Bunter Kabarett-Mix

Ein deutscher Liederabend

Sie singen über Fliesenleger und Konsumverweigerer, über Wiener Hundebesitzer und deutsche Handwerker, über Schrebergärtner und maulende Rentner. Das Kabarett aus der deutschen Nachbarschaft zelebriert die Hinwendung zur Musik.

Malediva träumen vom Schrebergarten.

"Lassen sie uns fünf Minuten lang so tun, als wären wir aus Köln." Mit dieser Phrase aus seinem Song über die Rheinländer und ihre wilden Faschingsbräuche pflegt das Berliner Duo Pigor und Eichhorn das Publikum auf seine "Karnevalisierbarkeit" zu überprüfen. Ihre Programme geben sie in "Volumen" an. Mittlerweile halten die beiden bei "Volumen 6".

Auf ihren Touren kann es allerdings schon mal vorkommen, dass sie auf "Volumen 4" zurückgreifen. Das wieder hat damit zu tun, dass es rätselhafterweise kein "Volumen 5" gibt und "Volumen 6" ziemlich neu ist. Sehr kompliziert, aber nicht die Hauptsache bei dem Duo Pigor und Eichhorn. Was zählt, ist der Witz ihrer Chansons.

Der Höhepunkt des Faschings ist ein guter Zeitpunkt, die Künstlerinnen und Künstler aus der deutschen Nachbarschaft zu einem bunten Liederabend zu versammeln. Gemeinsam haben sie neben ihrer Stimmgewalt noch etwas: Sie sind demnächst auch in Österreich zu Gast. Und: einige der musikalischen Hervorbringungen sind auch auf CD nachzuhören.

Tümlich

Gerhard Polt hört man beispielsweise eher selten singen. Und wenn er schon seine Stimme erhebt, dann ist er meist in Begleitung der Brüder Well, besser bekannt als Biermösl Blosn. Seit Anfang der 1980er Jahre bereichern sie musikalisch Polts Kabarett-Auftritte.

"Eine entscheidende Rolle für die Verwechslung von Volksmusik und Kitsch spielen die Medien", sagt Hans Well. "Grand Prix der Volksmusik, Schlagerparade der Volksmusik und viele andere Sendungen der volkstümlichen Unterhaltung vermischen ja ganz bewusst beide Begriffe, impliziert das Wort Volksmusik doch Volksverbundenheit und die Legimitation, im Namen des Volkes zu singen. Die volkstümliche Musik meidet generell den Widerspruch zur Masse oder herrschenden Meinung. Tümlich kommt - habe ich nachgelesen - von so tun als ob", so Hans Well, befragt zu dem Unterschied zwischen Volksmusik und volkstümlicher Musik.

Der innere Auftrag der drei Well-Brüder ist es bis heute, der Volksmusik mit gebotenem Humor zu ihrem Recht auf entsprechende Darbietung zu gewährleisten. In absehbarer Zeit ist Gerhard Polt allerdings mehrheitlich als Solist in Österreich unterwegs. Am 21. Februar 2008 gastiert der bayerische Kabarettist im Stadttheater Wiener Neustadt, am 22. in der Babenbergerhalle in Klosterneuburg, am 23. in Linz in der Brucknerhalle.

Boris aus Bulgarien und seine Strapsmaus

Mit unterschiedlichen Programmen tritt derzeit auch der in München lebende Kabarettist Andreas Rebers vor sein Publikum. Erst vor kurzem präsentierte er im Linzer Posthof sein neues Solo "Auf der Flucht". Im Rahmen der MotzArt-Woche auf dem Gelände der ARGE Kultur in Salzburg zeigt Andreas Rebers allerdings sein mit dem Salzburger Stier prämiertes Programm "Ziemlich dicht", ein Abend mit Satire und Gesang, bei dem auch immer wieder das vom Kabarettisten als "Strapsmaus" bezeichnete Akkordeon zum Einsatz kommt.

Eines der Lieblingsthemen des Kabarettisten ist der Warentransfer im LKW unter dem Moto "World Wilde Wok":

"Boris aus Bulgarien fährt von West nach Ost, auf der Hinfahrt war es Freilandvieh auf der Rückfahrt Tiefkühlkost", singt Andreas Rebers und stellt seine Lieder ganz in den Dienst der Politsatire.

Der g'schupfte Ferdl in Frauenkleidern

Die große Welt auf die kleinen Kabarett-Bretter holt derzeit auch wieder die Grande Dame aus dem Club der ungeliebten Zwillingsschwestern, Irmgard Knef. Verkörpert wird der verleugnete Zwilling der berühmten Hildegard nun schon seit 2000 von dem Berliner Schauspieler und Entertainer Ulrich Michael Heissig, der der alten Dame bereits drei Programme gewidmet hat. Ein viertes ist in Arbeit.

Da Irmgard Knef in den Jahren ihrer späten Bühnenerfolge eine besondere Vorliebe für Österreich entwickelt hat, erarbeitete sie einen speziellen Liederabend für ihr Publikum zwischen Neusiedler- und Bodensee, bei dem sie auch den österreichischen Kabarettklassikern ihre Referenz erweist.

"Es war 1955, Raab hielt sich erfolgreich im Kanzleramt und die Tinte unterm Staatsvertrag war noch nicht ganz trocken, da habe ich bei Damenwahl in Neulerchenfeld einen jungen lockenköpfigen Intellektuellen kennengelernt – mit Glas vor'm Äugl: Gerhard Bronner. Und wir haben längst bevor sein Oskar Verleger wurde, damals einen Standard nach dem anderen hingelegt." So leitet Irmgard Knef ihre Hommage an Gerhard Bronner ein, die in einer sehr eigenständigen Interpretation eines Bronner-Hits gipfelt: Irmgard Knef wagt sich erstmals an die Interpretation des "G'schupften Ferdl" heran.

Mit ihren Liederabend für Österreich ist Irmgard Knef von 7. bis 9. Februar 2008 im Grazer Theatercafe zu Gast.

Ab heute verliebt

Das Spiel mit dem Begriff Diva haben zwei Lichtgestalten aus der deutschen Kabarett- und Chansonszene schon in ihren Bühnennamen aufgenommen. Sie heißen Tetta Müller und Lo Malinke. Gemeinsam sind sie "Malediva", zwei androgyne Diven aus dem künstlerischen Zwischenreich, die seit diesem Jahr auch auf der Liste der deutschen Kleinkunstpreisträger eingetragen sind. Das bemerkenswerte Duo hält für sein Publikum die unterschiedlichsten Facetten bereit, es zeigt sich schön und fremd, lasziv und erotisch, poetisch und dreckig, witzig und boshaft.

"Wien lässt immer mal wieder die Sonne scheinen, schickt eine reizende Runde vorbei, wir lernen die Cousinen von Senta Berger kennen, die wir doch so sehr lieben (wir haben Ihr Buch gekauft, Frau Berger!), und wir lernen, den Wienern ihr Museumsquartier zu neiden; so schön ist es da hernieden! Man isst dort auch unwahrscheinlich gut, Kichererbsen im Currybad am Reismantel, man kann also auch einfach nur dort sein und essen und muss nicht Bilder angucken - aber man kann, und das macht den Unterschied. Die Abende im Theater sind ausverkauft (sorry für alle, die nicht mehr reingekommen sind - und die CDs waren auch noch ausverkauft, grrrr), und sie sind von Herzen schön und lustig. 'Ab heute verliebt' ist aller Malediven Lieblingsprogramm, das muss man so sagen", lassen Lo Malinke und Tetta Müller in ihrem Tourtagebuch wissen.

Ihr Programm "Ab heute verliebt" zeigen die beiden Malediven am 12. März 2008 im Linzer Posthof und von 13. bis 16. März 2008 in der Kulisse in Wien.