"Das Akkordeon kam zu mir"
Otto Lechners Spielräume
"Musik ist ein schlechter Trost, aber manchmal der beste, den wir haben", sagt der Akkordeonist Otto Lechner. 1964 in Melk geboren, lebt Lechner seit mehr als 20 Jahren in Wien. Seine Arbeit bewegt sich zwischen Tanz, Theater, Literatur und Jazz.
8. April 2017, 21:58
Ausschnitte: "Mittelgebirge", "Der lachende Vagabund"
Ich bin 1964 geboren und habe musiziert
bei Schul- und Dorffesten
in Gast- und Kunsthäusern
im Rahmen von Tauf- und Sterbefeiern
für Schau- und Hörspiele
in An- und Straßenbahnzügen
in Über- und Attersee
als Ton- und Kleinkünstler
als Kompo- und Pianist
nach Litera- oder Partitur
in Kir- und bei Brötchen
als Urlaubs- oder Ehrengast.
Aus diesem Gewirr von Eindrücken entsteht eine Tonsprache die von Sentimentalität und ihrer Anfechtbarkeit handelt.
Diese Selbstbeschreibung stellt der österreichischen Akkordeonisten Otto Lechner seiner Homepage voran. Otto Lechner, in Melk an der Donau geboren, lebt seit mehr als zwanzig Jahren als Musiker und Komponist in Wien. Mittlerweile gilt er - auch international -als einer der originellsten und vielseitigsten Akkordeonisten.
Finnische Verbindungen
Über das international zusammengesetzten Quintett "Accordion Tribe", in dem Lechner das jazzigen Element verkörpert, gibt es eine eindrucksvolle Film-Dokumentation, die auch auf DVD erhältlich ist. In diesem Film erzählt die finnische Akkordeonistin Maria Kalaniemi, wie beeindruckt sie von Otto Lechner schon bei ihrer ersten Begegnung war. "Wir probten das erste Mal, in meinem Haus in Helsinki. Ein schwieriges Stück. Aber es war unglaublich - Ich spielte und sang es vor und er verstand es sofort, ohne die Sprache zu können ... es war perfekt - es fühlte sich an, als wären wir ein Baum mit denselben Wurzeln".
Ein Spielzeug zu Weihnachten
Wie er zum Akkordeon gekommen ist? "Das Akkordeon kam zu mir" sagt Lechner, "in Form eines Weihnachtsgeschenks, als ich drei war. Einfach ein Spielzeug. Dass es ein Akkordeon war und nicht irgendetwas anderes war Zufall. Ich komme aus einer Familie, die sich überhaupt nicht mit Musik beschäftigt. Dass es Akkordeon und nicht Klavier war, hat sich als Vorteil erwiesen, hier konnte ich mich individualistisch entwickeln sagt Lechner, beim Klavier wär' ich zudeckt gewesen von den vielen großen Vorbildern".
Und die vergleichsweise unmusikalische Familie? "Ich habe als Kind viel Radio gehört, die Regionalsender, und damals nicht gewusst, dass dies immer mehrere Instrumente sind, die da diesen einen Klang erzeugen. Und so war ich versucht, dies mit einem einzigen, meinem Instrument herzustellen."
Blind im Dienst der Musik
Auf seiner homepage steht nach dem Namen "Otto Lechner" das Motto zu lesen: "Seit Jahrzehnten blind im Dienst der Musik". Eine Anspielung auch darauf, dass Lechner seit seinem 15. Lebensjahr blind ist.
Online kann man auch ein umfangreiches Audioarchiv besuchen, mit einer illustren Liste von Musiker und Musikerinnen, mit denen Otto Lechner im Lauf der Jahre zusammen gearbeitet hat, von Marwan Abado bis Joe Zawinul, von Melissa Coleman bis Max Nagl, von Broadlahn bis Christina Zurbrügg. Und da gibt es einen Kreis von zehn, fünfzehn Leuten, mit denen Otto Lechner immer wieder, und immer wieder hörbar gern zusammenspielt, mit Klaus Trabitsch zum Beispiel und da kann Populäres - wie zum Beispiel der "Lachende Vagabund" - auch freudig dekonstruiert werden.
Mehr zu Otto Lechner in oe1.ORF.at
Eine Berbertasche
Ich schätze eine räumlich klare Schallquelle
Komm, sing mit
Hör-Tipp
Spielräume, Sonntag, 23. Dezember 2007, 17:30 Uhr
Mehr dazu in oe1.ORF.at
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Otto Lechner