Claude Chabrols "Die zweigeteilte Frau"
Schwindender Klassenkampf
Im Jahre 1906 wurde Stanford White, der Architekt des Madison Square Garden in New York, von einem eifersüchtigen Millionär in aller Öffentlichkeit erschossen. Dieser Fall diente Claude Chabrol als Ausgangspunkt für seinen Film "Die zweigeteilte Frau".
8. April 2017, 21:58
Claude Chabrol im Interview
In seinem neuen Film wendet sich der französische Altmeister Claude Chabrol - wie immer - seinem Lieblingsmilieu, der Bourgeoisie, zu. Eine junge Frau steht zwischen zwei Männern, zwischen einem älteren verheirateten Schriftsteller, der nicht ohne Eitelkeit seinen Ruf als großer Intellektueller genießt, und einem jungen Industriellensohn, affektiert, infantil und unberechenbar.
Alles dreht sich um Geld
Wie in fast allen seinen Filmen gehe es um eine prinzipielle Unterscheidung zwischen der Oberfläche der Wirklichkeit und dem, was sich darunter tatsächlich abspielt, so Chabrol weiter.
Geld spielt in Chabrols Filmen ebenfalls eine große Rolle. In einem Universum, das zu fast 70 Prozent vom Erscheinungsbild geprägt ist, sei Geld das einzige Element, die Dinge zu bewerten, meint er. "Man muss dabei zwei verschiedene Wege zum Reichtum unterscheiden: Entweder man hat Geld selbst verdient, dann ist man ein Neureicher, oder es waren die Vorfahren, dann kommt man aus sogenannten gutem Haus. Zwischen diesen beiden Polen spielen sich die Dinge ab."
Nur mehr Bürgertum
Das Konzept des Klassenkampfes sieht Chabrol dabei immer mehr verschwinden: "Es gibt heute quasi nur mehr eine Klasse: das Bürgertum, das sich wieder unterteilt in Kleinbürgertum, Mittelklasse, Großbürgertum und die superreichen Großbürger. Das sind nur verschiedene Stufen einer Gesellschaft, die zu 70 Prozent vom Schein lebt, und das Geld ist das Fundament dieser Gesellschaft."
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Hör-Tipp
Synchron, Freitag, 11. Jänner 2008, 21:45 Uhr
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La fille coupee en deux