Regisseur Cristian Mungiu über seinen Film
Das Lebensgefühl der Ära Ceausescu
Mit "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage" läuft ein weiterer Film aus der jungen neuen Welle Rumäniens in Österreichs Kinos an. Es geht darin um eine tragisch verlaufende illegale Abtreibung im Rumänien Ceausescus. Regie führte Cristian Mungiu.
8. April 2017, 21:58
Hans Langsteiner im Gespräch mit Cristian Mungiu
Wie etwa auch beim "Tod des Herrn Lazarescu" von Cristi Puiu bezieht der Film "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage", in dem es um eine tragisch verlaufende illegale Abtreibung im Rumänien Ceausescus geht, seine innere Spannung aus scheinbar kunstlos abgefilmtem Alltagsrealismus. In Wahrheit ist hier alles, vom tristen Hotelschauplatz bis zu den stockenden Gesprächen der jungen Frauen, sorgsam inszeniert.
Verantwortlich dafür ist der jetzt 40-jährige Regisseur Cristian Mungiu, der hier, nach "Occident", seinen zweiten Langfilm vorlegt und damit nicht nur die Goldene Palme von Cannes, sondern auch den europäischen Filmpreis gewonnen hat.
Für diese Generation relevant
Dem Film liegt eine wahre Geschichte zugrunde. Mungui selbst gehört zu jener Generation - er ist Jahrgang 1968 -, die als unmittelbare Folge des Abtreibungsverbotes geboren wurde, erzählt er Hans Langsteiner im Interview.
"Ich wollte den Film auch drehen, bevor ich alles vergesse und es zu spät ist", so Mungiu weiter. "Und so habe ich nach einer Geschichte gesucht, die sowohl für mich als auch für diese Generation relevant ist. Mich hat auch der emotionale Kern der Geschichte berührt, die ja viel erzählt über mich, meine Zeit, meine Generation, aber auch über die Gegenwart."
Düstere Zeit
Der Film zeigt die düstere Version einer Gesellschaft, in der alles von Gier beherrscht wird, dieses Bild sollte jedoch nicht verallgemeinert werden, meint Mungui: "Meine Geschichte sagt etwas über die Zeit aus, in der sie spielt, aber sie spiegelt nicht meine Ansichten über das Leben wider."
Die Ära Ceausescu sei natürlich keine erfreuliche Zeit gewesen, so Mungiu, "aber dennoch hat sich jeder bemüht, so viel aus seinem Leben zu machen wie nur möglich. Mein Film soll das Lebensgefühl von damals widerspiegeln."
Das komplette Interview können Sie oben im Audio hören.
Mehr zum Film in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Synchron, Freitag, 25. Jänner 2008, 21:45 Uhr
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4 months, 3 weeks & 2 days