"Das bringst du nimmer aus dem Kopf"

Franz Thaler, Federkielsticker

Franz Thaler erzählt in seinem Buch "Unvergessen. Option, KZ, Kriegsgefangenschaft. Heimkehr", wie das NS-Regime ihn, den Südtiroler Jugendlichen aus dem Sarntal, ins Unglück stürzt. Doch selbst im Elend des KZ hat er gelobt, Vergebung zu üben.

1925 in ärmlichen Verhältnissen geboren, wächst Thaler bei seinem Onkel auf. Bereits als Kind arbeitet er in der Landwirtschaft, oft müssen die Schulbesuche für die Feldarbeit unterbrochen werden.

Das Jahr 1939

Durch den Umsiedelungsbeschluss bei der "Berliner Konferenz" zwischen Deutschland und Italien entbrennt in Südtirol eine "Propagandaschlacht", ob man "dableiben" oder "weggehen" sollte. Franz Thalers Vater entscheidet sich für das "Dableiben", und sofort beginnen die Schikanen - Franz Thaler steht plötzlich als "Walscher" da, wird von den Anderen gehänselt und darf nicht mehr am Schulunterricht teilnehmen, weil der deutsche Lehrer nur Deutsche unterrichten will.

Im März 1944 erhält Franz Thaler - obwohl seine Familie für Italien optiert hat - einen Stellungsbefehl für die Deutsche Wehrmacht. Da er nicht für Nazi-Deutschland in den Krieg ziehen will, flüchtet er in die Berge, doch als seine Eltern bedroht werden ("Sippenhaft"), stellt sich Franz Thaler, kommt vor ein Kriegsgericht und wird als Neunzehnjähriger zu zehn Jahren Konzentrationslager in Dachau verurteilt.

Mitte Dezember 1944 kommt Franz Thaler in Dachau an, Ende Dezember geht es weiter in das Konzentrationslager Hersbruck - ein Außenlager des KZ Flossenbürg. Dem Bautrupp zugeteilt, erlebt er täglich die Schikanen der SS, wird körperlich immer schwächer. Dann kommt er zurück nach Dachau, er schreibt: "Wir hatten alle Angst, dass man uns im letzten Moment vor der Befreiung noch alle umbringen würde."

Die Befreiung

Das Konzentrationslager wird am 29. April 1945 von den Amerikanern befreit, und bevor er endlich nach Hause kann, kommt Franz Thaler noch in ein Gefangenenlager nach Frankreich. Auf dem mühsamen Weg zurück begegnet er dem Menschen, der ihn durch Verrat ins KZ gebracht hat - dem eigenen Cousin. "Ich glaube, für ihn war meine Heimkehr eine Erleichterung, aber andererseits blieb ich ihm ein Dorn im Auge. Wir gingen dann unserer Wege (…) Es mag für mich wohl die erste Probe der Vergebung gewesen sein, welche ich im größten Elend immer wieder versprochen hatte."

Im Sarntal will man lieber vergessen als sich erinnern und begegnet den Zurückgekehrten teilweise mit Unverständnis. Geschwächt durch das KZ kann Franz Thaler nicht mehr als Knecht arbeiten, er beschließt, bei seinem Bruder das Federkielsticken zu erlernen, das man drinnen - in der Stube - ausführen konnte. Franz Thaler wurde ein guter Federkielsticker, richtet sich später in seinem Elternhaus eine kleine Werkstätte ein, in der er auch heute noch viel Zeit verbringt. Hier begann er seine Erlebnisse aufzuschreiben, Seite für Seite wird ein Heft gefüllt mit Erinnerungen gegen das Vergessen.

Service

Franz Thaler, "Unvergessen. Option, KZ, Kriegsgefangenschaft. Heimkehr", Edition Raetia, Bozen

Federkielstickerei Thaler