Reihenweise erfolgreiche Schlager
Italienische Hits anno 1968
1968 war eines der erfolgreichsten Jahre der italienischen Popmusik. Damals ließ sich die italienische Musikbranche von den großen Erfolgen des angloamerikanischen Pop und Rock nicht lähmen und produzierte reihenweise erfolgreiche Schlager.
8. April 2017, 21:58
Bobby Solo: "Una granita di limone"
Im Jahr 1968 ließ sich die italienische Musikbranche von den großen Erfolgen des internationalen Pop- und Rockbusiness nicht lähmen - Beatles und Stones, Dylan und Cohen, Beach Boys und Greatful Dead - wurscht, Italien produzierte reihenweise eigene erfolgreiche Popmusik, die auch in die europäischen Hitparaden kam.
Zum Beispiel Bobby Solos "Una granita di limone". Granita di lomone heißt das sizialianische Zitronensorbet. Bobby Solo war zwischen 1964 und 1984 im Geschäft, versuchte im Jahr 2003, mit fast 60, ein Comeback.
Gigliola Cinquetti und Patty Pravo
Einige Jahre jünger seine sehr erfolgreiche Kollegin Gigliola Cinquetti. Gewann 1964 San Remo, das italienische Musikfestival, und kurz darauf den Eurovisions Song Contest, zehn Jahre später wurde sie dort nur von Abba auf den zweiten Platz verwiesen.
Ein Jahr jünger als Gigliola Cinquetti ist die italienische Interpretin Nicoletta Strambelli, besser bekannt als Patty Pravo, eine Sängerin, die nie den Anschluss verloren hat, 2007 brachte sie ihr vorläufig letztes Album heraus, 2004 erschienen vier auf einen Schlag. Zuletzt war sie vorgestern im Fernsehen zu sehen auf LaSette. Außerhalb Italiens bekannt wurde sie mit dem Erfolg "La bambola" aus dem Jahr 1968.
Von der Musikbühne ins Ölgeschäft
Nur ein kurzes Weilchen dauerte die erfolgreiche Zeit von Dino, der die Bühne bald wieder verließ und unter seinem wahren Namen Eugenio Zambelli ins Ölgeschäft einstieg. Als Leiter einer italienischen Ölfirma wurde er in einen Wirtschaftsskandal verwickelt und landete vor Gericht. Aber der eine Titel, mit dem er 1968 als Dino berühmt wurde, der machte auch international Karriere. "Gli occhi miei", meine Augen. Wer verkaufte mit der englischen Cover-Version dieses Liedes noch mehr Platten? Und welcher Österreicher profitierte davon auch noch?
Tom Jones machte daraus den Superseller "Help Yourself". Und Peter Alexander hängte sich daran an mit der Coverversion "Komm und bedien dich".
Hatte Battisti Kontakte zu Neofaschisten?
Für den vor zehn Jahren mit nur 55 Jahren verstorbenen Cantautore Lucio Battisti war 1968 das Jahr seines großen Durchbruchs. Das lag daran, dass der Musiker auf einen Textdichter traf, mit dem er perfekt zusammenpasste: Mogol, bürgerlich Giulio Rapetti. Jahrelang funktionierte die Zusammenarbeit Mogol-Battisti, dann schrieb Mogol für Riccardo Cocciante und schließlich für Adriano Celentano.
Ja, ein eigenartiges Umfeld. Denn die Mehrzahl der italienischen Cantautori ist doch irgendwo, wenn auch oft nicht sehr definiert, im linken oder linksliberalen Spektrum zu Hause. Lucio Battisti war eine Ausnahme. Man sagt ihm enge Kontakte zu und sogar Spenden an die Neofaschisten nach. Seine Texte blieben unpolitisch.
Enzo Jannacci
Schon über 70 ist heute einer der einflussreichsten und bei uns unbekanntesten Protagonisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der italienischen Unterhaltungsmusik. Enzo Jannacci war Musiker, Schauspieler, Kabarettist, Journalist, arbeitete zusammen mit Giorgio Gaber, Luigi Tenco, Dario Fo, brachte fast 30 Alben heraus. Das Album von 1968 hieß "Vengo anch’io, no tu no" (Ich komm auch! Nein, du nicht).
Hör-Tipp
Spielräume, Sonntag, 17. Februar 2008, 17:30 Uhr