Symposium im Wiener Literaturhaus
Genie und Arschloch
Im Vordergrund steht zwar das künstlerische Werk, jedoch dahinter steht allemal ein Mensch, der oftmals nicht frei von Fehlern und Irrtümern ist. Man kann behaupten: Das Werk ist das Ziel. Man kann aber auch entgegnen: Der Mensch erzielt das Werk.
8. April 2017, 21:58
Berühmte Namen glänzen. Man bewundert sie, man schätzt ihre Werke. Jedoch offenbart sich hinter dem Glanz oftmals so manche Schattenseite, über die allzu gerne hinweggeblickt wird. Oder die nicht bekannt ist. Oder die derjenige selbst unter den Tisch kehrt, indem er schweigt, verschleiert, Halbwahrheiten von sich gibt - oder lügt.
Wie oft denkt man sich im Alltag: So ein Arschloch! Diese Biografien sind der Öffentlichkeit nicht bekannt. "Genies" oder sagen wir: Menschen, deren künstlerisches Werk bekannt ist, über die man redet, über die wird am 29. und 31. Jänner 2008 im Wiener Literaturhaus gesprochen werden.
Da veröffentlichte zum Beispiel ein Autor, Richard Billinger sein Name, der sich den Nationalsozialisten angedient, das Drehbuch zu "Der Berg ruft" geschrieben hatte, das Gedicht des jüdischen Dichters Hugo Sonnenschein unter seinem eigenen Namen im "Völkischen Beobachter", während der Kollege bald darauf im KZ schmachtet.
Ein anderer lebt und schreibt in Deutschland, Frank Thiess, verdient gut damit und wirft den Emigranten vor, insbesondere Thomas Mann, die Deutschland verlassen mussten, um zu überleben, sie hätten sich die Katastrophe von einem "Logenplatz" angesehen.
Dass Brecht die literarische Mitarbeit seiner Liebhaberinnen verschwiegen hat, ist inzwischen bekannt. Truman Capote hatte sich mit den beiden Mördern, den Hauptfiguren seines Romans "Kaltblütig", angefreundet, machte ihnen Hoffnung auf eine Begnadigung, tatsächlich wartete er auf ihre Exekution, um sein Buch vollenden zu können.
Im Vordergrund steht zwar das künstlerische Werk, jedoch dahinter steht allemal ein Mensch, der oftmals nicht frei von Fehlern und Irrtümern ist. Man kann behaupten: Das Werk ist das Ziel. Man kann aber auch entgegnen: Der Mensch erzielt das Werk.
Als Organisator des Symposiums geht es mir nicht darum, jemanden zu verunglimpfen, hingegen auf Fehler, sowie Verfehlungen berühmter Menschen hinzuweisen. Den Tatsachen ins Auge blicken.
Veranstaltungs-Tipp
Symposium "Genie und Arschloch", 29. und 31. Jänner 2008, Literaturhaus Wien
Links
Literaturhaus Wien - Genie und Arschloch I
Literaturhaus Wien - Genie und Arschloch II