Ostkongo, ein Land in Anarchie

Menschen und Gorillas im Herzen Afrikas

Die Region der Virunga-Vulkane im Grenzgebiet zwischen Kongo, Ruanda und Uganda ist der Schauplatz von Krieg und Vertreibung, sie bildet aber auch einen von nur noch zwei Lebensräumen der größten aller Menschenaffen, der seltenen Berggorillas.

Der Osten des Kongo in der Gegend der Virunga-Berge ist reich an begehrten Rohstoffen. Doch deren Ausbeutung geschieht völlig unkontrolliert und chaotisch. Warlords bekämpfen einander, es gilt das Recht des Stärkeren.

Die Milizen plündern nicht nur die Rohstofflager und den Wildtierbestand, auch die Zivilbevölkerung ist ihren Repressalien ausgesetzt. In den vergangenen 15 Jahren sind drei bis vier Millionen Menschen ums Leben gekommen. Hunderttausende sind auf der Flucht.

Heimgesuchtes Goma

In die kongolesische Grenzstadt Goma strömten 1994 über eine Million Flüchtlinge aus Ruanda. Als sich die Situation Ende der 1990er Jahre beruhigt hatte, richtete ein Ausbruch des Nyiragongo-Vulkans große Schäden an.

Dicht bevölkertes Ruanda

Ruanda wird das "Land der tausend Hügel" genannt. Trotz des Genozids von 1994 und Millionen von Flüchtlingen leben heute fast neun Millionen Menschen in dem am dichtesten besiedelten Land Afrikas.

Der Genozid von 1994

Das Flugzeug von Präsident Habyarimana wurde am 6. April 1994 beim Landeanflug auf die Hauptstadt Kigali abgeschossen. Wer für den Abschuss verantwortlich war, ist bis heute nicht geklärt. Es könnten auch Unzufriedene aus den eigenen Reihen gewesen sein, weil Habyarimana unmittelbar zuvor ein Friedensabkommen mit den Rebellen der Rwandan Patriotic Front (RPF) unterzeichnet hatte. Die RPF wurde als von den Tutsi beherrscht angesehen, die Regierung war von einem Hutu-Clan dominiert.

Jedenfalls war der Flugzeugabsturz der Auftakt zu einem Gemetzel, bei dem in 100 Tagen etwa 800.000 Menschen abgeschlachtet wurden. Viele der vermutlichen Täter sitzen noch heute ohne Gerichtsverfahren im Gefängnis. Nun soll auf die traditionelle Dorfgerichtsbarkeit Gacaca zurückgegriffen werden, um die Verfahren schneller abzuwickeln. Todesurteile dürfen von diesen Gerichten nicht ausgesprochen werden.

Nationalparks

Der 1925 von den Belgiern gegründete Albert-Nationalpark wurde 1960 in den Virunga-Park im Kongo und den Parc des Volcans in Ruanda aufgeteilt, der in der Folge allerdings mehrfach verkleinert wurde. 1969 fielen allein 89 Quadratkilometer einem Pyrethrum-Projekt (pflanzliches Insektizid) der EU zum Opfer. Die heutige Parkgröße ist auf 125 Quadratkilometer geschrumpft. Der Bevölkerungsdruck ist hoch, bis zu den Nationalparkgrenzen ist die Landschaft dicht besiedelt.

Die größten aller Menschenaffen

Die Berggorillas wurden erst 1903 vom deutschen Offizier Oskar von Beringe entdeckt und sind die größten, aber auch seltensten aller Primaten.

Das dominante Männchen wird "Silberrücken" genannt, weil sich seine Rückenbehaarung im Alter von etwa 13 Jahren silbergrau färbt. Der Harem des Silberrückens besteht aus drei oder vier geschlechtsreifen Weibchen, manchmal leben auch noch nicht ganz ausgewachsene Männchen im Familienverband. Dazu kommen die Jungtiere. Die Gesamtpopulation besteht nur aus 700 Exemplaren, davon leben etwa 380 in den Virunga-Bergen.

Gefährliche Wilderer

Insbesondere im Kongo, wo eine staatliche Autorität kaum mehr vorhanden ist, sind Wilderer eine Gefahr. Es geht ihnen um "bushmeat": Fleisch aus dem Dschungel, aber auch um den lukrativen Handel mit Wildtieren.

Fallen und der Handel mit Jungtieren

Schlingenfallen, die eigentlich zum Fangen von Antilopen ausgelegt werden, stellen eine große Gefahr für Jungtiere dar, die sich darin verfangen und verletzen und an den Infektionen sterben. Die andere Bedrohung geht vom illegalen Tierhandel aus. Jungtiere werden entführt und als Haustiere gehalten.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 23. Dezember 2007, 10:06 Uhr

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipps
Bartholomäus Grill, "Ach, Afrika. Berichte aus dem Inneren eines Kontinents", Goldmann Velag

Philip Briggs, Janice Booth, "Rwanda", Bradt Verlag

Mary Fitzpatrick u. a., "East Africa", Lonely Planet Verlag

Christoph Lübbert, "Uganda und Ruanda", Reise Know-how Verlag