Die Filmemacherin Beckermann

8. April 2017, 21:58

"Ich brauche die Stadt auch zum Schreiben."

Ideen gehören in die Werbung, und allenfalls in den Tagesjournalismus, meint die Filmemacherin und Autorin Ruth Beckermann. Ihre eigenen, spontanen Ideen haben sich am Ende des Tages meistens schon wieder verflüchtigt.

Der Zündstoff, der ihre Werke - ihre zahlreichen Filme und Bücher - indes tatsächlich initiiert und vorantreibt, das ist ein Gemisch aus lebenslangem Engagement und Leidenschaft.

Soeben ist Ruth Beckermanns gesamtes filmisches Werk in einer 8-teiligen DVD-Edition erschienen. Neben einem Begleitbuch finden sich da etwa ihr Filmdebüt "Arena besetzt", eine Dokumentation über den anarchischen Sommer 1976 in Wien, und der Film "Wien retour" über Franz West, der sich an die Zeit des Austrofaschismus und Nationalsozialismus erinnert, sowie Beckermanns viel beachteter jüngster Film "Zorros Bar Mizwa" über jüdische Traditionen von Jugendlichen.

Für "Wien retour" war die ursprüngliche Idee, die Arbeiterbewegung in Wien zu porträtieren, im weiteren Verlauf entstand jedoch ein Porträt über jüdische Lebenswelten - so viel zur Beständigkeit von Ideen.

So etwas wie eine "Auftragslage" gebe es in Österreich für Filmerinnen zu ihrem Bedauern nicht, sagt Beckermann. Alle ihre Geschichten findet sie selbst, dann erst geht sie auf die Suche nach Geldgebern. Das Thema zu finden gehöre übrigens zum Schwierigsten an der Arbeit

Beim Drehen, so sagte einst Bernardo Bertolucci, verliere man den Film aufgrund aller einstürzenden und ungeordneten Eindrücke. Im Schneideraum aber, so der große Meister weiter, finde man ihn schließlich wieder. Eine kostbarer Moment, den Ruth Beckermann so beschreibt: