Österreichs Kleinverlage

Das Business der Büchermacher

Spezielle Herausforderungen und Möglichkeiten prägen den Charakter des kleinen österreichischen Buchmarkts, der Teil des großen deutschen Marktes ist. Verlagsförderung kommt allerdings nur Verlagen ab einer bestimmten Größe zugute.

Alexander Potyka, der den Picus Verlag gemeinsam mit Dorothea Löcker führt, nennt seinen Verlag auf die Frage nach Größe und Bedeutung im Branchen-Umfeld einen "sichtbaren Verlag mittlerer Größe", denn am österreichischen Markt mit seinen vielen Klein- und Kleinstverlagen spielt ein Literaturverlag mit sechs Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, sowie 40 produzierten Büchern pro Jahr schon eine verhältnismäßig wichtige Rolle.

Vom Literaturverleger oder der Literaturverlegerin wird sowohl literarisches Gespür für Entdeckungen, als auch die aktive Entwicklung von künftigen Bestsellern und deren effiziente Vermarktung erwartet, wie Picus-Verleger Alexander Potyka sagt: "Wir sind Treuhänder der Träume und Hoffnungen von Autoren."

Förderkriterien

Da nicht jedes verlegte Buch ein Bestseller wird, sind die Verlage auf Förderung angewiesen. Ein Auszug aus der Homepage des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, betreffend die Verlagsförderung 2008:

Österreichische Verlage mit wenigstens dreijähriger Verlagstätigkeit, deren Programm die Bereiche Belletristik und Essayistik, Kinder- und Jugendliteratur oder Sachbücher der Sparten Zeitgeschichte, Philosophie, Kulturgeschichte, bildende Kunst, Musik, Architektur und Design umfasst, können sich um die Verlagsförderung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur bewerben. Verlagsprogramme mit Büchern österreichischer Autoren oder Übersetzer sowie mit österreichischen Themen haben bei der Förderung Vorrang.

Marginale Fördermittel

Fritz Panzer, Geschäftsführer des Carl Ueberreuter Verlages, mit etwa 300 Neuerscheinungen pro Jahr der größte österreichische Privatverlag für das allgemeine Lesepublikum, ist gemeinsam mit Elfriede Scheipl Autor des Buches "Buchverlage in Österreich". Zu der 2001 erschienenen Studie gibt es noch kein vergleichbares Nachfolgewerk, man kann aber bei vielen der darin enthaltenen Darstellungen von ihrer unverminderten Gültigkeit ausgehen.

Die Verlagsförderung des Bundes kann als wichtiges strategisches Mittel betrachtet werden, um die Entwicklung literarisch und kulturorientierter Verlage in Österreich zu unterstützen. Im Vergleich zur Förderung der Bundestheater sind die jährlich dafür eingesetzten öffentlichen Mittel marginal. Ein Wegfall der Verlagsförderung würde vermutlich einen beträchtlichen Teil der geförderten Verlage in ihrer Existenz ernsthaft bedrohen.

Strukturgefälle zwischen Deutschland und Österreich

Um in den Genuss der Verlagsförderung zu kommen, ist von vornherein schon eine gewisse Verlagsgröße vonnöten. Für die kleineren Verlage gibt es Druckkostenförderungen und verschiedenste andere, weniger umfangreiche Fördermöglichkeiten nicht zuletzt durch die Bundesländer, meistens für einzelne Buchprojekte, für die man jeweils einreichen muss.

Die Studie zählt Buchverlage nicht nur im literarischen Bereich, die mehr als 50 lieferbare Titel aufzuweisen haben, zu den vergleichsweise "großen" Verlagen im Land. Diskutiert wird in dem Buch auch das immer wieder beklagte Strukturgefälle zwischen dem größeren deutschen und dem kleineren österreichischen Buchmarkt. Den verminderten Marketing- und Vetriebsmöglichkeiten in einem vergleichsweise kleinen Markt sollte die Verlagsförderung ja nicht zuletzt entgegenwirken.

Die österreichische Verlagsförderung hat, so kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, seit 1992 einen starken Anstieg der Buchproduktion, insbesondere bei literarischen Werken bewirkt. Entgegen dem gängigen Vorurteil publiziert Österreich mittlerweile gemessen an der Bevölkerungsdichte nicht weniger Literatur als Deutschland, sondern im Gegenteil: Seit 1995 ist die literarische Produktion in Österreich sowohl in Relation zur Bevölkerung als auch in Relation zur gesamten Titelproduktion höher als in Deutschland.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 10. Dezember 2007, bis Donnerstag, 13. Dezember 2007, 9:30 Uhr

Links
Hauptverband des Österreichischesn Buchhandels
BMUKK - Ausschreibung der Verlagsförderung 2008