielle Zuwendung verwendet wird - auch wenn Eltern oft meinen, dass das Geld für unsinnige Anschaffungen aus dem Fenster geworfen wird. Planloses Kaufen gehört zum Lernprozess.

Wichtig sei, sagt Schmid, das Taschengeld regelmäßig zu zahlen. Vorschüsse sollten tabu sein, Nachzahlungen ebenfalls. Nur so lernen Kinder, ihr Geld auch einzuteilen. Begonnen werden sollte mit wöchentlichen Beträgen, wenn möglich mit Schuleintritt. Mit etwa zehn Jahren sind Kinder bereits fähig, mit monatlichen Beträgen zu planen.

Um Konflikte zu vermeiden, empfiehlt Anton Schmid, die Höhe desTaschengeldes immer wieder an der Realität zu prüfen."Viele Eltern haben keine Ahnung, wie teuer das Leben als Jugendlicher kommt", so Schmidt. "Am Besten, man setzt sich mit seinem Kind an einen Tisch und bespricht gemeinsam, was an Taschengeld tatsächlich gebraucht wird. Was kostet das Ausgehen? Was kostet ein Hamburger, was eine Kinokarte? Diese Beträge zusammenzählen, und was unten herauskommt, ist das Taschengeld!"

Hör-Tipp
Moment, Dienstag, 30. September 2008, 17:09 Uhr