von Hellmut Butterweck

Aber wir werden es der Welt noch zeigen

von Hellmut Butterweck

...95 Jahre, das ist doch wirklich ein schönes Alter...

Zwei 95-jährige Greise parlieren über das vergangene 20. Jahrhundert, ihre Erlebnisse, ihre Taten, ihr fast vergangenes Leben. Und beide planen sie, ein Buch über sich und ihre Vergangenheit zu schreiben.

In ihren Gesprächen kommen sie über Plaudereien über ihren Cholesterinspiegel, falsche oder echte Zähne, Hör- oder ähnliche Beschwerden des Alters zwischendurch immer wieder - wenn auch zunächst noch recht verdeckt - auf ihre Vergangenheit zu sprechen. Die beiden Alten eint jedoch ein Vorhaben: Es ist ihr Plan, ihre jeweils eigene Sicht des vorigen Jahrhunderts zu Papier zu bringen; den Tod vor Augen, wollen sie es der Welt noch einmal zeigen. Sie haben das Gleiche mitgemacht - meinen sie zunächst noch. Doch allmählich wird das zwischen ihnen stehende schreckliche Missverständnis immer offensichtlicher: Der eine war Aufseher in dem KZ, in dem der andere nur knapp dem Tod entgangen ist.

Mehr und mehr wird durch ihre Aufarbeitung der jeweiligen Lebensgeschichte für den Hörer klar, was aus ihnen nach dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft geworden ist - viel schneller sogar, als es den beiden selbst dämmert, auf welcher Seite der jeweils andere stand.

Erst im Finale erkennt das Opfer seinen ehemaligen Peiniger. Es kommt zum Showdown - aber verläuft der tödlich? Das Ende des Stücks verrät nicht, ob der ehemalige Nazischerge, als er noch einmal seinem blinden Hass auf die Juden freien Lauf lässt und dann zusammenbricht, im Rettungswagen sein Leben aushaucht und damit auch seine Ideologie zur Hölle gefahren ist.

Für seine Inszenierung von "Aber wir werden es der Welt noch zeigen" ist es dem Hörspieldoyen Götz Fritsch gelungen, eine absolute Starbesetzung zu gewinnen: Mit Fritz Muliar als ehemaligem SS-Aufseher im KZ und Rudolf Wessely in der Rolle des jüdischen KZ-Häftlings füllen nicht nur zwei Grandseigneurs der Theaterszene sondern auch zwei Zeitzeugen die Rollen der beiden grantelnden und letztlich immer noch in tiefer wie nachvollziehbarer Feindschaft verhafteten Greise aus.

Der Autor und Publizist Hellmut Butterweck wurde 1927 in Wien geboren. Während des Zweiten Weltkrieges war er zum Arbeitsdienst in der Rüstungsindustrie eingezogen, nach dem Krieg arbeitete er als freier Journalist. Butterweck befasste sich als Journalist vor allem mit österreichischer Zeitgeschichte, Außenpolitik und Kultur. Er schrieb zahlreiche Kritiken, Glossen, Reportagen und Essays für diverse Wochenzeitungen und Zeitschriften, unter anderem für "Die Furche", und ist Autor mehrerer Theaterstücke und Hörspiele.

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