Kathrin Resetarits, Schauspielerin und Regisseurin

Humor als Lebensprinzip

Kathrin Resetarits, Filmemacherin und Kabarett-Regisseurin, macht sich Gedanken über ihre Kindheit in einer unkonventionellen Familie und den Humor als Lebensprinzip. Erst kürzlich hat sie ihr erstes Buch, "Vögel sind zu Besuch", veröffentlicht.

Humor gehört einfach dazu

Kathrin Resetarits, Tochter des Kabarettisten Lukas Resetarits, hat eine natürliche Präsenz. Als Schauspielerin Autodidaktin, spielt immer sehr zurückgenommen - "aus Angst zu viel zu machen" - und sucht in den jeweiligen Rollen nach ihren persönlichen Anteilen.

Nur Schauspielerin sein ist zu wenig

Erstmals hat Resetarits im Kurzfilm "Sonnenflecken" von Barbara Albert als Schauspielerin auf sich aufmerksam gemacht. Mit Albert hat sie auch "Böse Zellen" und den Streifen "Fallen!" gedreht. Darin treffen sich fünf ehemalige Schulkameradinnen nach über zehn Jahren beim Begräbnis eines Lehrers wieder. Resetarits spielt eine Schauspielerin - "die Figur, über die man am wenigsten weiß. In manchen Rollen ist man vor allem Projektionsfläche."

Beim Pariser Cinesonne Festival wurde sie für ihre Darstellung der drogenabhängigen Martha in Jörg Kalts Film "Crash Test Dummies" ausgezeichnet, die sich wie ferngesteuert fast in Zeitlupe bewegt. "Ich bin draufgekommen, dass die durch ihre Weggetretenheit den Rhythmus der ganzen Szene dominiert", meint sie. "Die kann auch fünf Minuten warten, bis sie was sagt. Das war nur nicht möglich, weil das Filmmaterial zu teuer ist."

Als Kind wollte sie nur Schauspielerin werden, "weil ich geglaubt habe, ein Schauspieler macht sich seinen Film selber und der irrigen Meinung war, was mein Vater macht, ist Schauspielerei." Mittlerweile glaubt sie, "Regie führen und Drehbücher schreiben ist das, was mir am meisten entspricht. Nur Schauspielerin sein ist nichts für mich."

Fragen der Identität

Auszeichnungen als Filmemacherin hat Resetarits schon als Regiestudentin an der Filmakademie gesammelt. Ihr Kurzfilm "Ägypten" (1997) über taubstumme Kinder wurde mehrfach prämiert, der Kurzfilm "Fremde" (1999), in dem ihre Schwester Martina die Hauptrolle spielt, gewann den Großen Preis der Kurzfilmtage Oberhausen. Zuvor entstanden mehrere filmische "Skizzen alltäglicher Erschütterungen", wie sie es nennt.

Ihr Essayfilm "Ich bin Ich" setzt sich an Hand von zwei eineiigen Zwillingspärchen im Alter von acht und elf Jahren mit Fragen der Identität auseinander. Ausgangspunkt war die These, dass man auf sein Gegenüber, im Alltag wie auf der Leinwand, im Grunde immer nur seine eigenen Gefühle und Gedanken projiziert. "Bei Zwillingen, die man nicht unterscheiden kann, ist der Gedanke besonders nahe liegend."

Sprache im Mittelpunkt

Zwischen ihren eigenen Filmprojekten war Resetarits Regieassistentin bei Michael Hanekes "Klavierspielerin", "Wolfzeit" und "Caché", und hat mit einem Partner zehn Drehbücher für eine allerdings nie realisierte ORF-Krankenhaus-Sitcom mit dem Theater im Bahnhof geschrieben.

Außerdem veröffentlicht sie in Zeitungen, Literaturzeitschriften, Anthologien oder Internetforen kurze Prosatexte, "die so ein bisschen wie Traumbilder sind und sich oft sehr improvisiert während des Schreibens, entwickeln". Während sie bei den Drehbüchern vom Bild ausgehe, stehe bei der Prosa die Sprache im Mittelpunkt, betont Resetarits, die schon als Kind viel gelesen und geschrieben hat, den grundsätzlich anderen Ansatz.

Erst kürzlich hat Resetarits ihr erstes Buch, "Vögel sind zu Besuch" veröffentlicht. Darin erzählt sie von Menschen in trostlosen, manchmal skurrilen Situationen. Doch bei aller Aussichtslosigkeit blitzt immer wieder eine subtile Heiterkeit hervor. Denn, so resümiert Kathrin Resetarits: "Das einzige, was einen retten kann, ist sicherlich der Schmäh."

"Super Arbeitsbeziehung" zum Vater

Nicht zuletzt arbeitet Resetarits an den Kabarettprogrammen ihres Vaters mit, bei dem sie mit 15 ihre erste Regieassistenz absolviert hat und von dem sie "sehr viel gelernt" hat. Mit ihm gemeinsam bringt sie demnächst auch das Buch "Mein Werkzeug ist mein Mundwerk" heraus, eine Art Album mit Fotos und Ausschnitten aus seinen Programmen.

"Eine super Arbeitsbeziehung", resümiert Resetarits, die überhaupt eine sehr enge Bindung zu ihrer Familie pflegt. "Früher habe ich gedacht, meine Eltern sind die schrecklichsten, weil bei uns immer sehr lautstark und offen gestritten wurde. Mittlerweile bin ich draufgekommen, wie ideal ihr Zusammenleben ist. Die sind einfach immer noch ein Liebespaar."

Total normal

Das Aufwachsen mit dem prominenten Papa war für Resetarits "lange total normal, abgesehen davon, dass er immer lang geschlafen hat und am Abend nicht da war". Belastend wird der berühmte Familien-Clan - Willi Resetarits und der Journalist Peter Resetarits sind ihre Onkel - nur dann, wenn man ihr unterstellt, ein Protektionskind zu sein. "Das macht mich wütend, weil es in meiner Familie Werte und ein Gefühl für Anstand und Redlichkeit gibt. Die würden sich genieren. Die leben alle ihre Überzeugungen, deshalb bin ich stolz auf sie. Und ich bin froh, dass ich solche Wurzeln habe."

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Hör-Tipp
Gedanken, Sonntag, 20. Jänner 2008, 13:10 Uhr