Der Erste-Deal im Rückblick

Wiener Städtische Versicherung

Mit dem Kauf des Versicherungsgeschäftes von der Erste Bank ist die Wiener Städtische Versicherung in Osteuropa endgültig Nummer eins geworden und hat sogar die deutsche Allianz auf Platz zwei verwiesen.

Günter Geyer über Fragen zur Pensionsversicherung

Mit dem Kauf des Versicherungsgeschäftes von der Erste Bank ist die Wiener Städtische Versicherung in Osteuropa endgültig Nummer eins geworden und hat sogar die deutsche Allianz auf Platz zwei verwiesen. Die Wiener Städtische hat in 10 Jahren in 20 Ländern über 50 Versicherungsunternehmen erworben.

Versicherungsboss Günter Geyer erklärt im Interview, wie man durch geschicktes Management lokale Märkte aufrollt: Spitzenmanager kommen aus dem Land selbst und werden nicht aus der Zentrale importiert, Gewinne werden im Land investiert und nicht abgezogen, und den Kunden bleibt das vertraute Erscheinungsbild, der österreichische Konzern hält sich im Hintergrund. Die Wiener Städtische gewinnt so vor allem bei den Privatkunden Vertrauen und damit Marktanteile.

Langfristiges Wachstum

Günter Geyer sieht gerade bei den Privatkunden in Osteuropa Aufholbedarf, zunächst bei Wohnung und Auto, später dann bei der Personenversicherung. Obwohl Osteuropa bei den internationalen Investoren etwas aus der Mode gekommen ist, sieht Geyer die Wachstumsaussichten ungebrochen. Der Aufholprozess in Osteuropa wird, so Geyer, noch etwa 20 Jahre lang dauern. Das Risiko schätzt er gering ein, denn viele Länder sind bereits EU-Mitglieder.

Weitere Expansionsschritte plant Geyer in der Ukraine, in Polen und in Ungarn. Die Marktführerschaft in Russland strebt Geyer nicht an, weil das Land so groß ist, aber unter den ersten will er mit der Vienna Insurance Group schon sein.
Auch in der Wiener Konzernzentrale wurden durch die Ostexpansion mehrere hundert Arbeitsplätze geschaffen. Geyer bedauert, dass die Österreicherinnen und Österreicher trotz der wirtschaftlichen Erfolge der EU-Osterweiterung immer noch skeptisch gegenüberstehen.

Kein Allfinanzkonzern
Der Kauf der s-Versicherung von der Erste Bank zu 1,45 Milliarden Euro wird zu einem großen Teil durch eine Kapitalerhöhung der Wiener Städtischen, jetzt Vienna Insurance Group, finanziert. Generaldirektor Geyer setzt diesen Schritt bewusst selbst in Zeiten mit schwachem Börseumfeld. Er will damit ein Signal setzen und demonstrieren, dass ein verlässliches Management auch in unsicheren Zeiten zum Erfolg führt. Geyer betont die Gemeinsamkeiten mit der Erste Bank, die nach wie vor ein enger Kooperationspartner sein wird. Eine Fusion zwischen der Bank und der Versicherung schließt Günter Geyer aus. Dazu seien die Geschäftsfelder zu unterschiedlich. Erste Bank und Wiener Städtische rücken damit vom Konzept eines Allfinanzkonzerns deutlich ab.

Der Versicherungsboss privat
Günter Geyer nennt als seine persönliche Stärke, zuhören zu können. Informelle Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hält er für eine wertvolle Informationsquelle. Als Grundsätze im Geschäftsleben und im Privatleben nennt er Partnerschaft, klare Ziele und Respekt vor dem Anderen. Günter Geyer ist 65, sein Vertrag als Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group läuft noch bis zum Jahr 2011. Wenn es seine Gesundheit erlaubt und der Aufsichtsrat zustimmt, meint Geyer, würde er nochmals kandidieren.

Mehr zum Verkauf der s-Versicherung an die Vienna Insurance Group in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 4. April 2008, 9:45 Uhr

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