Taijiquan und Qi

Mönche, Schwerter, Samurai

Bis ins 19. Jahrhundert wurden die traditionellen asiatischen Kampfkünste auf dem Schlachtfeld eingesetzt. Heute werden sie in veränderter Form für die körperliche und seelisch-geistige Gesundheit praktiziert.

Wer in einer chinesischen Stadt frühmorgens einen Park aufsucht, trifft auf zumeist ältere Menschen, die in aller Ruhe Taiji üben. Langsam und gelassen vollführen sie diese Körperübungen, denen so gar nichts Kämpferisches anzuhaften scheint. Dennoch zählt Taiji - oder, wie es korrekt heißt, Taijiquan -zu den asiatischen Kampfkünsten.

Diese haben in China eine sehr lange Tradition. Einen legendären Ruf erlangte insbesondere das Shaolin-Kloster, dessen Mönche von Kaisern zur Landesverteidigung und zur Aufrechterhaltung der inneren Landesordnung eingesetzt wurden.

Ursprünglich für den Kampf entwickelt

Taijiquan ist wesentlich jünger als die Shaolin-Kampfkünste. Der Schöpfer des Taijiquan, der pensionierte General Chen Wanting aus dem 17. Jahrhundert, entwickelte Taijiquan als eine damals noch auf reelle Kämpfe ausgerichtete Technik. Doch die Verbreitung von Feuerwaffen und das Eindringen der Europäer im 19. Jahrhundert machten die traditionelle Kampfkunst für das Schlachtfeld bald ungeeignet.

Innerhalb des Taijiquan wurden neue Formen entwickelt und härtere, aggressivere weggelassen. Der besonders weiche und fließende Yang-Stil ist heute weltweit der beliebteste Stil geworden. Ähnliche Entwicklungen waren auch in Japan zu beobachten. Das Ziel der Kampfkünste ist heute die Aufrechterhaltung der körperlichen und geistig-seelischen Gesundheit.

Das Qi

Ein Schlüsselbegriff ist das Qi. Qi wird häufig mit Energie oder Lebenskraft übersetzt, geht jedoch weit darüber hinaus, weswegen Wissenschafter heutzutage dafür plädieren, es unübersetzt zu lassen.

Die Beschäftigung mit dem Qi hat in China eine lange Tradition, ebenso die Entwicklung von Körper- und Atemübungen für ein möglichst gesundes und langes Leben. Diese Techniken wurde lange mit dem Begriff Yang Sheng - das Leben nähren - bezeichnet.

Wann sich Yang Sheng - Techniken mit verschiedenen Kampfkünsten vermischten und vereinten, ist - wie so vieles in der Geschichte der Kampfkünste - umstritten. Aus der Qing-Dynastie, die von 1644-1911 herrschte, ist jedenfalls eine Vielzahl von Texten erhalten, die auf eine Beziehung von Yang Sheng und Kampfkunst hinweisen.

Leben zwischen Polaritäten

Zentrale Konzepte des Taiji sind die Konzentration auf das Hier und Jetzt und auf den steten Wandel, wie ihn das Prinzip des Yin und Yang zum Ausdruck bringt. Yin und Yang ist ein Grundkonzept der chinesischen Philosophie.

Aus dem Dao als dem Urgrund des Seins geht die Zweiheit hervor, das Yin und das Yang, aus deren Wandlungen, Bewegungen und Wechselspielen dann die Welt entsteht. Demgemäß ist das Leben Bewegung zwischen den Polaritäten - zwischen oben und unten, hart und weich, hell und dunkel, usw. Im Taiji lernt man dieses Prinzip über den Körper zu verstehen und zu fühlen. Das Training der Körperwahrnehmung führt zu einer Veränderung der gesamten Wahrnehmung.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 14. April bis Donnerstag, 17. April 2008, 9:30 Uhr

Buch-Tipps
Robert Egger, Hartmut Zwick u.a., "Mehr Energie durch Shaolin Qigong", Springer-Verlag

Kai Filipiak, "Die chinesische Kampfkunst - Spiegel und Element traditioneller chinesischer Kultur", Leipziger Universitätsverlag

Shi Xinggui, "Shaolin Qi Gong. Energie in Bewegung", Koha-Verlag

Links
Paris Lainas
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