Das Hörspiel des Jahres 2007

8. April 2017, 21:58

Peschina und Petschinka in "Von Tag zu Tag"

Die Entscheidung war klar und eindeutig. Mit großer Mehrheit wählte das Ö1 Publikum aus 27 Neuproduktionen die vom ORF gemeinsam mit dem NDR produzierte Hörspielbearbeitung von Heimito von Doderers "Strudlhofstiege" zum "Hörspiel des Jahres 2007". Platz zwei ging an die Hörspielfassung von Daniel Glattauers E-Mail-Roman "Gut gegen Nordwind" in der Bearbeitung von Alice Elstner, knapp gefolgt von Peter Roseis kritisch-poetischem Text "Amerika! Amerika!", bei dem Renate Pittroff Regie führte. Die Plätze vier bis zehn gingen an Hörspiele von Wolfgang Martin Roth, Manfred Schild, Marlene Streeruwitz, Markus Köhle, Reinhard Schrappeneder, Otto M. Zykan und Eberhard Petschinka.

Dramatisierung und Bearbeitung von Helmut Peschina

"Die Strudlhofstiege" ist eines der größten und ehrgeizigsten Hörspielprojekte, das im Wiener Funkhaus je realisiert worden ist. In der insgesamt siebenwöchigen Produktionszeit kamen unter der Regie von Robert Matejka insgesamt rund 40 Schauspielerinnen und Schauspieler zum Einsatz, darunter Peter Matic, Peter Simonischek, Joseph Lorenz, Stefano Bernardin, Brigitte Karner, Leslie Malton, Nicholas Ofczarek, Fritz Karl, Wolfgang Hübsch, Gerti Drassl, Michou Friesz.

Die Musik zur "Strudlhofstiege" stammt von Kurt Schwertsik, für die Dramatisierung und Bearbeitung zeichnet Helmut Peschina verantwortlich. Gesendet wurde der Dreiteiler mit einer Gesamtlänge von viereinhalb Stunden in Ö1 zu den Weihnachtsfeiertagen 2007. Aufgrund des großen Erfolges wurde das Hörspiel auch auf CD veröffentlicht.

Kritikerpreis an Eberhard Petschinka

Im Rahmen der "Langen Nacht des Hörspiels" am 29. Februar 2008 wurde im RadioKulturhaus erstmals der "Hörspiel-Kritikerpreis" vergeben. Literatur- und Kulturkritiker der "Salzburger Nachrichten", der "Presse", des "Standard" und des "Kurier" vergaben den Preis für das ihrer Ansicht nach "künstlerisch anspruchvollste und ansprechendste" Hörspiel des Jahres 2007. Die Wahl fiel auf ein Stück, das international bereits Karriere gemacht hat: Eberhard Petschinkas Papst-Satire "Santo Subito".

In dieser Koproduktion von ORF und MDR wird der Schauspieler Roberto Benigni vom Vatikan auserkoren, um am Sterbebett von Johannes Paul II. den Don Quixote zu spielen. Das "Wunder", das sich daraufhin ereignet haben soll, kann nach Ansicht der Kirchenväter den Prozess der Heiligsprechung des verstorbenen Papstes wesentlich beschleunigen.

Der 54-jährige Wiener Eberhard Petschinka wurde für "Santo Subito" vergangenen Herbst in Berlin bereits mit dem angesehenen "Prix Europa" ausgezeichnet. Ö1 strahlt "Santo Subito" am Samstag, den 1. März 2008, in der "Hörspiel-Galerie" ab 14:00 Uhr erneut aus.

Elisabeth Putz gewinnt "Track 5'"-Wettbewerb

In der langen Nacht des Hörspiels wurde aber nicht nur das "Hörspiel des Jahres" gekürt, das Publikum hatte Gelegenheit, aus den Finalisten des Kurzhörspiel-Wettbewerbs "Track 5'" den Gewinner zu wählen. Sieger in der Publikumsgunst ist "Kann denn Liebe Sünde sein" von Elisabeth Putz, den zweiten Platz belegt Ulrike Dubis mit ihrem Bekenntnis "Ich war nie eine Knödelkönigin", und den dritten Platz erreichte Hyun-ok Pang mit "Kaspar 1" nach einem Text von Peter Handke.

Erwin Steinhauer ist Schauspieler des Jahres

Seit 1997 wählt eine Fachjury aus ORF-Hörspielregisseurinnen und -regisseuren die Schauspielerin oder den Schauspieler des Jahres. Diesmal fiel die Wahl auf Erwin Steinhauer, der rund 40 ORF-Hörspiele durch seine Stimme und seine Persönlichkeit wesentlich geprägt hat. Die Laudatio hielt der Essayist und Kulturkritiker Franz Schuh, der soeben "Memoiren" veröffentlicht hat.

Steinhauer begann als Kabarettist, spielte am Burgtheater, wirkte in unzähligen Filmen und Fernsehserien mit und steht zur Zeit unter der Regie von Emmy Werner als widerständiger Karl Bockerer auf der Bühne des Landestheaters Niederösterreich in St. Pölten. Parallel dazu war und ist Erwin Steinhauer einer der gefragtesten Hörspielschauspieler.

Als "Schauspieler des Jahres 2007" folgt Steinhauer bisher Ausgezeichneten wie Rudolf Wessely, Michou Friesz, Martin Schwab, Bibiana Zeller, Peter Simonischek, Peter Matic uns Andrea Clausen.