Zusammenarbeit mit Furtwängler, Böhm und Karajan

In Erinnerung an Walter Berry

International bekannt wurde er 1955 durch seinen Wozzeck an der Staatsoper: der Wiener Bassbariton Walter Berry. Im Gespräch, das 1977 entstand, erinnert er sich an seine Anfänge, an seinen musikalischen Leitstern Karl Böhm und an Herbert von Karajan.

Im Jahr 1977 führte Georg Springer, der heutige Leiter der Bundestheater-Holding, dieses legendäre Gespräch mit dem Publikumsliebling Walter Berry im Rahmen einer Veranstaltung der Freunde der Wiener Staatsoper.

Der im Oktober 2000 verstorbene Bassbariton begann seine Karriere 1949 im Ensemble der Wiener Staatsoper mit kleinen Rollen wie zum Beispiel dem Schließer in der Tosca: "Da saßen zwei Damen im Zuschauerraum, die kannten mich schon. Als ich im dritten Akt auftrat, sagt die eine zur anderen: 'Schau da ist der Berry! Wo? Ist schon wieder weg!' Das war 1950. Die Tosca war damals übrigens die Jeritza. Also ich habe schon mit der Jeritza Tosca gesungen!", erzählte Berry schmunzelnd.

Sänger aus unglücklicher Liebe

"Mein Vater wollte mich zu den Wiener Sängerknaben bringen. Beim Vorsingen war ich so schüchtern, dass ich keinen Ton heraus brachte. Die haben gesagt, ich sei zwar musikalisch, aber ob ich auch eine Stimme habe, könnten sie nicht beurteilen. So haben sie mich nicht genommen", erinnerte sich Berry.

"Später war ich in ein Mädchen verliebt, das aber vor mir immer geflüchtet ist. Die sang in einem Kirchenchor. Also bin ich auch zum Chor gegangen - und wurde so entdeckt und ging dann auf die Gesangsakademie. Ich bin also Sänger aus unglücklicher Liebe heraus geworden!"

International bekannt durch Furtwängler-"Giovanni"

1952 sang er erstmals den Papageno in Mozarts "Zauberflöte" und wurde international mit dem Masetto in "Don Giovanni" in Salzburg unter Furtwängler bekannt.

"Karl Böhm war mein Leitstern"

Der Leitstern über der Sängerkarriere von Walter Berry war Karl Böhm, dem er sehr viel zu verdanken hatte:

"Der Böhm hat mir bei der Wiedereröffnung der Staatsoper den Wozzeck anvertraut. Er hatte viel mehr Angst als ich. Diese Partie ist wahnsinnig schwer zu lernen. Und als es zu den ersten Orchesterproben kam, saß der Studienleiter hinter Karl Böhm und notierte die Fehler der Sänger. Böhm fühlte sich dadurch gestört und fragte, was er da mache: 'Ich notiere die Fehler!' Darauf Böhm: 'Nicht schreiben, es ist alles falsch!'"

Eine Stütze der Wiener Staatsoper

Walter Berry gehörte nach dem Krieg zu den Stützen des Hauses:

"Es herrschte zu dieser Zeit eine so ungeheuer freudige Aufbruchstimmung. Alles was man gemacht hat, hat man ja irgendwie aus dem Schutt heraus getan. Es war Ruhe in der Arbeit, es war eine sehr schöne Periode, denn man hatte auch noch genügend Zeit für Probenarbeit. Und man konnte ja noch nicht so viele herumreisen, wie dies heute der Fall ist", erzählte der Publikumsliebling.

Internationale Karriere ab 1957

1957 begann die internationale Karriere von Walter Berry mit Gastspielen an allen großen Opernhäusern Europas.

Neben Strauss und Mozart sang er auch das italienische und das Wagner-Fach. 1967 sang er den Wotan in der "Walküre" in Salzburg und 1968 an der Met - eine Partie, die er aber dann nicht mehr sang.

Zusammenarbeit mit Herbert von Karajan

"Karajan rief mich an und bot mir den Wotan für die Osterfestspiele in Salzburg an. Ich sagte: 'Herr von Karajan, ich bin doch kein Wotan!' Darauf Karajan: 'Wenn ich ihnen sage, Sie sind Wotan, dann sind Sie Wotan' - Na, sagen Sie dann Nein!'", so Berry schmunzelnd.

"Der Karajan hatte überhaupt so Ideen. Einmal rief er mich in Paris an, es war Mittwoch, und fragte an, ob ich am Freitag das Bass-Solo in der 9. Beethoven singen könnte. Ich sagte zu, da ich meine nächste Vorstellung erst am Sonntag in Paris hatte. Und ehe er auflegte, fragte ich noch rasch: 'Wo?' Seine Antwort: 'Tokio!'"

Auch ein erfolgreicher Pädagoge

In seiner langen Karriere sang der Wiener Bassbariton insgesamt über 120 Partien. Später wurde er auch ein gefragter Pädagoge, zu dessen Schülern so erfolgreiche Künstler wie Angelika Kirchschlager und Adrian Eröd zählten.

Am 27. Oktober 2000 verstarb Walter Berry völlig unerwartet 71-jährig in Wien.

Radio-Tipp
Apropos Oper, Sonntag, 30. Dezember 2007, 15:06 Uhr

Links
Wikipedia - Walter Berry
Wikipedia - Karl Böhm
Wikipedia - Wilhelm Furtwängler
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