M-ars gegen Posterkunst

Lassen Sie Gustav Klimt nicht hängen

Die Lust auf frische Gegenwartskunst scheint eher beschränkt in Österreichs Köpfen. Da hängt man sich schon lieber den Nachdruck eines bekannten Werkes an die Wand- man ist ja Kunstliebhaber. Der Kunstsupermarkt M-ars unternimmt etwas dagegen.

Eine Revolution ist im Gange. Die Zentrale: Wien, Westbahnstraße 9 im 7. Bezirk. Die Anhänger schlendern durch den künstlich beleuchteten Raum. Im Hintergrund läuft "Wir sind Helden" Ein Zufall?

Hier ein Sofa, da ein Sessel. Die gemütlichste Einkaufshalle der Welt. Doch statt nach Gebrauchsgegenständen und Nahrung hält man hier Ausschau nach Kunst. Der M-ars Kunstsupermarkt ist jung, das Konzept klar definiert und der Erfolg spricht für sich.

Revolutionsführer und Gründer Christian Smretschnig feiert am 26. April den ersten Geburtstag seiner etwas anderen Galerie: "Vorrangiges Ziel ist, dass man junge Künstler und sehr gute Autodidakten, die sonst nicht in Galerien zu sehen sind, dazu animiert, ihre Sachen auszustellen und für diese Kunstwerke Liebhaberinnen und Liebhaber zu finden. Und gleichzeitig eben diesen Menschen die Möglichkeit bietet, Gegenwartskunst zu sehr moderaten preisen zu erwerben."

Supermarktkuratorium

Vorbei also die Zeit, als ein Künstler um einen Galerieplatz betteln musste. Eingereicht, etikettiert und schon ist der Kunstmarkt um ein Werk reicher. Natürlich steht auch hinter dem M-ars ein Kuratorium, denn Kunst ist nicht gleich Kunst und auch ein Supermarkt nimmt nicht alles ins Sortiment auf.

"Die Aufgabe des Kuratoriums ist es, einerseits Künstler, die sich bewerben anzusehen, Statements dazu abzugeben- positiv oder negativ. Andererseits selbst Künstler vorzuschlagen, die bei M-ars ausstellen. Aus diesem Fundus generiert sich unser Angebot", erläutert Christian Smretschnig.

Innovation statt Aversion

Neben Installationen und Auftragsarbeiten steht M-ars vor allem für Innovation. Im Justizzentrum in Wien Mitte können Kunstwerke beispielsweise per SMS gekauft werden. Die neueste Aktion nennt sich "Lassen Sie Gustav Klimt nicht hängen!". Hinter diesem Titel verbirgt sich eine Kunstrückholaktion für kopierte Posterkunst. Warum ein falscher Klimt, wenn man einen echten Jörg Auziger, Udo Fon und Stefan Palaver haben kann.

Für die Rückgabe einer Posterkopie gibt es einen Zehn-Euro-Gutschein für den Supermarkt und die Garantie auf Anonymität. Noch bis zum 16. April können seelenlose Kuss-Poster gegen interessante Gegenwartskunst eingetauscht werden.

Die abgegebenen Werke werden an die renommierte Künstlergruppe Gelitin weitergereicht, die aus alter Fake Kunst wieder Neues schafft.

Hör-Tipp
Leporello, Dienstag, 8. April 2008, 7:52 Uhr

Link
M-ars