Kommunikationsförderer Handy

Entwicklungszusammenarbeit

Verfolgt man die rasante Entwicklung der Neuen Medien, staunt man ob der vielfältigen Aspekte, die sie bieten. Sie bescheren der Menschheit Fortschritt, indem sie uns global und jederzeit Kommunikation ermöglichen.

Im fernen Afrika, hat eine deutsche Studie einmal erforscht, wird die Informations- und Kommunikationstechnologie fleißiger genützt als wir das hierzulande so annehmen. Angeblich sind Mobiltelefone, Computer und Internet südlich der Sahara weit verbreitet und spielen in "Prozessen des gesellschaftlichen Wandels sowie der demokratischen Entwicklung" eine wichtige Vermittlerrolle.

Inwieweit sich YouTube und Genossen in hiesigen demokratische Strukturen bemerkbar machen, weiß ich nicht. In unserem Land kennen sich aber schon Minderjährige so gut aus mit dem Zeug, dass uns Erwachsenen die Kinnlade offen bleibt. 11-Jährige verschicken Fotos mit Handys, laden Logos herunter, sehen fern auf den Dingern oder schießen Außerirdische ab. Präpubertierendenstatussymbol Nummer eins, nennen es Wissenschaftler.

Während das Mobiltelefon also für viele Kinder das erste Computermedium darstellt, ist es für Menschen fortgeschrittenen Alters vielleicht das letzte. Sagen vier meiner Tanten (Altersschnitt 68) nach Tante Gretens jüngstem Abenteuer:

Meine Tante Grete kommt nach Wien. Wien ist voll mit anderen Tanten und allen ist gemein, mobile Telefone zu besitzen, die ihre Flexibilität garantieren sollen.

Sie verabredet sich mit Tante Hanni am Haupteingang der Oper. Findet sie aber nicht. Tante Grete ruft mich an. Sie steht dort, wo der J-Wagen ist. Sie hat aber Tante Hannis Nummer nicht. Große Aufregung. Ihre Stimme klingt verzweifelt.

Gut. Ich sage ihr, sie soll zum Haupteingang Oper gehen. Rufe Tante Hanni an und richte ihr das aus. Ja eh, sagt Tante Hanni, sie wartet schon eine halbe Stunde. Erreicht aber immer nur Tante Gretes Mailbox. Tante Hanni bittet mich, Tante Grete auszurichten, in der Nähe des Haupteinganges bei der Rolltreppe zu warten.

Gut. Ich habe Tante Hanni also auf einer Leitung, rufe Tante Grete parallel vom Festnetz aus an. Sie hebt ab, nachdem ich ihr drei Mal auf die Mailbox gesprochen habe. Ich erkläre ihr, dass Tante Hanni seit einer halben Stunde vor dem Haupteingang der Oper wartet, wo sie denn bleibt und warum sie per Handy nicht erreichbar ist.

Große Aufregung. Sie versteht das nicht, weil sie ja gegenüber vom Haupteingang der Oper wartet. Vor dem Hotel Bristol.

Gut. Ich erkläre ihr den Weg vom Bristol via unterirdische Passage zum Haupteingang der Oper. Ob ich nicht, fragt Tante Grete, inzwischen Tante Hanni anrufen kann und ihr das erkläre.
Nein, sage ich, sicher nicht.

Gut. Tante Grete ist aufgeregt und fährt die Rolltreppe hinunter und wieder hinauf. Inzwischen versucht Tante Hanni Tante Grete zu erreichen und spricht mit ihrer Mailbox.

Und dann sieht Tante Grete Tante Hanni. Sie gehen Kaffee trinken und melden sich nicht mehr. Wahrscheinlich reden sie über mich.

Wenn Kinder mit Hilfe ihrer Handys auf Schulhöfen Mamas Abbild am gespeichertem Foto in ein Alien verwandeln oder selbst produzierte Videos demokratische Entwicklungen fördern, ist Forschern das eine Studie wert, und sie nennen das ganze intermediale Perspektive. Wenn die Medientechnologie für intensivste persönliche Kommunikation sorgt wie bei Grete und Hanni, interessiert das keine Sau. Schade.