"Intelligente" Gegenstände

Das Internet der Dinge

Technikvisionäre überlegen schon lange, wie es wäre, wenn der Kühlschrank Milch nachbestellen könnte oder der Regenschirm die Wettervorschau kennen würde. Dafür müssten viele Gegenstände Mikrochips eingebaut haben und Informationen austauschen können.

"The most profound technologies are those that disappear. They weave themselves into the fabric of everyday life until they are indistinguishable from it." (Die tiefgreifendsten Technologien sind jene, die verschwinden. Sie weben sich in den Stoff des täglichen Lebens, bis sie nicht mehr davon unterschieden werden können.) Das schrieb Mark Weiser, Wissenschaftler am Xerox Forschungszentrum in Palo Alto in Kalifornien im Jahr 1991 in seinem Aufsatz mit dem Titel "The Computer for the 21st Century".

In diesem Aufsatz verwendete Mark Weiser erstmals den Begriff "Ubiquitous Computing" - also das allgegenwärtige Rechnen. Computer würden im 21. Jahrhundert nicht mehr die grauen Kästen sein, die auf unseren Schreibtischen stehen, war seine Vorstellung, sondern im Hintergrund verschwinden, zu einer ruhigen Technologie werden.

Viele Begriffe - eine Idee

Mark Weiser arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 1999 gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen bei Xerox PARC an dieser Idee, die von zahlreichen anderen Forschern aufgegriffen und teilweise unter anderen Namen und etwas anderen Schwerpunkten weiterentwickelt wurde.

Neil Gershenfeld vom MIT Media Lab in Boston sprach beispielsweise von "things that think", gebräuchlich wurden auch die Begriffe "ambient intelligence", "pervasive computing" oder "internet for things". Vergangene Woche wurde in Zürich die erste Konferenz für Forschung und Industrie mit dem Titel "The Internet of Things" abgehalten, veranstaltet von der ETH Zürich, der Universität St.Gallen und dem MIT.

Dinge, die selbständig kommunizieren

Der Begriff "Internet der Dinge" besagt zum Teil schon, was die Vision ist: Dinge - also Alltagsgegenstände, Gebäude, der öffentliche Raum, Umweltsensoren - sollen mit Elektronik ausgestattet und miteinander zu einer Art Internet vernetzt werden. Um einfach bedienbar zu sein, sollen sie allerdings nicht Bildschirm, Tastatur und Maus haben, sondern sich möglichst selbst konfigurieren, selbst warten und selbstständig mit anderen Dingen in Verbindung treten.

Das Internet der Dinge wird vermutlich schleichend kommen, denn schon heute sind in unzähligen Alltagsgegenstände wie Telefonen, Fernbedienungen, Kaffeemaschinen, Heizungen oder Autos Mikrochips eingebaut - sie sind bloß zumeist noch nicht miteinander vernetzt.

Viele Vorraussetzungen müssen geschaffen werden

Die Herausforderungen zur Realisierung des Internets der Dinge sind mannigfaltig. Es müssen die geeigneten Plattformen und Protokolle geschaffen werden, damit unterschiedlichste Geräte von unterschiedlichsten Herstellern miteinander kommunizieren können. Es müssen auch ausreichende Bandbreiten geschaffen werden und all das darf nicht zu teuer werden, weil es sich ja im Grunde um Alltagsgegenstände handelt.

Wichtig ist auch, dass die Minicomputer möglichst wenig Energie brauchen, denn sie werden ja großteils nicht am Stromnetz hängen und man möchte nicht jeden zweiten Tag die Batterien wechseln. Es müssen außerdem Methoden zur Verhinderung von Spam, Datendiebstahl, Missbrauch und Verletzung der Privatsphäre entwickelt werden.

Und nicht zuletzt muss geklärt werden, welche "intelligenten" Dinge die Menschen überhaupt wollen und wie man diese Dinge so gestalten kann, dass sie einfach benutzbar sind.

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 6. April 2008, 22:30 Uhr

Buch-Tipps
Edgar Fleisch, Friedemann Mattern (Hg), "Das Internet der Dinge. Ubiquitous Computing und RFID in der Praxis", Springer 2005

Christoph Rosol, "RFID. Vom Ursprung einer (all) gegenwärtigen Kulturtechnologie", Kadmos 2007

Links
Konferenz Internet of Things
Aufsatz von Mark Weiser
Friedemann Mattern
RFID-Informationen der EU
RuBee

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