Oper und Konzert im Kleinformat

Mehrfachverwertungen bei Mozart

War im 18. Jahrhundert eine Oper erfolgreich, gerieten Komponisten und Kopisten unter Zeitdruck. Ein Wettlauf begann, um mit Einzelstimmen und Bearbeitungen Geld zu machen. Viel profitiert hat Mozart nicht - es gab noch kein Urheberrecht.

String Fizz, Ensemble Lyrique, Quartetto Aglaia

In der Fassung von Peter Lichtenthal hat Mozarts Requiem keinen Text, keinen Chor, keine Gesangssolisten, keine Bläser. Ist es so noch das Requiem? Das hat sich das Streichquartett String Fizz, vier Musikerinnen aus Wien, gefragt.

Welche Möglichkeiten hat ein Streichquartett? Soll man versuchen einen Choreinsatz, eine Posaune zu imitieren? Welche Tempi vertragen die teilweise stark reduzierten Teile? Für uns war es erst dann wirklich befriedigend, als wir unsere alten Konzepte und Vorstellungen nach und nach verwarfen und uns nicht mit dem Kopf sondern mit dem Herzen der Essenz dieser Musik näherten. Losgelöst vom Text und damit vom strengen Konzept einer Totenmesse kann man den kirchlichen Raum verlassen, und es erschließt sich eine Welt von sehr lebendigen Gefühlen wie Angst, Zorn und Wut, Strenge, Leidenschaft Resignation, Wehmut, Grauen, Frieden, Erlösung, Liebe und Vergebung.

Feine Artikulation und Phrasierung

Natürlich ersetzt sie das Wort nicht, diese Streichquartett-Fassung, aber das eindringliche Spiel von String Fizz, die feine Artikulation und Phrasierung - die vier Damen sprechen den Text wirklich innerlich mit - beeindrucken.

Hören Sie zum Vergleich in unserem Audio eine Version, die dieses erforderlich sprechende, ganz nah am Text sein, nicht hat. Könnte genauso gut das dritte Brandenburgische sein oder irgendeine andere instrumentale Fuge. Mit einem inbrünstigen "Herr, erbarme dich unser" hat die Interpretation des Quartetto Aglaia am Ende unseres Audios gar nichts zu tun, wie der Vergleich mit dem vokalen Original mit dem Ensemble Lyrique zeigt.

Auf Harmonie setzen

Die häufigste Form der Zweitverwertung war zu Mozarts Zeiten das Setzen auf Harmonie, das meinte: für die Bläseroktett-Besetzung: zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner, zwei Fagotte. 1782 rief Kaiser Joseph II. in Wien die Kaiserliche und Königliche Harmonie ins Leben, deren Hauptaufgabe darin bestand, Hintergrundmusik zu spielen, das Mahl der Adeligen und Reichen mit gefälliger Musik, sprich Tafelmusik zu begleiten.

Mit der Harmoniemusik hatte der Habsburger eine neue Aufführungspraxis begründet, die bald vom Wiener Adel und allerorten in Europa nachgeahmt werden sollte. Es wurde schick, eine eigene Harmonie zu unterhalten, man gehörte damit zur künstlerischen Avantgarde. In der Kaiserlichen Harmonie hatte Joseph II. die besten Musiker seiner Zeit versammelt: Georg Triebensee und Johann Went an den Oboen, die Brüder Stadler an den Klarinetten, die Herren Rupp und Eisen an den Hörnern, Kauzner und Drobney an den Fagotten.

Mozart selber hat selber keine Operntranskriptionen für die Oktettbesetzung vorgenommen, einige Transkriptionen, die von Johann Went oder Josef Triebensee, sollen unter seiner Anleitung entstanden sein. Es war ein einträgliches Geschäft, man muss sich vorstellen, dass heute zum Beispiel mindestens 22 Bearbeitungen des Don Giovanni erhalten sind.

Klavierkonzerte mit Streichquartett

Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht, sind sehr brillant-angenehm in die Ohren - natürlich, ohne in das Leere zu fallen - hie und da - können auch Kenner allein Satisfaciton erhalten - doch so - dass die Nichtkenner damit zufrieden seyn müssen ohne zu wissen warum.

Dieses berühmte Zitat aus einem Brief Mozarts an den Vater bezieht sich auf jene drei ersten der Reihe, der großen, in Wien entstandenen Klavierkonzerte KV 413 bis 415. Mozart hat sie bei seinen Fastenkonzerten des Jahres 1783 erstmals gespielt. Zwar will er gefallen, aber nie um jeden Preis. Er reduziert die Besetzung dieser Konzerte auch auf Streichquartett-Begleitung, bringt handschriftliche Kopien davon in Umlauf, damit sich gegebenenfalls auch der Amateur für den kammermusikalischen Gebrauch in den eigenen vier Wänden daran erfreuen kann.

Mozarts Subskriptionsunternehmen scheiterte
Die handschriftliche Ausgabe der drei Konzerte konnte zunächst direkt von Mozart, später dann von der Wiener Kopier- und Musikalienleihanstalt Johann Traeg bezogen werden, aber obwohl er den zuerst geforderten Preis von sechs auf vier Dukaten senkte, scheiterte Mozarts Subskriptionsunternehmen offensichtlich.

Er versuchte dann später ohne Erfolg, die drei Konzerte an einen Pariser Verleger zu verkaufen, 1785 wurden die drei Konzerte schließlich als Opus 4 bei Artaria in Wien veröffentlicht.

Hör-Tipp
Ausgewählt, jeden Mittwoch, 10:05 Uhr

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