Es lebe die Fruchtbarkeit!
Hormone, Handy, Halawachl
Seit es die Hormone gibt, bahnen sie sich ihren Weg durch den Menschen, und wenn sie nicht zur vollen Wirkung gelangen, machen sie den Menschen irre. Die Strahlung der Mobiltelefone schädigt das männliche Zentrallager und blockiert so das Hormon-Nirwana!
8. April 2017, 21:58
Der Frühling ist ein Falott, ich ein Halawachl. Wir wollen ihn heute mit einer feierlichen Streitschrift gegen einen seiner stärksten Kontrahenten und der Opferung desselben begrüßen, um ihn uns gewogen zu machen.
Mobiltelefone sind eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen. Der alte Wolfram Siebeck ließ neulich verlauten, dass die Ära der kulinarischen Paranoia überstanden sei; die Wissenschaft wisse nun doch nicht, was gesund und was ungesund ist. Derlei Erkenntnis steht in der Strahlungswelt noch aus. Vielleicht weil hier die Maßgaben der Marktwirtschaft noch mit brillanten Zähnen und mit goldenen Klauen verteidigt werden, während das kulinarische Feuilleton dieselben zum Fressen und Verfassen leuchtender Pamphlete braucht.
Wer das Mobiltelefon in der Hosentasche trägt, macht damit seine Samenzellen kaputt. Dies gilt vor allem für Männer, jedoch auch für Frauen, die etwa gerade eine ordentliche Empfängnis hinter sich haben. Früher wussten die Leute nichts von Eizellen und glaubten, dass die Frauen bloß ganz kleine Kinder empfangen, welche dann in ihnen zu jenen unansehnlichen, zu groß geratenen Würmern heranwachsen, die wir als Säuglinge kennen. Heute wissen eigentlich alle Erwachsenen, dass zur Herstellung eines richtigen Kindes zwei gehören. Manche wollen das wieder ändern und bauen den Frauen die Kinder ein, mit einer Pinzette oder einer Spritze.
Die Samenzellen werden, wenn sie von den Mobiltelefonen bestrahlt werden, verrückt. Und wie beim Essen ist es auch beim Kinder machen: Die Zutaten entscheiden. Eine kaputte Samenzelle: Man kann sie mit einer goldenen Pinzette, welche mit raren Steinen besetzt und von Jungfernhand geschmiedet wäre, in die Eizelle stopfen, es wird kein Kind entstehen, vielleicht ein Frosch oder Flieder, aber das Elternglück bleibt aus, denn Frosch und Flieder benötigen keine echte Brutpflege, welche doch der Zweck der im Menschenreich so beliebten Paarbindung ist. Darum prüfe, wer sich ewig bindet, die Hosentasche.
Wie kann man heute ohne Mobiltelefon leben? Ich habe meinen Chefs gesagt: Ich melde jetzt meines ab. Daraufhin bekam ich es mit dem Ochsenziemer. In unserer Branche, hieß es, weht der Wind mit Überschallgeschwindigkeit. Welcher Wind, fragte ich. Man hieß mich knien. Um heute zu überleben, um heute ein Mensch zu sein, brauchst Du E-Mail und Handy, musst bei facebook sein und bei flickr, bei myspace, man muss dich bei google finden.
Während sie weiterreden, bin ich schon auf dem Weg zum Papiergeschäft, dort kaufe ich ein Adressbüchlein, welches ich 2009 von der Steuer absetzen werde, schreibe die Telefonnummern vom Handy ab und mache das, was man früher mit Lämmern und Menschen gemacht hat. Sogleich erblüht eine jede Samenzelle zu neuem Leben, ich kann mich gar nicht mehr retten vor Fruchtbarkeit, die Welt ist meine Geliebte. Und indes der digitale Anrufbeantworter meines Mobilfunkbetreibers sich füllt, forme ich mein müdes Herz an der frischen Luft zu einer Handgranate, der Frühling kommt mit leeren Hosentaschen. Das Zentrallager des Mannes bleibe unbestrahlt - Hormone ins Nirwana!
Ein Halawachl war und bleibe ich.