Österreichischer Tankerkönig in Hongkong
Helmut Sohmen
Er gehört zu den erfolgreichsten Auslandsösterreichern. Helmut Sohmen hat vor 20 Jahren von seinem chinesischen Schwiegervater eine der größten privaten Reedereien übernommen. Von den 150 großen Handelsschiffen sind die meisten Öl- und Erdgastanker.
8. April 2017, 21:58
Helmut Sohmen über Chinas Energieverbrauch
Helmut Sohmen gehört zu den erfolgreichsten Auslandsösterreichern. Er hat vor 20 Jahren von seinem chinesischen Schwiegervater eine der größten privaten Reedereien, die Worldwide Shipping übernommen. Bereits Yue-Kong Pao wurde "King of the Sea" genannt und spielte in einer Liga mit Aristoteles Onassis und Stavros Niarchos. Schwiegersohn Helmut Sohmen, ausgebildeter Jurist, der seine Frau Anna Pao während des Studiums in den USA kennen gelernt hat, wurde schnell in das Management des Familienkonzerns integriert.
Ausstieg und Wiedereinstieg
Vor der großen Tankerkrise Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts konnte er durch rechtzeitigen Verkauf eines Großteils der Flotte die Familie vor riesigen Verlusten bewahren. Später, als die Preise für Tanker im Keller waren, kaufte er sich wieder in die Reedereibranche groß ein.
2003 kaufte Sohmen mehrheitlich die norwegische Bergesen-Reederei, seither nennt sich sein Schifffahrtsimperium Bergesen-Worldwide (BW). Von den über 150 großen Handelsschiffen sind die meisten Öl- und Erdgastanker. Mit im Spitzenmanagement auch sein Sohn Andreas Sohmen-Pao. Er leitet die Division der Erdgastanker, sie gilt als Zukunftssparte.
Entwicklung am Reedereimarkt
Helmut Sohmens wirtschaftliche Heimat ist Hongkong, die Schwerpunkte der Geschäftstätigkeit der BW-Reederei sind aber in Singapur und in Oslo. Für die nächsten Jahre rechnet Sohmen wieder mit einem Nachgeben der jetzt extrem hohen Frachtraten wegen der hohen Ölnachfrage, weil viele neue Tanker gebaut werden und wegen der erwarteten Konjunkturdelle die Nachfrage nach Schiffsraum sinken wird. Helmut Sohmen engagiert sich besonders in der International Tanker Owners Pollution Federation, die bei Tankerunfällen in aller Welt technische Hilfe anbietet. Er kämpft gegen den schlechten Ruf der Tankerbranche als Gefahr für die Umwelt.
Einschätzung der chinesischen Entwicklung
Helmut Sohmen ist einer der wenigen Ausländer, die einen chinesischen Familienkonzern von innen kennen. Sohmen ist daher auch ein profunder Kenner Chinas.
Das rasante Wachstum Chinas sieht Sohmen als Kombination von schnellen Entscheidungen im kommunistischen Einparteiensystem, von der pragmatischen Lebenseinstellung der Chinesen und von außenpolitischem Ehrgeiz. Trotzdem werden chinesische Staatsfonds nicht mit Milliardeninvestitionen politische Ziele verfolgen, es sei denn es geht um die Sicherheit der Energieversorgung. Wachstum und Wohlstand bleiben wirtschaftspolitisch im Vordergrund, der Führung seien aber die Umweltprobleme durchaus bewusst. Bis zu einer wirksamen Umweltpolitik wird es allerdings noch dauern, bis die Mittel und die Technologien zur Verfügung stehen.
Das gegenwärtige kommunistische System stützt sich - wegen des steigenden Wohlstandes - auf die Zustimmung der Bevölkerung, sagt Sohmen. Es wird zu einer gewissen Liberalisierung kommen, allerdings nicht nach dem Muster westlicher Demokratien. Auch Europa habe seine totalitäre Vergangenheit und dürfe, so Sohmen, anderen Ländern wie China nicht ihre eigene Entwicklung absprechen.