Porträtistin der Opernstars

Lilian Fayer, Fotografin

Ob in der Wiener Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen, an der Wiener Volksoper, im Raimundtheater oder im Theater an der Wien, Lilian Fayer schuf unzählige eindrucksvolle Porträtaufnahmen vieler Künstlerinnen und Künstler.

Sehr viel High Society in London

Tauende Aufnahmen findet man heute im umfangreichen Archiv der Familie Fayer in Wien – ob vom legendären "Schwanensee"-Paar Margot Fonteyn und Rudolf Nurejew oder von Will Quadflieg und Maria Schell bei den Salzburger Festspielen, ob Aufnahmen vom ersten Auftritt des jungen Placido Domingo oder von Herbert von Karajan bei einer Probe. Zum 100-jährigen Jubiläum der Staatsoper wurden acht Sondermarken nach ihren Fotos geprägt.

Bewunderung für den Vater

"Ein schönes Leben" habe sie geführt, und das in einer schwierigen Zeit, meint sie. 1917 wurde Lilian Fayer geboren - in New York, wo ihr Vater, Georg Fayer, ein aus Ungarn stammender Fotograf, bereits namhafte Künstler ablichtete. Die Bewunderung für den Vater klingt immer wieder durch. Ihm verdankt sie die Liebe zur Fotografie. 1925 wird Lilians Vater Kompagnon im Foto-Atelier eines namhaften Fotografen. Schon damals werden im Atelier viele namhafte Künstler fotografiert.

1935 eröffnet Georg Fayer ein Foto-Studio in London. Bis 1937 lebt auch die Tochter Lilian in England, dann kehrt sie nach Wien zurück. Der Vater ist in England rasch als Society- und Künstler-Fotograf anerkannt, er darf für die königliche Familie arbeiten, wird für Porträtaufnahmen geholt, auch Stars von der Bühne und vom Film kommen in sein Studio.

Rückkehr nach Wien

"Manche Stars - wie Nurejew - waren schwierig, man durfte sie nur zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Posen fotografieren", erinnert sich Lilian Fayer an die spätere Arbeit als Fotografin. Gerade 20 Jahre ist sie alt, als sie von London nach Wien zurückkehrt, um im Wiener Fotostudio des Vaters zu arbeiten.

Ihre Ausbildung erhält Lilian Fayer an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien - und bei ihrem Vater, den sie rückblickend als ihren besten Lehrer sieht. 1942 - mitten im Krieg - übernimmt Lilian Fayer das Fotostudio des Vaters im Heinrichshof vis-a-vis der Staatsoper. Auf Befehl des Propagandaministers Joseph Goebbels wird die Wiener Staatsoper im Juni 1944 geschlossen. Ein knappes Jahr später, am 12. März 1945, verursacht ein Luftangriff einen Brand, der das Gebäude schwer beschädigt und die Bühne und das Auditorium vollständig zerstört.

"Die Oper brennt! Das war ein Bild, das ich nicht vergessen werde", sagt Lilian Fayer, "das hat sich tief eingeprägt."

Spezialisierung auf Porträts

Für das zerstörte Foto-Atelier muss ein Ersatz gefunden werden, Lilian Fayer findet neue Räumlichkeiten am Opernring, wo sie sich bis heute das Fotostudio Fayer befindet, das inzwischen von ihren Söhnen Georg und Andreas geführt wird.

Lilian Fayer beginnt nach dem Krieg ihre eigene Karriere als Fotografin, als "Frau mit der Kamera" aufzubauen. Die Oper rückt mehr und mehr in den Mittelpunkt ihres Lebens, und die Porträtfotografie.

Fotos für Vitrinen und Postkarten

Das Foto-Studio Fayer, das der Vater schon vor dem Krieg bekannt gemacht hat, hat einen guten Ruf, und so kommt es, dass Lilian Fayer im Jahr 1952 eingeladen wird, bei den "Salzburger Festspielen" Porträtfotos für Vitrinen und für den Postkartenverkauf zu machen.

Von 1952 bis 1961 fährt Lilian Fayer jeden Sommer nach Salzburg, um berühmte Künstler zu porträtieren - Oskar Werner, Maria Schell, Will Quadflieg. Viele Schwarz-Weiß-Aufnahmen entstehen. Ähnlich wie es in Hollywood Porträtfotos von berühmten Stars als Autogramm-Karten gibt, entstehen zu jener Zeit in Österreich die beliebten "Fayer- Künstler-Postkarten".

"Chronistin" der Wiener Staatsoper

Der Erfolg in Salzburg macht auch die Verantwortlichen der Wiener Staatsoper hellhörig, bald macht Lilian Fayer im Auftrag der Wiener Staatsoper neben Pressefotos aufwendige Rollen- und Kostümporträts, die dann als Postkarten verkauft werden.

Lilian Fayer wird zur "Chronistin" der Wiener Staatsoper, sie fotografiert für alle großen österreichischen Musikinstitutionen. Viele spannende Fotos entstanden in den Jahren, in denen Herbert von Karajan als künstlerischer Leiter an der Wiener Staatsoper tätig war. Er gewährte Lilian Fayer ungehindert Zutritt zu allen Proben.

Ob als Künstler-Postkarte oder als Plakat, als Pressefoto, Foto fürs Programmheft und die Vitrine, ob als Porträt für CD-und Plattencover – die Aufnahmen von Lilian Fayer mussten nicht nur technisch einwandfrei sein -, es ging immer auch darum, eine Künstlerpersönlichkeit mit ihrer besonderen Ausstrahlung im Bild festzuhalten.

Mehrere Auszeichnungen

Lilian Fayer ist Mitglied des Ehrenpräsidiums der "Freunde der Wiener Staatsoper", sie wurde für ihr fotografisches Werk mehrfach geehrt, ihre Künstlerporträts wurden in der Wiener Staatsoper, im Wiener Musikverein, im Karajan Center und in mehreren Galerien gezeigt.

Bei der Feier zu ihrem 90. Geburtstag waren nicht nur musikalische Grüße von Renate Holm, Michael Heltau und vielen anderen zu hören, da berührten auch sehr persönliche Zeilen aus der Familie:

"Wir lieben dich, weil du so positiv bist. Und Hellblau trägst. Und lachen kannst. Mit 90 sitzt man im Rollstuhl. Du legst dich ins Spital, kommst wie neu heraus und gehst ins Archiv." Einen großen Wunsch habe sie noch, sagt Lilian Fayer. Sie würde gern noch ein schönes, umfangreiches Buch machen, einen Bildband mit den besten Fotografien aus ihrem Archiv.

Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 6. Jänner 2008, 14:05 Uhr

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Foto Fayer