von Heimito von Doderer

Die Strudlhofstiege

von Heimito von Doderer

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Heimito von Doderer wählte für seinen gleichnamigen Großstadtroman die im 9. Wiener Gemeindebezirk gelegene Strudlhofstiege als Dreh- und Angelpunkt. Hier begegnen einander - absichtlich oder auch zufällig - zwischen 1911 und dem 21. September 1925 sämtliche wesentliche Figuren des Romans. Im Mittelpunkt steht jedoch der eher einfach gestrickte ehemalige k.u.k.-Major Melzer, der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als Amtsrat bei der Österreichischen Tabak-Regie angestellt ist. Mit ihm durchstreift Doderer sämtliche soziale Schichten von der bereits vom Zerfall gekennzeichneten Donaumonarchie bis in die Zwischenkriegszeit - wenn auch die maßgeblichen Figuren, mit Ausnahme von Melzers Gattin Thea Rokitzer, sie kommt aus dem Kleinbürgertum, aus dem Adel und dem Bildungsbürgertum stammen.

Bei diesen Streifzügen durch die Gesellschaft im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts wird allerdings immer wieder offensichtlich, wie stark Gefühle und Verhaltensmuster der Protagonisten jedoch noch im 19. Jahrhundert verwurzelt sind, auch wenn sich die Zeiten in der Zwischenzeit fundamental geändert haben.

Doderers "Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre", wie der vollständige Titel des Romans eigentlich lautet, gilt neben Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften" (mit dem er auch von der Erzählstruktur her oftmals verglichen wurde) als einer der epochalen Großstadtromane des 20. Jahrhunderts. Bis heute wird "Die Strudlhofstiege" auch als der Wien-Roman schlechthin angesehen.

Die vorliegende Radiofassung von Doderers Roman stammt von Helmut Peschina, der das immerhin rund 900 Seiten starke Werk - nach eigenen Angaben - erst fünfmal durcharbeiten musste, bevor er mit der eigentlichen Schwerarbeit, der Dramatisierung, beginnen konnte, hat der Autor doch in der Vorlage ein überaus komplexes Geflecht von Beziehungen geschaffen.

In der insgesamt siebenwöchigen Produktionszeit im Wiener Funkhaus kamen unter der Regie von Robert Matejka insgesamt knapp 40 Schauspielerinnen und Schauspieler zum Einsatz. Darunter so prominente Namen wie Peter Matic, Peter Simonschek, Michou Friesz, Leslie Malton, Nicholas Ofzarek, Fritz Karl, Wolfgang Hübsch oder Gerti Drassl.

Die Musik für diese Großproduktion hat niemand Geringerer als Kurt Schwertsik komponiert.

Gemeinsam mit dem Norddeutschen Rundfunk hat der ORF mit der vorliegenden "Strudlhofstiege" eines der gewaltigsten und ehrgeizigsten Projekte der jüngeren Hörspielgeschichte realisiert.

Geboren wurde Heimito von Doderer 1896 in Hadersdorf-Weidlingau bei Wien als Sohn eines angesehenen Architekten, der u. a. auch an der Wienflussregulierung sowie beim Bau der Wiener Stadtbahn mitwirkte. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Doderer in Wien, wo er 1966 auch starb. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben der "Strudlhofstiege" "Die Dämonen", "Die Wasserfälle von Slunj" sowie "Die Merowinger oder Die totale Familie".

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