Die Payer-Weyprecht-Gedächtnis-Expedition

Unterwegs durch Schnee und Eis

Christoph Höbenreich leitete im Jahr 2005 die "Payer-Weyprecht-Gedächtnis-Expedition" durch Franz Josef Land. Wie Julius Payer, versuchte das vierköpfige Team, nur mit Schlitten und Skiern den Archipel im nördlichen Eismeer zu durchqueren.

Der Österreicher Christoph Höbenreich leitete im Jahr 2005 die "Payer-Weyprecht-Gedächtnis-Expedition" durch Franz-Josef-Land. Gemeinsam mit seinem Tiroler Bergsteiger Kollegen Robert Mühlthaler und den beiden russischen Forschern Viktor Bojarski und Nikita Ovsianikov folgte eer den Spuren der k.k.-Forschungsreise anno 1873.

Wie Julius Payer versuchte dieses vierköpfige Team, nur mit Schlitten und Schiern den Archipel im nördlichen Eismeer zu durchqueren. Eines war den Abenteurern bald bewusst: Trotz modernster Ausrüstung ist eine Expedition in der Arktis ein riskantes Unterfangen. Unsichere Eisverhältnisse, angriffslustige Eisbären und unberechenbares Wetter waren nur einige Gefahren. Belohnt wurde das russisch-österreichische Team aber mit grandiosen Eindrücken einer abgeschiedenen Landschaft aus Schnee und Eis.

Zahlreiche Behördenwege

Zwölf Jahre hatte Christoph Höbenreich auf diesen Moment gewartet: endlich seinen Fußmarsch durch den Archipel im nördlichen Eismeer antreten zu können. Unzählige Behördenwege hatte er auf sich genommen, bürokratische Hindernisse überwunden und sich als Diplomat auf politischem Terrain bewegt, denn Franz-Josef-Land liegt heute in einem Militär-Sperrgebiet Russlands. In akribischer und hartnäckiger Überzeugungsarbeit gelang es dem Tiroler Geografen und Bergsteiger schließlich, die russischen Behörden von der Idee einer "Payer-Weyprecht-Gedächtnis-Expedition" zu überzeugen und eine Bewilligung für das Projekt zu erhalten. Im Frühling 2005 brachen Christoph Höbenreich und sein Team samt Hund Nanuk zu ihrer dreiwöchigen Polar-Expedition auf.

Das Blau der Eisberge

Grandiose Eislandschaften, Gebirge und Sunde beeindruckten die heutigen Expeditionsteilnehmer ebenso wie die einstigen Pioniere. Die arktische Fjordlandschaft, das Blau der Eisberge und das ganz besondere Licht des Nordens entschädigten sie für die Anstrengungen, die Kälte und die Gefahren, die es in dieser "ungeheuren Schneewüste", so Julius Payer, zu überwinden galt. Oft marschierten Höbenreich und sein Team in der arktischen Nacht, die taghell ist, da es tagsüber relativ warm war und das normalerweise eineinhalb Meter dicke Eis an manchen Stellen schon dünn wurde.

Besonders die sogenannten Polynjas, Wasserwirbel im Eis, die nicht zufrieren, stellten sich als große Gefahr heraus. Robert Mühltaler übersah eine Polynja, brach und stürzte ins eiskalte Wasser. Nur mit viel Glück konnte er sich selbst wieder aus dieser misslichen Lage, die ihm auch das Leben hätte kosten können, wieder befreien.

Durch den Austria-Sund zum Kap Tirol

"Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich." Zu dieser Erkenntnis kam auch Christoph Höbenreich auf seinem Marsch von der Insel Wilcek, über das Kap Tegetthoff, vorbei am Kap Frankfurt, durch den Austria-Sund zum Kap Tirol bis zum Kap Schröter. Das Gehen empfanden er und seine Begleiter als die intensivste Reisegeschwindigkeit. Weder durch Eisbären noch durch rasanet Wetterwechsel ließen sie sich aufhalten.

Drei Wochen waren Christoph Höbenreich, Robert Mühlthaler, Viktor Bojarski, Nikita Ovsianikov und der Samojed-Hund Nanuk in Franz-Josef-Land unterwegs. Täglich marschierten sie etwa sechs Stunden, machten jede Stunde eine kurze Pause, nach drei eine etwas längere. Nach sechs Stunden wurde ein Zeltlager errichtet, Schnee geschmolzen, um Suppe zu kochen und möglichst energiereiche Nahrung wie Speck, Nudeln und Butter zu sich zu nehmen, denn bei Temperaturen von minus 20 Grad verlangt der Körper nach Energie.

Ein Monat auf der Driftstation

Wie Julius Payer führte auch Christoph Höbenreich während der Expedition Tagebuch, veröffentlicht hat er diese Gedanken von unterwegs, gemeinsam mit vielen Fotos und historischem Material anno 1873 kürzlich in einem Bildband.

Christoph Höbenreich zieht es übrigens wieder in arktische Gefilde: Er wurde eingeladen, einen Monat lang auf einer russische Driftstation im Nordpolarmeer zu verbringen. Dort wird er als Assistent des (russischen) Stationsleiters fungieren und ein Team mit Ski und Schlitten zum Pol führen. Abreise ist am 30. März 2008.

Mehr dazu in oe1.ORF.at
Tirol liegt in der Arktis
Forschen statt entdecken

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 9. März 2008, 10:06 Uhr

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Buchtipp
Christoph Höbenreich, "Expedition Franz Josef Land. In der Spur der Entdecker nach Norden", Frederking & Thaler Verlag

Link
Franz Josef Land 2005