Hochkarätiges im Essl Museum

Baselitz bis Lassnig

Gleich zwei neue Ausstellungen sind ab Freitag im Essl Museum zu sehen: "Baselitz bis Lassnig - Meisterhafte Bilder" heißt die Schau, in der sieben berühmte Künstler präsentiert werden. Als Kontrapunkt gibt es Werke von Günther Förg zu sehen.

Rundgang durch die Ausstellung

Die Ausstellung "Baselitz bis Lassnig - Meisterhafte Bilder" im Essl Museum in Klosterneuburg ist eine Best-of-Auswahl, in der unter anderem Gerhard Richter, Markus Lüpertz und Anselm Kiefer aufscheinen.

Das Essl Museum setzt damit den erst kürzlich mit Jörg Immendorff begonnenen Malereiparcours fort. Sämtliche der gezeigten Arbeiten gehören der Sammlung Essl.

Abstraktes als Kontrapunkt

Parallel dazu wurde die Ausstellung "Günther Förg. Back and Forth" eröffnet. Zu sehen sind etwa 30 Gemälde aus den letzten 15 Jahren. Sie bilden in ihrer Abstraktion einen Kontrapunkt zu der anderen Schau, in der die Malerfürsten vor allem mit gegenständlichen Arbeiten brillieren.

Gerhard Richter

Das Werk des Malers Gerhard Richter steht am Anfang dieses Rundgangs durch die sieben Räume, von denen jeder einem Maler gewidmet ist. Ein mehrteiliges Wolkenfenster erlaubt dem Betrachter den Blick in sehr ferne, sehr metaphysische Welten.

Zu diesem fast fotorealistischen Werk erläutert der Kunsthistoriker Wieland Schmied: "Wenn Richter Landschaften malt - und das ist ein wesentlicher Teil in seinem Werk - rückt er diese Landschaften weg, macht sie so unverständlich, dass sie für uns, die wir sie zum ersten Mal sehen, etwas Bedrohliches haben. Richter versucht in seinen Landschaftsbildern eine Distanz zu schaffen, dass wir sie fremdartig erleben und so sehen, als würden wir sie zum ersten Mal sehen."

Das Wolkenfenster ist hier wohl das stärkste Werk von Gerhard Richter, die anderen Arbeiten fallen dahinter stark zurück.

Lassnigs qualitätsvolle Malerei

Nicht so die Gemälde der Malerin Maria Lassnig: Da hängt etwa der Klassiker "Woman Power" aus den 1980er Jahren, auf dem man eine Riesin über eine Stadtlandschaft schreiten sieht oder der "Lebenszyklus", in dem sich die Malerin selbst festgehalten hat - von der Geburt, später mit einem Pinsel in der Hand, bis hin zum bitteren Ende, wo man nur mehr ihre Füße aus dem Bild schweben sieht, mit dem Zettelchen der Leichenbeschau an den Fesseln.

Das alles hat sie in ihren Schmerz- und Qualfarben gemalt, wie sie es nennt: in pastellig leuchtendem Grün bis hin zum quälend schrillen Pink.

Beachtliches Spätwerk

Der Sammler Karl Heinz Essl meint zu dieser Künstlerin, die im Unterschied zu Zeitgenossen wie Arnulf Rainer erst sehr spät weltberühmt wurde: "Der Großteil der Ausstellung befasst sich mit ihrer neuen Arbeit aus 2004 bis 2005, die man ja überhaupt noch nie gesehen hat, in Gegenüberstellung zu ganz frühen Arbeiten aus dem Beginn der 1960er Jahre. Lassnig ist jetzt praktisch 90 Jahre alt. Wenn man ihre neuen Bilder sieht, würde ich sagen, dass das die stärkste Phase ihres gesamten Schaffens ist. Wenn man bedenkt, dass die Frau in ihrem hohen Alter so eine Qualität an Bildern hervorbringt, das ist international einmalig."

Rainers Kreuze und Fingermalereien

Arnulf Rainer ist denn auch der kleinste Raum ganz hinten gewidmet. "Bei Rainer ist es mir vor allem darauf angekommen, nicht das ganze Schaffen in den verschiedenen Phasen zu zeigen, sondern ein Exzerpt aus zwei wichtigen Phasen", erklärt Essl. "Nämlich die späten Kreuze und die erdigen, schwarzen Fingermalereien aus den 1970er und 1980er Jahren, die ganz große Phase von Arnulf Rainer, wo er dann einfach die Bilder zudeckt, dass praktisch nichts mehr sichtbar ist, nur mehr an der Ecke vielleicht etwas erahnen lässt, was im Untergrund vorhanden ist."

Kiefers Himmelsleiter

Doch davor geht man noch bei Anselm Kiefer vorbei, mit seinen düster, erdigen Arbeiten, die in ihrem dicken Farbauftrag fast von der Wand zu brechen scheinen. Auf dem Gemälde befestigt hängt dann noch ein Gartenstuhl, auf dem Reisig liegt. Faszinierend ist auch Kiefers "Horlogium", eine Himmelsleiter, die in einen Sternenhimmel führt, dessen Sterne mit sechsstelligen Zahlen nummeriert sind.

Luftiges von Baselitz

Kiefers Erdenschwere steht in krassem Gegensatz zu der Luftigkeit der Kopf stehenden Bilder von Georg Baselitz im Nebenraum. Baselitz ist in dieser Schau ein Schwerpunkt gewidmet, um ihn anlässlich seines 70. Geburtstags zu ehren. Er darf den größten Raum bespielen. Zu sehen sind drei seiner Remix-Bilder, in denen er alte Themen noch einmal aufgreift. Als würde er sagen: Kann ich das nach 40 Jahren noch mal malen?

"Dabei zeigt sich dann, indem er ganz nicht nachmalt, was er vor 40 Jahren gemacht hat, sondern indem er sagt: Wie würde ich das heute angehen?", sagt Wieland Schmied. "Und auf einmal sehen sie eine Leichtigkeit, etwas Spielerisches, während früher die Bilder erkämpft waren, wo sie die Spuren des Kampfes sehen, des Ringens um das Bild, um die Realisierung dessen, was in der Vorstellung des Künstlers lebt."

Neue Einblicke

Spielerischer und leichter malen sie heute alle, auch Arnulf Rainer und Maria Lassnig. Das wäre sozusagen das Resümee dieser Schau, in der erstmals diese creme de la creme an Künstlern gegenübergestellt ist - sie sind allesamt auf den ersten 20 Plätzen der internationalen Kunstrankings zu finden.

So ist diese Schau ideal für einen kurzen Überlick, für einen Vergleich, der auch interessante neue Einblicke zulässt. Für eine Vertiefung ist aber der Platz zu knapp. Also wieder einmal eine recht pädagogische Ausstellung im Essl Museum mit vielen Highlights, aber auch einigen Leerstellen.