Eine Bestandsaufnahme
Der rumänische Kulturbetrieb
Die Halbzeit im Ö1 Schwerpunkt "Nebenan" markiert den Übergang von Bulgarien zu Rumänien. Den Auftakt bildet eine Reportage über den Kulturbetrieb in dem 22-Millionen-Land. Geht es den Kulturschaffenden in Rumänien besser als in den 1990er Jahren?
8. April 2017, 21:58
Es hat in den westlichen Medien eine gewisse Tradition, dass aus Rumänien hauptsächlich Missstände berichtet werden: Straßenkinder, Strukturprobleme in der Landwirtschaft, Korruption. Ganz anders im Kultursektor: Rumänische Künstler sorgen in letzter Zeit fast immer für gute Neuigkeiten.
Beispiel: Film
Die Goldene Palme für den Film "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" in Cannes 2007, dieser Preis war nur der Höhepunkt einer Reihe von Auslandserfolgen rumänischer Kinoregisseure, vor allem aus der Generation zwischen 30 und 40.
Auch andere Filme wie Cristi Puius "Der Tod des Herrn Lazarescu" liefen nicht nur auf wichtigen Festivals, sondern wurden auch europaweit regulär in den Kinos gespielt. Für den Cannes-Sieger Cristian Mungiu ist das das beste Zeichen dafür, dass man tatsächlich von einer Neue Welle des rumänischen Autorenfilms sprechen kann.
Beispiel: Literatur
Der Buchmarkt in Rumänien hat sich nach einem argen Einbruch in den 1990er Jahren etwas erholt. Das merkt man zum Beispiel, wenn man in Bukarest die Libraria Carturesti besucht, eine Kombination aus Buchhandlung und Teehaus in einer renovierten Stadtvilla: Dort herrscht immer Hochbetrieb. Und im Bereich zeitgenössischer Kunst ist neu, dass einige wenige Galerien von ihren Sammlern bereits leben können und auf wichtigen Kunstmessen wie der Armory Show in New York vertreten sind.
Also, alles bestens?
Keineswegs. Die Szene sei noch viel, viel zu klein, erklärt der bildende Künstler Dan Perjovschi. Er hat es mit seinen cartoonartigen Wandzeichnungen dieses Jahr ins Museum of Modern Art in New York geschafft; und er ist nicht der einzige rumänische Künstler, der international Fuß fassen konnte.
Das ist aber nicht primär ein Erfolg der staatlichen Kulturpolitik. Sondern unabhängige Initiativen wie das Kunstmagazin "Idea" in Cluj oder die "Periferic"-Biennale in Iasi haben unter jahrelanger Selbstausbeutung weltweit Netzwerke für die Kunst aus Rumänien aufgebaut, erzählt Perjovschi.
Die Kulturpolitik zieht spät aber doch nach, wenn auch nicht mit Riesensummen. Aber es gibt neue Fördertöpfe für kulturelle NGOs. Künstler können um Reisestipendien ansuchen; und die rumänischen Auslandskulturinstitute wie dasjenige in Wien, die waren noch nie so aktiv wie jetzt.
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